Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 111, Nr. 11, 1.6.2021, (1027) „WIR HOFFEN, DASS DER EXPERTENSTANDARD AUF DAS UNTERSTÜTZUNGSUMFELD AUSSTRAHLT“ „Als Arbeitsgemeinschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (AGZMB) begrüßen wir den Expertenstandard sehr und erhoffen uns, dass dieser auch auf das Unterstützungsumfeld von Menschen mit Behinderungen ausstrahlt. Die Gruppe der Menschen mit Behinderungen ist sehr inhomogen und umfasst sehr unterschiedliche Arten von Behinderungen. Der Experten- standard zielt für uns vorwiegend auf die Gruppe der Menschen mit geistiger Behinde- rung und/oder Mehrfachbehinderung. Diese Menschen haben aus verschiedenen Gründen große Schwierigkeiten, die Mundhygienemaßnahmen eigenverantwortlich in ausreichendem Maß durchzuführen. Aus zahnmedizinischer Sicht ist es erforderlich, dass dieser Personenkreis in unterschiedlichem Ausmaß Unterstützung bei der Zahn- und Mundpflege erhält. Mindestens 70 Prozent dieser Menschen haben einen Pflege- grad. Etwa die Hälfte der Menschen mit geistiger Behinderung und/oder Mehrfach- behinderung wird zu Hause von Familienangehörigen betreut und versorgt. Von die- sen wiederum erfährt nur ein kleiner Teil zusätzlich Pflegemaßnahmen durch einen ambulanten Pflegedienst. Die andere Hälfte der Personen mit geistiger Behinderung und/oder Mehrfachbehinderung lebt zum großen Teil viele Jahrzehnte in betreuten Wohneinrichtungen, in denen auch Pflegekräfte tätig sind. Mit dem Expertenstandard verbinden wir zudem die Hoffnung, dass die zahnmedi- zinische Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung und/oder Mehrfach- behinderung verbessert wird. Das macht auch Sinn vor dem Hintergrund, dass die Lebenserwartung dieser Menschen sehr stark gestiegen ist. Ziel der gemeinsamen Bemühungen der Zahnärzteschaft und der Pflege muss es sein, die Mundhöhle, insbesondere Zähne und Zahnhalteapparat der von ihnen betreuten Menschen mit Behinderungen langfristig gesund zu erhalten. Prof. Dr. Andreas Schulte, 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung „Mit dem Expertenstandard verbinden wir die Hoffnung, dass die zahnmedizinische Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung und/oder Mehrfachbehinderung verbessert wird.“ „MUNDPFLEGE IST BEI VULNERABLEN GRUPPEN EINE SEHR KOMPLEXE AUFGABE!“ „Eine demografisch bedingte zunehmende Anzahl hochaltriger und pflegebedürftiger Menschen mit einem Unterstützungsbedarf bei der Pflege der Zähne, der Implantate und eines technisch aufwendigen Zahnersatzes – als Deutsches Netzwerk für Qualitäts- entwicklung in der Pflege (DNQP) hoffen wir, dass der Expertenstandard zur Förderung der Mundgesundheit verdeutlicht, welche Rahmenbedingungen für eine den heutigen Herausforderungen angemessene Mundpflege erforderlich sind. Ganz besonders bei vulnerablen Gruppen – den hochbetagten Menschen, Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen, Menschen am Lebensende oder Menschen mit einer schweren Erkrankung – ist die Mundpflege eine sehr komplexe Aufgabe, für die es umfassender Kompetenzen bedarf sowie ausreichender zeitlicher Ressourcen. Zudem wäre zu wünschen, dass der Expertenstandard die Aufmerksamkeit der Pflege- fachkräfte in den Einrichtungen mehr auf dieses wichtige Pflegethema lenkt. Während Studien zeigen, dass Mundpflege in den Einrichtungen vernachlässigt wird, fällt gleichzeitig auf, dass es nur wenige Studien im deutschsprachigen Raum gibt, die sich pflegewissenschaftlich mit dem Thema einer guten Mundpflege auseinandersetzen.“ Diplom-Pflegewirtin Petra Blumenberg, Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Hochschule Osnabrück „Der Expertenstandard verdeutlicht, welche Rahmenbedingungen für eine den heutigen Herausforderungen angemessene Mundpflege erforderlich sind.“ ZAHNMEDIZIN | 45

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=