Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 111, Nr. 11, 1.6.2021, (1052) der Stühle in der Regel auf männliche Größen ausgerich- tet. Frauen sind meist schmaler und kleiner.“ Am besten also darauf achten, dass der Arbeitsstuhl (auch der der ZFA) sowie die Patientenliege entsprechend tiefenverstellbar sind und die Einstellung von Tray und Leuchte flexibel und einfach anzupassen ist. Die Adaption der Praxiselemente kann anatomische Un- terschiede ausgleichen und so Fehlhaltungen vorbeugen. Rotgans rät zusammenfassend, eine aufrechte Sitzhaltung als Ausgangsposition einzunehmen, in die immer wieder zurückgekehrt wird (Abbildung 1). Alle für die Behand- lung benötigten Utensilien sollten in Reichweite liegen. Der Greifraum erreicht dabei maximal eine Armlänge, so wird der Arm nicht überstreckt. Der Patient sollte im Ideal- fall so platziert werden, dass er vom Zahnarzt ohne viele Drehbewegungen und ohne Neigen seiner Halswirbelsäule und der Schultern behandelt werden kann. Die Schultern sollte er entspannt unten halten. Mit Assistenz ist es für die Haltung besser, schräg und verzahnt gegenüber zu sitzen (Abbildung 2). IDEAL SITZT MAN WIE AUF EINEM KÜCHENSTUHL „Eine aufrechte, leicht erhöhte und symmetrische Sitz- position wie auf einem Küchenstuhl ist ideal und eine gute Voraussetzung für eine gute Körperhaltung bei der Behandlung. Der Kopf ist nur leicht gebeugt, etwa um zehn bis 15 Grad. Die Unterarme sind leicht angehoben und die Ellenbogen befinden sich am Körper“, fasst Rotgans zusammen. Eine zentrale Rolle spielt auch die Beleuchtung. Eine gut eingestellte Lichtquelle über der Behandlungseinheit, die den Mundraum des Patienten ideal ausleuchtet, trägt ne- ben einer allgemein guten Raumbeleuchtung zu einer besseren Arbeitshaltung bei. Der Körper muss sich dann nicht verrenken, um dem Schatten auszuweichen. Dabei sollte die Raumbeleuchtung etwa die Intensität von Ta- geslicht haben und der Strahl der Behandlungsleuchte pa- rallel zum Sehstrahl ausgerichtet sein (Abbildung 3). „Der Kontrast der beiden Lichtquellen sollte nicht zu groß sein, sonst wird es für das Auge zu anstrengend“, betont Rot- gans. „Mit einer passenden Lupenbrille oder Prismenlu- penbrille (beispielsweise Bajohr), mit der man um die Ecke gucken kann, wird eine haltungsschonende Arbeits- weise besser möglich.“ Ein regelmäßiger Sehtest sollte alle Brillen und Sehhilfen umfassen und in jedem Fall das scharfe Sehen überprüfen. PAUSEN GEHÖREN ZUM ARBEITSALLTAG DAZU Für eine gesunde Ergonomie ist der Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Gehen entscheidend. „Wer immer TIPPS FÜR DEN RÜCKEN \ Immer die eigene Haltung überprüfen, um nicht in ungesunden Gewohnheiten zu verharren. \ Zwischen Gehen, Stehen und Sitzen wechseln. Den Arbeitsplatz entsprechend ausstatten und einrichten. \ Nach Möglichkeit in der 12-Uhr-Position arbeiten. Maximal zwischen der 9-Uhr- und der 3-Uhr-Stellung. \ Auf den Greifraum und die individuelle Größe achten. \ Pausen und Lockerungsübungen einlegen. \ Bei der Planung einen Wechsel von kurzen und langen Terminen beachten, um langes Sitzen über viele Stunden zu vermeinden – auch an kürzeren Arbeitstagen. \ Entspannungsphasen mit Spaziergängen einbauen. Regelmäßige Sporteinheiten einbauen, die das Muskelkorsett aufbauen und stärken. \ Regelmäßig lüften, um die Sauerstoffversorgung zu verbessern. \ Nicht zuletzt ist der Lärmpegel eine Stressquelle und kann zu einer verkrampften Sitzhaltung führen. Abb. 1: Die aufrechte und symmetrische Sitzhaltung mit leicht geneigtem Kopf, angewinkelten Armen und den Ellenbogen am Körper ist der Grundstein für ergonomisches Arbeiten. 70 | PRAXIS

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