Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1118) Eine maligne Entartung ist in selte- nen Fällen möglich (0,12 Prozent). Histologisch imponiert diese durch ein dünnschichtig gefaltetes Platten- epithel mit deutlicher Basalzellschicht, palisadenartiger Kernanordnung und Parakeratose [Neville, 2009]. Multilokuläres Auftreten ist häufig mit dem Basalzellnävus-Syndrom (Gorlin-Goltz-Syndrom; autosomal- dominant, PTCH-Mutation) assoziiert. Hierbei liegen Zahndurchbruchstö- rungen, multiple Epidermoid- und Keratozysten, Rippenanomalien und multiple Basalzellkarzinome vor. Un- abhängig von einer syndromalen Assoziation haben Keratozysten eine hohe Rezidiv-Wahrscheinlich- keit (5 bis 65 Prozent). Die Rezidiv- rate ist zum einem vom Vorliegen von Mikrozysten/-satelliten und zum anderen stark vom chirurgischen Vorgehen abhängig [Thiem et al., 2019]. Die klassische Therapie der Kerato- zyste umfasst die Enukleation, Zys- tektomie oder selten Zystostomie mit konsekutiver Zystektomie. Die höchste Rezidivgefahr besteht bei der bloßen Enukleation (29 Prozent). Eine bessere Prognose haben Patienten mit einer Zystektomie in Kombination mit einem Ausfräsen der Knochen- höhle. Gegebenenfalls kann die Pro- zedur mit der Anwendung von Carnoy’scher Lösung kombiniert wer- den – diese dient dazu, das Zysten- epithel zu fixieren und damit leichter entfernbar zu machen. Aufgrund der Neurotoxizität wird die Carnoy’sche Lösung jedoch heute von manchen Autoren als obsolet angesehen. Der Zugang erfolgt osteotomierend oder bei weichgewebig perforierenden Keratozysten über die Wegnahme der infiltrierten Schleimhaut [Thiem et al., 2019]. Auch eine endoskopische Entfernung mit Kürretage der Kno- chenwand wurde beschrieben, hierzu liegen jedoch nur spärliche Daten vor [Gao et al., 2017]. Im vorliegenden Fall wäre aufgrund der tief intraossären Lage ohne Osteotomie-Schablone auf jeden Fall eine großflächige Osteotomie notwendig gewesen, um die Rezidiv- Keratozyste aufzufinden. Zusätzlich zum damit einhergehenden Verlust an Knochenhartsubstanz besteht bei einer solchen explorierenden Osteo- Abb. 3: Osteotomieschablone: a: Planung, b: in situ, zahn-/knochengetragen (der Pfeil indiziert die Osteotomiestelle) Quelle: MKG Universitätsmedizin Mainz ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. PROF. DR. DR. PEER W. KÄMMERER, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: privat 24 | ZAHNMEDIZIN
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