Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 111, Nr. 11, 1.6.2021, (1060) zunahme im Ultraschall – bereits intrauterin eine MRT erfolgen [Kong et al., 2004]. Meistens wird die Diagnostik allerdings erst nach der Geburt eingeleitet, da die Zysten nur bei extremer Größe pränatal auf- fällig werden. Neben der klinischen Diagnostik in Form von klinischer Untersuchung und Sonografie kann bei Kindern auch eine MRT durch- geführt werden. Insbesondere bei schwierig zugänglichen Läsionen kann hiermit eine genaue Aussage über Ausdehnung und – mittels Mag- net-Resonanz-Spektroskopie – über die Entitiät [Santhosh et al., 2008] ge- macht werden. Auch im vorliegen- den Fall konnte bereits in der MRT der Verdacht auf eine Foregut-Zyste gestellt werden. Differenzialdiagnostisch kommen für Foregut-Zysten im Mundboden eine Ranula, ein Lymphangiom, eine mediane Halszyste, andere dysonto- genetische Zysten der Mundhöhle oder Speicheldrüsentumore infrage [Morgan et al., 1996]. Die Therapie der Foregut-Zyste ist die chirurgische Entfernung. Bei voll- ständiger Entfernung sind Rezidive von Foregut-Zysten nicht bekannt. In Einzelfällen ist eine maligne Ent- artung von Foregut-Zysten beschrie- ben [Zhang et al., 2009; Lee et al., 1998; Olsen et al., 1991]. Für orale Lokalisationen ist dies nicht typisch, kann aber in seltenen Fällen auf- treten [Volchok et al., 2007]. Dies mag an der guten Zugänglichkeit der Zysten und ihrer frühen Diagnose- stellung liegen. Aus Foregut-Zysten entstehende Malignome umfassen Plattenepithelkarzinome, Adeno- karzinome oder neuroendokrine Tumore. Andere epitheliale Läsionen embryo- nalen Ursprungs sind Dermoid-Zys- ten. Diese gehören zu den dysonto- genetischen Zysten und entstehen an embryologischen Fusionspunkten während der dritten und der vierten Schwangerschaftswoche. Die dyson- togenetischen Zysten umfassen Der- moid- und Epidermoidzysten sowie Teratome. Diese stellen unterschied- liche Differenzierungsstufen des ekto- dermalen Ursprungs dar [Neville et al., 2009; Sahoo et al., 2015]. Sie kommen am häufigsten an Ovar oder Hoden vor, sieben Prozent aller Der- moid-Zysten treten in der Kopf-Hals- Region auf, 1,6 Prozent in der Mund- höhle [Sahoo et al., 2015]. Dermoid- Zysten sind dabei eine seltene orale Läsion (0,01 Prozent [Simsek-Kaya et al., 2018]). Dermoid-Zysten können auch als benigne Form des Teratoms gewertet werden [Neville et al., 2009]. Eine typische Eigenschaft der Der- moid-Zyste ist das Auftreten in Asso- ziation zur Mittellinie. Die klinischen Abb. 4: Intraoperativer Befund während der Enukleaton der Raumforderung aus dem Zungenkörper Quelle: Bildarchiv MKG, Prof. Kesting, Uniklinik Erlangen Abb. 5: Intraoperativer Befund, zwei enukleierte Resektate Quelle: Bildarchiv MKG, Prof. Kesting, Uniklinik Erlangen DR. MED. MARCO WIESMÜLLER Radiologisches Institut, Universitätsklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Maximiliansplatz 3, 91054 Erlangen Foto: privat 78 | ZAHNMEDIZIN

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