Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

Symptome sind hierbei von der Größe und der Lokalisation abhän- gig, klinisch ist die Dermoid-Zyste von der Foregut-Zyste nicht abgrenz- bar. Diagnostik und Therapie gleichen sich. Dermoid-Zysten werden ebenso wie die Foregut-Zyste durch die chi- rurgische Entfernung therapiert. Weiblichen Kindern kaukasischen Ur- sprungs wird eine Prädilektion zuge- sprochen, zusätzlich können dyson- togenetische Zysten gehäuft im Kom- bination mit medianen Halszysten und anderen Kiemenbögenanomalien vorkommen [Kumar et al., 2019]. Histologisch ist die Dermoid-Zyste dann durch das Vorliegen von Haut- adnexstrukturen und Plattenepithel von anderen zystischen Läsionen abgrenzbar [Neville et al., 2009]. In sehr seltenen Fällen kann es zu einer malignen Entartung kommen. Die Rezidivrate nach chirurgischer Entfer- nung wird mit fünf bis zehn Prozent an extraoraler Lokalisation angege- ben [Chung et al., 2018; Rogers et al., 2014]. Rezidive im Mundbereich sind jedoch ungewöhnlich [Kumar et al., 2019], bei Versprengung von Epithel- resten kann es vereinzelt zu einem Wiederauftreten der Läsion kommen [Sahoo et al., 2015]. Differenzialdiagnosen für zystische Mundbodenläsionen sind lympho- epitheliale Zysten, Lymphangiome, zystische Teratome, Mukozelen oder eine Ranula. Das simultane Vorliegen heterotoper Gewebeanteile in der Zunge – wie hier vorliegend mit einer Dermoid- und einer Foregut-Zyste – wird sehr selten in der Literatur be- schrieben [Simsek-Kaya et al., 2018]. Unabhängig vom Ursprung können Zysten bei entsprechender Größen- ausprägung im Mundboden oder in der Zunge zu einer Verlagerung des Zungenkörpers und damit zu Sprech-, Schluck- und im Extremfall zu Atem- störungen führen [Mendez Saenz et al., 2016; Neville et al., 2009]. Der Therapiezeitpunkt ist vorrangig von der Symptomatik abhängig. Liegt kei- ne lebensbedrohliche Symptomatik vor, kann zugunsten eines geringeren Narkoserisikos mit einer chirurgischen Intervention gewartet werden. Auf- grund eines möglichen Superinfek- tions- und Entartungsrisikos sollten die Zysten jedoch entfernt werden. Wenn eine chirurgische Entfernung erst im Intervall geplant wird, müs- sen regelmäßige Kontrollen erfolgen, um eine Größenprogredienz und damit einhergehende Probleme früh- zeitig erkennen zu können. ! FAZIT FÜR DIE PRAXIS ! Angeborene entwicklungsbedingte Zysten sind seltene Raumforderungen in der Mundhöhle. ! Kommt es zu Störungen von Schluck- und Atemfunktion, muss eine rasche chirurgische Therapie erfolgen. ! Es können auch simultan Zysten verschiedener Entitäten vorkommen, dies hat prognostisch keinen Nachteil für den Patienten. PROF. DR. MED. DR. MED. DENT. MARCO KESTING, FEBOMFS Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgische Klinik, Universitätsklinik der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg Glückstr. 11, 91054 Erlangen Foto: Uniklinik Erlangen ZAHNMEDIZIN | 79

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