Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 111, Nr. 11, 1.6.2021, (1028) „DER STANDARD WEIST ERNEUT UND UMFASSEND AUF DIESES WICHTIGE PFLEGETHEMA HIN“ „Als im Jahr 2017 bei Gesprächen mit dem Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) die Idee aufkam, gemeinsam einen wissenschaftlich fundierten Experten- standard für Pflegefachkräfte zu erarbeiten, war das ein Novum in mehrfacher Hinsicht. Normalerweise werden die Expertenstandards von der Pflege für die Pflege entwickelt – eine systematische Einbeziehung der ärztlichen Profession ist dabei nicht üblich. Uns Zahn- medizinern sind zudem die Expertenstandards des DNQP in unserer täglichen Berufsaus- übung ein eher fernliegender Begriff. Die zweijährige gemeinsame wissenschaftliche Arbeit mit Pflegefachkräften und Pflegewissenschaftlern war für alle Beteiligten in dieser intensiven Interdisziplinarität Neuland, fachlich anspruchsvoll und im Nachhinein betrachtet in jeder Hinsicht bereichernd. Für die BZÄK hat der Expertenstandard zur Förderung der Mundgesundheit in der Pflege große Bedeutung, weil er ein wesentlicher Baustein auf dem Weg hin zur Verbesserung der Kompetenzen der Pflegefachkräfte in den Bereichen Mundhygiene und Mundgesundheit ist. Schon bei der neuen generalistischen Pflegeausbildung haben BZÄK und DGAZ darauf hingewirkt, das Thema Zahn- und Mundpflege stärker zu berücksichtigen. Nun lenkt der Expertenstandard erneut und umfassend auf dieses wichtige Pflegethema hin, das viele Jahre vernachlässigt wurde. Positiv hervorzuheben ist, dass die wesentlichen Inhalte des Standards kurzgefasst und die Informationen vor allem sehr praxisnah gestaltet wurden. Bei Bedarf kann aber auch tiefer in das komprimiert dargestellte, evidenzbasierte Wissen- spaket eingestiegen werden. Wir hoffen, dass die Inhalte dieses Standards schnell in die Lehrbücher für die Ausbildung von Pflegefachkräften und in die Curricula der akademischen Pflegeausbildung einfließen. Eine regelmäßige Kommunikation zwischen (Kooperations-) Zahnärzten und Ansprechpartnern in der Pflege sowie ein koordinierter pflegeinterner Wissenstransfer sollten die Implementierung des Expertenstandards begleiten. Auch regelmäßige Schulungsmaßnahmen und Fortbildungen der Pflegefachkräfte sind wegen der hohen Personalfluktuation unerlässlich. Die (Landes-)Zahnärztekammern stehen dafür mit Expertise und Material zur Verfügung, denn sie setzen sich schon seit vielen Jahren dafür ein, Prävention und Versorgung für pflegebedürftige Menschen oder für Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Wir wünschen uns, dass der Expertenstandard Pflegefachkräfte dazu befähigt, wieder- kehrende Maßnahmen zur Zahn- und Mundhygiene im Pflegealltag zu etablieren. Letztlich verfolgen Pflegefachkräfte und Zahnärzteschaft das gleiche Ziel, nämlich die Zähne und den Zahnhalteapparat der von ihnen betreuten Personen mit einem pflegerischen Unter- stützungsbedarf langfristig gesund zu erhalten – in der stationären und ambulanten Lang- zeitpflege genauso wie in Hospizen, Rehakliniken und Krankenhäusern. Aber auch Zahnärzte und Zahnärztinnen müssen mit der zahnmedizinischen Betreuung von Pflegebedürftigen noch mehr vertraut gemacht werden. Die Studierenden müssen verstärkt auf die speziellen Aspekte dieser sehr heterogenen Patientengruppe vorbereitet werden, denn dies hilft, Zahnärzten einen besseren Zugang zur Pflegesituation zu ermöglichen. Neben dem Wissen in der Geriatrie sind Kenntnisse aus der Pflege-, Ernährungs- und Gesundheitswissenschaft wünschenswert. Eine Konsiltätigkeit setzt zum Beispiel Kenntnisse über Pflegegrade und zur Pflegesituation älterer Menschen voraus. Ethische und juristische Fragen sollten Berücksichtigung finden. Auch das Einbeziehen der Patienten in eine parti- zipative Therapieentscheidung unter Berücksichtigung des betreuerischen Umfelds muss eingeübt werden. Die BZÄK dankt der Expertenarbeitsgruppe und den beteiligten Organisationen für die geleistete Arbeit: der AG ZMB, der DGAZ sowie namentlich der wissenschaftlichen Leiterin des Projekts Prof. Dr. Erika Sirsch und ihrem Team von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar sowie Prof. Dr. Andreas Büscher und seinen Mitarbeiterinnen vom DNQP an der Hochschule Osnabrück für die Koordination und Moderation der fachlichen Arbeit. „Der Expertenstandard ist ein wesentlicher Baustein zur Verbesserung der Kompetenzen der Pflegefachkräfte in den Bereichen Mundhygiene und Mundgesundheit.“ 46 | ZAHNMEDIZIN

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