Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 111, Nr. 11, 1.6.2021, (1058) MKG-CHIRURGIE Linguale Zysten verschiedener Entität bei einem Säugling Elisabeth Goetze, Gesche Frohwitter, Raimund Preidl, Marco Wiesmueller, Marco Kesting Wenn während der embryonalen Entwicklung Gewebe in „falsche“ Lokalisationen gelangt, können Fehlbildungen und Zysten entstehen. Aus der Gynäkologie bekannt sind beispielsweise Dermoid-Zysten im Eierstock, die Haare und vollständig ausgebildete Zähne enthalten. Orale Manifestationen sind selten, können aber schon im Säuglingsalter zu Problemen führen, wie der vorliegende Fall zeigt. I m Anschluss an die Geburt zeigte sich bei einer kleinen Patientin eine Raumforderung im Bereich des vorderen Zungendrittels von circa 1 cm Durchmesser (Abbildung 1), so dass sie von der Geburtshilfe konsilia- risch in der Mund-, Kiefer-, Gesichts- chirurgie vorgestellt wurde. Die Raumforderung war im Tastbefund kugelig, prallelastisch und gut ab- grenzbar. Die Patientin war im Allge- meinzustand stabil, Probleme bei der Nahrungsaufnahme oder der Atmung bestanden nicht. In einer Sonografie zeigte sich keine relevante Kom- pression oder Verlegung umliegender Strukturen. In Anbetracht des erhöhten Narkose- risikos im Säuglingsalter erfolgten vorerst engmaschige klinische Kon- trollen. Eine präoperative Diagnostik mittels MRT zur Feststellung der ge- nauen Größenausdehnung war kurz vor der OP geplant. Nach Erreichen eines ausreichenden körperlichen Entwicklungsgrades mit etwa zwölf Monaten wurden die ope- rative Entfernung und histologische Sicherung geplant. Das Kind hatte sich – bis auf einen operativ versorg- ten Leistenbruch mit vier Wochen – zeitgerecht entwickelt und war in einem stabilen Allgemeinzustand. Die Raumforderung hatte während des Beobachtungszeitraums nur eine geringe Größenprogredienz gezeigt. Zur erweiterten Diagnostik wurde in Sedierung eine Magnetresonanz- tomografie durchgeführt. Hier zeig- ten sich im Bereich des Zungen- körpers mit Übergang auf den Mund- boden mehrere, konglomerierende zystische Läsionen (T1w nativ: flau hyperintense, Abbildung 2; T2w: hyperintense, teils diffusionsrestrin- Quelle: Bildarchiv MKG, Prof. Kesting, Uniklinik Erlangen Abb. 1: Klinische Präsentation bei Erstvorstellung: kugelige Raumforde- rung des vorderen Zungendrittels Abb. 2a: Axiale MRT-Aufnahme (T1_se_tra) mit Darstellung einer mehrkammerigen zystischen Läsion im Bereich des Zungenkörpers/Mundbodens Abb. 2b: Sagittale MRT-Aufnahme (T1_se_tra) mit Darstellung einer mehrkammerigen zystischen Läsion im Bereich des Zungenkörpers/Mundbodens Quelle: Radiologisches Institut, Prof. Uder, Uniklinik Erlangen Quelle: Radiologisches Institut, Prof. Uder, Uniklinik Erlangen DR. MED. ELISABETH GOETZE Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgische Klinik, Universitätsklinik der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg Glückstr. 11, 91054 Erlangen elisabeth.goetze@uk-erlangen.de Foto: Uniklinik Erlangen 76 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=