Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (954) D ie Patientin berichtete, dass die Weisheitszähne 28, 38 und 48 unter Vollnarkose operativ in einer niedergelassenen Praxis ent- fernt worden seien. Beim Versuch der operativen Entfernung des Weisheits- zahnes 18 wurde dieser ins laterale Weichgewebe luxiert. Bei der Vorstellung erfolgte eine drei- dimensionale radiologische Diagnos- tik mittels Digitaler Volumentomo- grafie (DVT). Die Befundung ergab, dass der Weisheitszahn 18 in die Fossa temporalis luxiert worden war. Das umliegende Gewebe wies ein deutliches Emphysem auf, das durch den frustranen Versuch des Vorbehandlers, den Zahn durch den enoralen Zugang zu entfernen, zu- stande gekommen war. Aufgrund der starken Gesichtsschwellung und der eingeschränkten Mundöffnung konnte keine intraorale Begutach- tung der Wundsituation erfolgen. In der Literatur wurden vermehrt Luxationen von Weisheitszähnen in den Sinus maxillaris [Amorim et al., 2015] sowie in die Fossa infratempo- ralis [Battisti et al., 2016; Gulbransen SR et al., 1987] beschrieben. Seltene Luxationen in die pharyngeale Loge wurden ebenfalls aufgeführt [Esen et al., 2000]. Auch die Luxation von Unterkiefer-Weisheitszähnen stellt eine mögliche Komplikation in der zahnärztlichen Praxis dar. Dabei wurden Luxationen in den Mund- boden [Syomkin et al., 2020], in die Fossa pterygomandibularis [Huang et al., 2007] sowie Dislokationen eines Weisheitszahnes in den lateralen Halsbereich [Gay-Escoda et al., 1993] beschrieben. Abb. 3: Intraoperativer Situs durch einen Oberlidzugang mit dem exponierten Zahn 18 DR. CHRISTOPH BECKMANN Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum RWTH Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen chrbeckmann@ukaachen.de Foto: UK Aachen MKG-CHIRURGIE Der mobile Weisheitszahn Christoph Beckmann, Frank Hölzle, Ali Modabber Mit starken Schmerzen und einer ausgeprägten rechtsseitigen Gesichtsschwellung stellte sich eine 17-jährige Patientin in der Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsklinik RWTH Aachen vor. Zuvor war alio loco eine Weisheitszahnentfernung versucht worden, bei der der Zahn jedoch ins Weichgewebe luxiert wurde und nicht mehr geborgen werden konnte. Im DVT zeigte sich, wohin es den Weisheitszahn mittlerweile verschlagen hatte. 84 | ZAHNMEDIZIN

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