Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (890) nung mit Affektion des N. alveolaris inferior sowie der Wurzelspitzen der Zähne 47 und 46 wurde sich nach Abwägung der perioperativen Risiken in enger Absprache mit den Eltern und dem Patienten gegen eine primäre Zystektomie mit Entfernung des ex- trem verlagerten Zahnes 48 entschie- den. Eltern und Patient bevorzugten – trotz absehbar längerer Behandlungs- zeit – die primäre Verkleinerung der Zyste mittels Obturatortherapie. Das histopathologische Gutachten er- gab die Diagnose einer Keratozyste. Daher erfolgte bereits nach drei Mo- naten eine Verlaufskontrolle mittels OPG, um ein Ansprechen auf die Therapie sicherzustellen. Nach sechs Monaten bereits war die Ausdehnung der Keratozyste so weit regredient, dass die vollständige Entfernung des Restbefunds sowie des Zahnes 48 mit risikoarmem Anfrischen des um- liegenden Knochens in ambulanter ITN erfolgen konnte (Abbildung 5b). Die Zähne 18, 28 und 38 wurden da- bei ebenfalls entfernt. Die Sensibilität der Unterlippe sowie der Zähne 46 und 47 konnte erhalten werden. Die Ver- laufskontrolle nach einem weiteren halben Jahr zeigte eine gute knöcherne Durchbauung des ehemaligen Defekts im Bereich des Kieferwinkels rechts und der Patient blieb weiterhin be- schwerdefrei (Abbildung 5c). Fall 3: Ein 52-jähriger Patient stellte sich mit Überweisung und Bitte um Therapie einer zystischen Raumforderung im Bereich des rechten Kieferwinkels über unser MVZ vor (Abbildung 6a). Aufgrund der erhöhten Frakturgefahr bei einem weit nach kaudal verlager- ten Zahn 48 entschied sich der Patient nach entsprechender Aufklä- rung für das mehrzeitige Verfahren mittels Zystostomie. Die Versorgung erfolgte in diesem Fall mit einem nicht zahngetragenen Obturator, der lediglich mittels eines Gingiva- schildes ins Vestibulum eingelagert war. Der Patient kam damit nach initialer individueller Einpassung gut zurecht. Die radiologischen Kon- trollen erfolgten nach histologischer Sicherung einer follikulären Zyste halbjährlich zur Sicherung des The- rapieerfolgs. Bei nach elf Monaten deutlich regredientem Befund konnte die Zystektomie und operative Entfer- nung des Zahnes 48 in ambulanter Allgemeinanästhesie durchgeführt werden, wobei keine perioperativen Komplikationen auftraten (Abbil- dung 6b). Besonders hervorzuheben ist die Wanderungsbewegung des Zahnes 48 nach koronal. Abbildung Abb. 6a: Ausgangsbefund: Extrem verlagerter Zahn 48 mit Lage des Apex kaudal des Unterkieferunterrandes Abb. 6b: Präoperativer Befund vor operativer Entfernung des Zahnes 48 mit follikulärer Zyste nach elf Monaten: deutliche Reduktion der zystischen Läsion mit Bewegung des Zahnes nach koronal und basaler Knochenneubildung Quelle: MKG Charité Quelle: MKG Charité Quelle: MKG Charité Abb. 6c: Verlaufskontrolle sieben Monate postoperativ mit progredienter knöcherner Durchbauung des Defekts PROF. DR. MED. DR. MED. DENT. BENEDICTA BECK-BROICHSITTER Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin Foto: Franz Hafner 20 | ZAHNMEDIZIN

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