Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 111, Nr. 11, 1.6.2021, (1010) Im Anschluss wurden repräsentative Gewebeproben über die alte Inzisions- wunde gewonnen und zur histolo- gischen Untersuchung in die Patho- logie geschickt. Dort zeigte sich Gra- nulationsgewebe mit vernarbten und nekrotischen Bindegewebsanteilen sowie mit vorwiegend in Grüppchen, teils strangförmig gelagerten Karzi- nomformationen, kleinere Nerven umwachsend. In den zusätzlich durch- geführten immunhistochemischen Untersuchungen zeigte sich eine Posi- tivität für CK 5/6, P 40 und Vimentin. Daneben fand sich eine Negativität für CK 7, CK 20, CK 8 18 und CD 117 sowie CEA. Aufgrund der Koexpres- sion von CK 5/6 mit Vimentin und p40 war bei fehlenden Hinweisen auf einen externen Primärtumor die vorliegende Befundkonstellation mit einem primären Plattenepithelkarzi- nom der Gl. submandibularis ver- einbar (Abbildung 5). Die prätherapeutische Vorstellung des Patienten in der interdisziplinären Tumorkonferenz ergab das Votum eines primär chirurgischen Vorge- hens, wobei sich inzwischen eine Exulzeration des Tumors zeigte (Ab- bildung 6). In Intubationsnarkose er- folgte daher die radikale Resektion des 10,4 cm großen, gering differen- zierten, nicht verhornenden Platten- epithelkarzinoms (pT4a, pN0, G3, V1, Pn0) in Kombination mit einer Unterkieferkontinuitätsresektion (Ab- bildung 7) sowie einer bilateralen Neck Dissection. Die Rekonstruktion erfolgte mit einer patientenspezi- fischen Überbrückungsplatte (Abbil- dung 8) und einem mikrovaskulären Latissimustransplantat. Der weitere stationäre Aufenthalt gestaltete sich unauffällig, der Patient begann zeit- nah mit einer Radiotherapie. DISKUSSION Speicheldrüsentumoren stellen circa fünf Prozent der Kopf-Hals-Tumoren dar [Ettl et al., 2012]. Als Faustregel gilt: je größer die Speicheldrüse, desto häufiger der Speicheldrüsentumor. Und desto eher ist der Tumor gutartig [Bradley, 2016]. So sind Tumoren der Parotis mit einem Anteil von circa 60 bis 80 Prozent an allen Speichel- drüsentumoren am häufigsten, da- von wiederum sind circa 80 Prozent benigne [Galdirs et al., 2019]; primäre Plattenepithelkarzinome der Parotis sind eine absolute Rarität [Heimes und Kämmerer, 2021]. Tumoren der Gl. submandibularis machen einen Anteil von etwa 16 Prozent aller Spei- cheldrüsentumoren aus, wovon die Mehrzahl einen malignen Charakter aufweist [Rapidis et al., 2004; Galdirs et al., 2019]. Nach der WHO-Klassifikation aus dem Jahr 2017 wird histologisch zwischen einer Vielzahl an benignen und malignen Speicheldrüsentumoren unterschieden. Zu den benignen Speicheldrüsentumoren zählen bei- spielsweise das pleomorphe Adenom, der Warthin-Tumor und das Basalzell- adenom, an malignen Tumoren treten das Mukoepidermoidkarzinom, das Azinuszellkarzinom und das Adenoid- zystische Karzinom am häufigsten auf [Seethala und Stenman, 2017; Heimes und Kämmerer, 2021]. Plat- tenepithelkarzinome der Gl. subman- Abb. 5: Hämatoxylin-Eosin-Färbung: hellzellige, in Grüppchen beziehungsweise Strängen gelagerte Tumorkomplexe mit deutlicher Kernpleomorphie, Inset: immunhistochemische CK 5/6-Färbung mit kräftiger Expression im Bereich des Karzinoms Foto: Gunnar Müller Abb. 6: Klinischer Situs vor der Operation mit nach zervikal durchgebrochenem Tumor Foto: Peer Kämmerer OBERFELDARZT DR. MED. GUNNAR MÜLLER Pathologie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Foto: privat 28 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=