Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (880) Dass eine optimale Zahnmedizin neben guter Mundgesund- heit auch die Umweltbelastung berücksichtigen sollte, ist ein essenzielles Statement – dass der Weltzahnärzteverband dies zu Leitlinien für eine nachhaltige Zahnmedizin erklärt, betont die Dringlichkeit dieser Aussage. In dem oben genannten zm-Artikel wird sehr detailliert aufgeführt, was jeder Einzelne in der Praxis und im alltäglichen Behandlungs- ablauf beachten kann, um die Umwelt zu schonen. Die angefügte Tabelle hilft einem, nicht den Überblick zu verlieren. Das nenne ich mal übersichtliches und berufs- nahes Qualitätsmanagement – ein Dank an die beiden Autoren. Nachhaltigkeit bedeutet für mich auch: effektives Recyceln. Viele zahnmedizinische Produkte sind unbestritten Einmal- artikel. Die zeittypischen FFP-2-Masken sind ein sehr komplexes Produkt und die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Möglichkeiten und Grenzen der Wiederverwendung sind noch unzureichend erforscht. Entsorgt werden müssen sie in den Restmüll (Verbrennung) – sonst rufen sie ein ähnliches Problem hervor wie die Plastiktüten, weil sie sich mit den enthaltenen synthetischen Fasern nicht vollständig zersetzen, sondern als Mikroplastik in unseren Gewässern verteilen. Wenn ich an die vielen Milliarden Masken denke, die tagtäglich als Abfall anfallen, wird mir schwindelig. Die Pandemie scheint in eine regelrechte ‚Mülldemie‘ auszuufern. Es muss dringend nach Auswegen gesucht werden. Frankreich hat 2019 schon effektiv damit angefangen: Das Start-up-Unternehmen Plaxtil sammelt gebrauchte Einwegmasken und verarbeitet sie nach einer quarantäne- mäßigen Reinigung zu Plastik. Unter anderem werden aus den gereinigten, zerkleinerten Masken Kunststoffvisiere hergestellt. Der südkoreanische Student Kim Ha-neul verarbeitet Mundschutze zu hippen Stapelhockern – wofür er gerade in der Branche gefeiert wird. Die Hocker ähneln dem Klassiker von Ikea – für ein Hocker-Bein verwendet Ha-neul ca. 250 Masken, für die Sitzfläche ca. 750. Das Kunststoffvlies und die Polypropylenfilter schmilzt er mit einer Heißluftpistole ein – natürlich mit Mundschutz im Gesicht. Der italienische Künstler Tobia Zambotti dagegen hat eine ‚Couch-19‘ designt – eine Anspielung auf COVID-19. Gemeinsam mit den Bewohnern seiner Heimatstadt Pergine Valsugana sammelte er für die Sofafüllung 10.000 gebrauchte und anschließend desinfizierte Masken. Mit dem Prototyp will er auf die Umweltverschmutzung durch achtlos weggeworfene Einmal- masken aufmerksam machen. Würden hierzulande die Masken gesondert gesammelt werden, könnte daraus nach Reinigung und Desinfektion brauchbares, wieder- verwertbares Kunststoffmaterial geschaffen werden – ein interessantes Start-up-Modell, wie ich finde. Warum nur ist im umweltbewusst grünen Deutschland noch keiner darauf gekommen? Dr. Ruth Struck, Bergisch Gladbach TITELFOTO ICH BIN FROH, DASS WIR KEINE PROKTOLOG*INNEN SIND Zum Titelbild der zm 9/2021 vom 1.5.2021 Zu meiner Freude war auf dem Titelbild der letzten Ausgabe ein neutrales Foto zweier in die Arbeit vertieften Kollegen. Zu meiner Freude – weil ich dann mal wieder keine Sorge um das Wohlergehen des Briefzustellers und das meiner Frau haben muss. Denn häufig titeln Sie mit sehr anschaulichen und großformatigen Abbildungen z. B. von Parodontitis oder Perimplantitis, sehr oft sehr schön blutig. Für den zahnmedizinisch nicht Versierten mehr oder weniger ekelerregend, so etwas zu sehen. Auch als Auslage auf dem Wohnzimmertisch fordert die zm bei Familienmitgliedern und Gästen gelegentlich ein gewisses Maß an Resilienz. Insofern bin ich ja froh, dass wir Zahnärzt*Innen und keine Proktolog*Innen sind. Ralph Lehmann, Kassel GREEN DENTISTRY BESSER RECYCELN STATT „MÜLLDEMIE“ Zum Beitrag „Nachhaltige Zahnmedizin: Grün ist Trumpf“, zm 8/2021, S. 66–72. 10 | LESERFORUM

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