Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (903) Nach der ausführlichen klinischen Untersuchung des Befunds wurde eine Sonografie durchgeführt. Dort zeigte sich eine ovoide Raumforderung in- homogener Echogenität mit zentral hypo- und peripher isoechogenen Bereichen (Abbildung 2). Mit der initialen Verdachtsdiagnose einer Neoplasie, differenzialdiagnos- tisch einer thrombosierten arterio- venösen Malformation oder eines Hämangiolymphoms wurde die Indi- kation zur Durchführung einer Com- putertomografie gestellt. Hier zeigte sich eine randständig kontrastmittel- aufnehmende lobulierte Raumforde- rung im Mastikatorraum links mit einem maximalen Durchmesser von 41 mm und knöcherner Arrosion der Hinterwand des Sinus maxillaris. Bei Vorliegen von T2-hyperintensen Sig- nalen wurden die Verdachtsdiagnosen eines Plattenepithelkarzinoms oder eines Chondrosarkoms, differenzial- diagnostisch eines entzündlichen Prozesses gestellt (Abbildung 3). Allgemeinanamnestisch gab es keine Auffälligkeiten, der Patient war Nicht- raucher und nahm keine Medika- mente ein. In Anbetracht des weiterhin unklaren Prozesses wurde die Indikation zur operativen Resektion des Tumors ge- stellt. Unter Intubationsnarkose er- folgte die Inzision parallel zum Ductus parotideus. Unmittelbar trans- mukosal konnte bereits die Kapsel der Raumforderung dargestellt und der Befund stumpf herausgelöst wer- den. Nach Entfernung des Tumors zeigte sich die direkte Lagebeziehung zum Ramus mandibulae und zu den Temporalisfasern ebenso wie retro- tubär (Abbildung 4). Die histopathologische Aufarbeitung des Exzidats zeigte makroskopisch einen glatt membranär überzogenen 4 cm x 3,4 cm x 1,5 cm messenden Befund mit beiger, partiell zystisch transformierter Schnittfläche. Mikro- skopisch konnte ein knotiges, zell- reiches, überwiegend solide und fokal zystisch wirkendes Proliferat beobachtet werden. Die immun- histochemischen Untersuchungen er- gaben eine spezifische Reaktion auf CD34, allerdings eine Negativität auf S100. Der Proliferationsindex lag bei 10 bis 15 Prozent; es wurden 5 Mitosen pro 10 high power field (HPF) beobachtet. Beobachtet werden konnte ein ma- ligner, mäßig proliferationsaktiver Tumor mit Expression epithelialer und vaskulärer Marker und verstärk- ter mitotischer Aktivität, aber ohne einen genauen Hinweis auf die spezi- fische Tumorentität, so dass eine kon- siliar-pathologische Mitbeurteilung durch ein externes Institut veranlasst wurde. Die hier ergänzend durchge- führte molekulare Analyse mittels RNA-Fusion-Panel ergab eine NAB2- STAT6-Fusion. Somit konnte abschlie- ßend die Diagnose eines solitär fibrö- sen Tumors der Kopf-Hals-Region mit aberranter Keratin-Überexpression gestellt werden. Nach einem zweitägigen stationären Aufenthalt wurde der Patient in gutem Allgemeinzustand in die ambulante Weiterbetreuung entlassen. Aufgrund des histopathologischen Befunds wurde der Patientenfall im interdisziplinären Kopf-Hals-Tumor- board besprochen. Bei Vorliegen einer Low-risk-Variante des solitär fibrösen Tumors wurde die Empfehlung zur klinischen Nachsorge mittels Magnet- resonanztomografie nach drei bis sechs Monaten ausgesprochen. DR. MED. DIANA HEIMES Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie – plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat Abb. 2: Sonografie des Befunds: Es zeigt sich ein 32,7 mm x 17 mm großer, inhomogener Befund mit hypo-, hyper- und isoechogenen Anteilen. Abb. 3: Computertomografie: In der ab- gebildeten axialen Schicht stellt sich ein zur Muskulatur randständig isodenser Befund mit einem hypodensen Zentrum dar. In der koronaren Schicht zeigt sich, dass die zentral hypodensen Bereiche nicht homogen im Befund vorliegen, sondern multilokulär organisiert sind. Quelle: MKG, Universitätsklinikum Mainz Quelle: MKG, Universitätsklinikum Mainz ZAHNMEDIZIN | 33

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