Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 9

zm 111, Nr. 9, 1.5.2021, (774) JUGENDZAHNPFLEGE IN KITAS UND SCHULEN UNTERSTÜTZEN Zum Editorial „Schrecken ohne Ende?“, zm 8/2021, S. 3. Ihre Besorgnis um die Zahnärzteschaft wegen Corona erfreut mich. Nun war aber der Zahnärzteschaft und ihren Teams – Gott sei Dank – schon lange vor Corona bekannt und erprobt, dass Masken vor Übertragung sogar wesentlich schlimmerer Krankheiten schützen. Insofern traue ich den Kolleginnen und Kollegen ein enormes Potenzial zu, diese Krise zu überwinden. Eine Chance sehe ich durch den Einschnitt zum Beispiel in der Jugendzahnpflege. Deren geniales Grundprinzip besteht darin, die Kinder selbst zu lehren, ihre Zähne zu erhalten. Eine ganze Generation von Eltern hat dies in den fast 40 Jahren ihres Bestehens bereits gelernt. Programme zusammen mit den Hebammen informieren über das Putzen durch die Eltern ab dem ersten Zahn. Als aktivem Mitglied der ersten Stunde zeigen mir immer wieder Eltern stolz Kinder mit naturgesunden Gebissen und bedanken sich für die Informationen. Das motiviert. Corona könnte uns zum Nachdenken anregen, ob wir wirklich ErzieherInnen und mehr als 80 Prozent Kinder von informierten Eltern mit täglichem Zähneputzen in Kitas belasten müssen. Neun von zehn ErzieherInnen sind froh und dankbar, wenn ihnen diese zusätzliche Aufgabe nicht aufgebürdet wird. Warum schicken wir nicht unter Aufsicht der zahnärztlichen Paten unsere kompetenten Fachangestellten, FachassistentInnen und DentalhygienikerInnen zu – sagen wir zwei Wochen dauernden – praktischen Kursen in Kindertagesstätten und Schulen? Bei den Schuluntersuchungen werden dort Kinder mit Förderungsbedarf erkannt. In den Kindergärten erhielten einige mehr als sie eigentlich brauchen. ErzieherInnen und LehrerInnen wären entlastet. Die Teams mach- ten das aus der Praxis gewohnte – mit noch mehr Engagement, Freude und Kompetenz als ohnehin schon! Paul Peter Baum, Vorstandsmitglied der Kreis-Jugendzahnpflege, Obmann der Zahnärzteschaft im Kreis Neuwied BLEACHING TREND IST NICHT GESUND Zum Beitrag „Die zm-Kolumne rund um die relevanten Praxisfragen: Pandemiegewinner Bleaching: Investitio- nen in die eigene Ästhetik (1)“, zm 7/2021, S. 70-72. Sehr geehrter Herr Henrici, Ihre Kolumne verfolge ich mal mehr, mal weniger intensiv. Bei diesem Artikel musste ich allerdings genauer hingucken. Natürlich müssen wir Zahn- ärzte immer auch einen betriebswirtschaftlichen Blick auf die Dinge haben, vor allem während dieser schwierigen Phase der Pandemie. Dies allerdings, wie hier empfohlen, auf dem Rücken der jungen und zurzeit gebeutelten, velleicht gelang- weilten Leute austragen zu wollen, finde ich unverantwortlich. Ein Bleaching per se ist fachgerecht angewendet in der Regel nicht schädlich und gegen eine Anwendung zum Beispiel vor einer Hochzeit oder Ähnliches ist doch auch nichts einzuwen- den. Ein medizinischer Nutzen ist hingegen ausgeschlossen. Auch eine Aligner-Therapie kann subjektiv „verschönern“ und hat ihre Berechtigung. „Gesund und vital“, wie Sie es beschrei- ben, wird davon allerdings keiner. Größere Sorge bereitet mir an diesem Artikel, dass jungen Menschen von vielen Seiten heutzutage ein völlig unrealistisches Schönheitsideal präsentiert wird und wir dies mit solchen Maß- nahmen noch unterstützen. Wenn wir uns auf dieses Niveau begeben, indem wir jungen Menschen vermitteln, dass es erstrebenswert sein sollte, sich an BibisBeautypalace, anderen Influencern oder sogar Dieter Bohlen zu orientieren, brauchen wir uns am Ende nicht zu wundern, wenn wir als Zahnärzte unseriös wirken und als Mediziner, die wir eigentlich sind und sein sollten, nicht mehr ernst genommen werden. Jedem Kollegen, dessen Praxissituation es erfordert, dermaßen aggressiv Zahnaufhellung und kosmetische Maßnahmen zu vermarkten, um noch ein paar Euro mehr zu erzielen, empfehle ich, einen Kosmetiksalon zu eröffnen. Ich denke, es würde der Zahnärzteschaft insgesamt gut tun, wenn wir wieder mehr als Ärzte und Heilkundige agieren, und als solche ist es unsere Aufgabe, jungen Menschen den psychologischen Druck, der in den den sozialen Medien vermittelt wird, zu nehmen und klarzustellen, dass genau dieser Trend eben nicht „gesund“ ist! Jannik Gutsmann, Aerzen Leserforum Foto: stock.adobel.com Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahren- de Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief an: leserbriefe@zm-online.de oder Redaktion: Zahnärztliche Mitteilungen, Behrenstraße 42, 10117 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht.

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