Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1120) tomie des lateralen Unterkiefers ein größeres Risiko einer Nervverletzung. Um dies zu vermeiden, verschlüsselt die 3-D-gedruckte Schablone sicher die Position einer nervfernen Osteo- tomie, was die Gefahr für eine Schädigung des Nervens reduziert. Mit einer chirurgischen Schablone kann eine erhöhte Sicherheit für den Operateur und den Patienten erzielt werden [Nickenig et al., 2012]. Die Basis für eine schablonengestützte Chirurgie ist ein dreidimensionaler Röntgendatensatz, der in eine 3-D- Datei, zum Beispiel im „.stl“-Format (standard tesslation language), über- führt wird, und an dem dann die vir- tuelle Operation simuliert werden kann [Goetze et al., 2017; Goetze et al., 2020]. Nach virtuellem Festlegen der gewünschten Osteotomie wird diese dann über eine computerassis- tiert gestaltete digitale Schablone ver- schlüsselt. Dies nutzt die patienten- eigene Anatomie zur optimalen Ausformung der Positionierung als Modell. Der Datensatz wird expor- tiert und mit einem biokompatiblen Material, zum Beispiel mittels 3-D- Druck, gefertigt. Die daraus ent- standene Schablone kann dann nach entsprechender Desinfektion bezie- hungsweise Sterilisation im Patienten angewandt werden [Goetze et al., 2017]. Eine Alternative für die schablonen- gestützte Chirurgie wäre im vorliegen- den Fall die digitale, dynamische Na- vigation gewesen. Über Navigations- marker mit einem digitalen Datensatz verknüpft wird hier die Osteotomie parallel zur stattfindenden Operation auf dem Bildschirm visualisiert. Dies lässt den Abgleich mit der tatsäch- lichen Anatomie zu. Die digitale Na- vigation benötigt jedoch registrierbare Marker und unterliegt einer deutlichen Lernkurve [Azarmehr et al., 2017]. Ist die Navigation für Mittelgesichts- eingriffe bereits weit etabliert, so ist sie bis jetzt für den Unterkiefer auf- grund dessen Beweglichkeit und den damit verbundenen Schwierigkeiten in der Registrierbarkeit nicht flächen- deckend in der Anwendung. Neuere Systeme für die dentale Implantation haben vielversprechende Lösungs- ansätze [Mediavilla et al., 2019]. Zusammenfassend lässt sich mit einer gezielten Osteotomie – ob schablonen- gesteuert oder anderweitig navigiert – die iatrogene Defektgröße an die Läsion angepasst klein halten. Zusätz- lich besteht für die umliegenden Strukturen, wie den N. alveolaris inferior, ein geringeres Verletzungs- risiko. Nachdem CAD/CAM-Verfahren immer mehr Einzug in die tägliche Praxis finden, zeigt dieser Fall eine weitere mögliche Anwendung zur Optimierung und Vereinfachung der chirurgischen Therapie. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Rezidive bei Keratozysten sind häufig. \ Chirurgie-Schablonen können das Risiko einer Nervverletzung reduzieren. \ Eine Alternative zur schablonen- geführten Chirurgie ist die digitale Navigation, sie findet bis dato allerdings für den Unterkiefer noch keine breite Anwendung. Abb. 4: Osteotomie des linken Unterkiefers vor Entfernung des Zystenbalgs Quelle: MKG Universitätsmedizin Mainz Abb. 5: Postoperative Panoramaschichtaufnahme, die Osteotomie projiziert sich direkt über die Läsion (grüner Pfeil) Quelle: MKG Universitätsmedizin Mainz Abb. 6: Radiologische Verlaufskontrolle 2019 (digitale Volumentomografie, Panoramaübersicht) ohne Anhalt für weiteres Rezidiv Quelle: MKG Universitätsmedizin Mainz 26 | ZAHNMEDIZIN

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