Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 111, Nr. 11, 1.6.2021, (1048) Beispiel der Durchflussratenreduktion von unbehandelten und mit Zahnpasta behandelten Dentinscheiben Aus dieser relativen Reduzierung der Fläche kann dann auf eine Schmerz- reduktion geschlossen werden. Kiesow: Mit einer weiteren Methode kann untersucht werden, wie sich die Durchlässigkeit von behandeltem Dentin gegenüber dem Ausgangs- zustand verändert hat. Gemessen wird die Durchflussrate von Wasser durch die Tubuli. Dafür haben wir, angelehnt an ein bereits in den 1980er-Jahren in der Literatur ver- öffentlichtes Verfahren, einen spe- ziellen Prüfstand entwickelt, bei dem Wasser mit einem konstanten Druck durch die Tubuli geleitet und der Durchsatz pro Zeiteinheit gemessen wird. Wurden die Tubuli durch eine Behandlung verschlossen, reduziert sich die Durchflussrate, woraus dann ein Reduktionsfaktor berechnet wird. Morawietz: Beide Prüfverfahren lie- fern gute Messwerte, die eng mit- einander korrelieren. Gibt es Wirkstoffe, die sich in den Tests als besonders wirksam erwiesen haben? Verraten Sie uns, welche Produkte am besten sind? Kiesow: Wir haben leider auch kei- nen kompletten Marktüberblick, da wir nur einen Teil der Produkte zum Test bekommen. Aus unserer Erfahrung lässt sich aber sagen, dass die Technologie der Desensibilisie- rung schmerzempfindlicher Zähne über Zahnpasten und Mundspül- lösungen prinzipiell funktioniert, wobei die Wirksamkeit auch von der Güte der eingesetzten Rohstoffe abhängig ist. Es gibt namhafte Her- steller, die hier viel Geld in die For- schung investieren. Wie hat sich die Forschung in den vergangenen Jahren entwickelt? Sind neue Wirkstoffe in der Pipeline – sofort wirksam und möglichst 24 Stunden lang 100-prozentig schmerz- unterdrückend? Kiesow: Die vergangenen zehn Jahre zeigen eher eine evolutionäre Ten- denz. Disruptive Innovationen waren nicht zu verzeichnen und stehen wohl in nächster Zukunft auch nicht an. Es kommen hier und da neue Materialien ins Spiel, die aber eher den Markt in der Breite füllen und keine Game Changer im Sinne eines technologischen Durchbruchs sind. Zahnärzte dürfen also das Bewährte guten Gewissens weiterempfehlen. Frau Morawietz, Herr Dr. Kiesow, wir danken für das Gespräch! Das Gespräch führten Anja Kegel und Benn Roolf. Messtechnischer Aufbau zur Messung der Dentinpermeabilität im Prüfstand des IMWS Quelle: IMWS Hydraulisches Durchflussmodell – Versuchsaufbau Dentinscheibe im Probenhalter Probenhalter in der Messzelle (C) Versuchsaufbau zur Bestimmung der Durchflussrate Präparation der Dentinscheibe Durchfluss- reduktion mittlerer Durchfluss (unbehandelt) – mittlerer Durchfluss (behandelt) mittlerer Durchfluss (unbehandelt) 100 % = • Behandlung Durchflussrate [µl/min] t [sec] unbehandelt behandelt 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 A B C D E F A Reservoir B Durchflusssensor C Messzelle D Mikroliter Kanüle E Kamera F Computer Wasserdruck = h 66 | ZAHNMEDIZIN
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