Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (925) Corona-Maßnahmen noch verschär- fen. Für Teichert ist eine personelle Aufstockung daher unerlässlich – und zwar so rasch wie möglich, dauerhaft, mit qualifiziertem Fachpersonal und mit arztspezifischen Tarifverträgen. Eine aktuelle Unterstützung bieten Studierende, die im Rahmen des Programms „Studis4ÖGD“ an die Ämter vermittelt werden. Das Personal der Gesundheitsämter ist vor allem beim Kontaktpersonen- Management stark involviert. Hinzu kommen die Einbindung der Ämter bei der Schließung öffentlicher Einrichtungen, die Beantwortung von Fragen rund um die Pandemie aus Fachwelt und Öffentlichkeit, die Mitarbeit in regionalen Krisenstäben, die Beratung von Behörden und die Koordination von Behandlungs- möglichkeiten in den Regionen. DIE SOFTWARE HAKT Eine weitere Herausforderung in den Ämtern: die bundeseinheitliche Kontaktnachverfolgung mithilfe der vom Bund bereitgestellten Software SORMAS. Am 30. März 2021 war SORMAS bei 318 Gesundheitsämtern im Einsatz, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Damit verfüg- ten nunmehr 85 Prozent der Gesund- heitsämter über die Möglichkeit, Fälle standardisiert zu bearbeiten. Doch auch hier hakt es im Detail. Teichert berichtet, dass etliche Gesundheits- ämter in den ersten Monaten der Pandemie individuelle, eigene Soft- ware-Lösungen umgesetzt hätten. Jetzt müsse um-gerüstet werden, was zusätzliche Arbeit bedeute. Derweil werden auf Bundesebene die Aktivitäten zur Weiterentwicklung des ÖGD fortgeführt. Am 28. April hat sich der Beirat zur Beratung zukunftsfähiger Strukturen konstitu- iert. Vom Bundesgesundheitsministe- rium im Einvernehmen mit der Ge- sundheitsministerkonferenz berufen, soll dieser die Umsetzung der im Pakt vorgesehenen Maßnahmen beglei- ten. Erste Empfehlungen soll es Ende Oktober 2021 geben. Vorsitzende des Beirats ist Dr. Teichert. pr ACHT FORDERUNGEN ZUM ÖGD-PAKT Der Bundesverband der Zahnärztinnen und Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BZÖG) hat seine Forderungen zur Weiterentwicklung der Zahnärztlichen Dienste im ÖGD benannt. \ Von den geplanten 5.000 zusätzlichen Stellen für den ÖGD sind mindestens fünf Prozent durch Zahnärztinnen und Zahnärzte zuzüglich Fachangestellte zu besetzen. \ Tarifliche Gleichstellung mit den Ärztinnen und Ärzten im ÖGD \ Stärkung der digitalen Strukturen und der IT-Ausstattung in den Zahnärztlichen Diensten \ Ausbau der Gesundheitsbericht- erstattung auf kommunaler, Landes- und Bundesebene; personelle und finanzielle Ausstattung zur Umsetzung einer regelmäßigen Erfassung, Analyse und Publikation epidemiologischer Daten zur Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen \ Ausbau der Kooperationen mit nicht- zahnmedizinischen Professionen \ bessere Kommunikation im ÖGD; stärkere Berücksichtigung der zahn- ärztlichen Expertise nicht nur bei der Planung der zahnmedizinischen Versorgung auf kommunaler und regionaler Ebene; zahnärztliche Kompetenz in Landes-und Bundes- oberbehörden \ Förderung neuer bevölkerungs- bezogener Konzepte in Studium, Wissenschaft und Praxis im Bereich der zahnmedizinischen Prävention und Gesundheitsförderung \ Stärkung der zahnmedizinisch- wissenschaftlichen Grundlage für das Öffentliche Gesundheitswesen; Lehrstuhl Dental Public Health „WIR SOLLTEN NICHT ABWARTEN, BIS UNS DIE NÄCHSTE PANDEMIE TRIFFT!“ „Die praktische Umsetzung des Pakts für den ÖGD muss dringend vorangetrieben und zusätzliches Fachpersonal in den Gesundheitsämtern eingestellt werden. Denn wir brauchen einerseits bei der Pandemiebekämpfung Verstärkung durch ausgebildetes Personal. Andererseits liegen weitere Tätigkeitsbereiche des Öffentlichen Gesundheitsdienstes infolge der Corona-Krise derzeit nahezu brach. Dazu zählen beispielsweise zahnärztliche Untersuchungen, die Trinkwasser- überwachung und aufsuchende Hilfen für psychisch kranke Menschen. Diese Aufgaben müssen wieder kontinuierlich wahrgenommen werden. Außerdem muss die Digitalisierung der Gesundheitsämter vorangetrieben werden. Dafür stehen ebenfalls Mittel aus dem ÖGD-Pakt bereit. Für einen zukunftsfähigen ÖGD ist aber bereits jetzt eine Aufstockung dieser Mittel erforderlich. Denn wir sollten nicht abwarten, bis uns die nächste Pandemie erneut im Stande einer unzureichend ausgestatteten bevölkerungsmedizinischen Versorgung trifft. Zu den notwendigen Maßnahmen gehört überdies eine Angleichung der Facharztgehälter im ÖGD, die derzeit rund 1.000 Euro unter denen etwa von Klinikärzten liegen. Den ÖGD stärken heißt auch, seine Attraktivität für den beruflichen Nachwuchs zu erhöhen.“ Dr. med. Ute Teichert, MPH, Direktorin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen und Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD) Foto: privat POLITIK | 55

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