Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1122) ISRAELISCHE STUDIE Bruxismus durch Smartphone-Nutzung Forscher der Tel Aviv University School of Dental Medicine haben in einer groß angelegten Studie an 600 jungen Erwachsenen die Folgen von Smartphones, Social Media und ständiger Erreichbarkeit auf Stress, Müdigkeit, temporomandibuläre Dysfunktionen (TMD) und Bruxismus geprüft. D ie knapp 600 Probanden im Alter von 18 bis 35 Jahren wurden in drei Gruppen unter- teilt: Die erste bestand aus ultra- orthodoxen Jüdinnen und Juden mit Mobiltelefon ohne Internetzugang. Die zweite war zwar im Besitz eines Smartphones, nutzte dies aber nur für berufliche Zwecke. Die dritte bestand aus säkularen jungen Erwachsenen, die das Smartphone privat nutzten und unbegrenzten Zugang zu Social- Media-Plattformen, Nachrichten- diensten und Spielen hatten. Der Gesundheitszustand wurde mit- hilfe eines Fragebogens analysiert. Als Hinweis auf TMD wurden Schmerzen im Bereich des Kiefers, vor den Ohren und im Schläfenbereich gewertet. Auch die Art des Schmerzes wurde abgefragt (kontinuierlich, zuneh- mend). Bruxismus wurde unterteilt in Schlaf- und Wachbruxismus. Auch Berichte Dritter, wonach die Probanden nachts mit den Zähnen knirschen, wurden einbezogen. Im Ergebnis berichteten 45 Prozent der Smartphone-Gruppe über Bruxis- mus, davon 24 Prozent tagsüber und 21 Prozent nachts. 29 Prozent gaben zudem an, unter Schmerzen im Be- reich der Kiefermuskulatur (TMD) zu leiden. Im Vergleich dazu litten nur etwa 14 Prozent der Ultra-Orthodoxen unter TMD – also weniger als halb so viele wie bei den Smartphone- Nutzern. Überdies hatten 14 Prozent Bruxismus: 6 Prozent primär im Schlaf, 8 Prozent im Wachzustand. Insgesamt 54 Prozent der Smart- phone-Nutzer litten an mäßigen bis häufigen Schlafstörungen mit nächt- lichem Erwachen, verglichen mit nur 20 Prozent unter den Ultra-Orthodo- xen. Die Hälfte der säkularen Befrag- ten empfand ein mittleres bis hohes Maß an Stress durch ihr Handy, im Vergleich zu nur 22 Prozent der Ultra-Orthodoxen. AUCH KÖRPERLICHE SCHÄDEN DURCH HANDY-NUTZUNG Wie die Autorin Dr. Pessia Friedman- Rubin von der University Tel Aviv aus- führt, zeigt die Studie einen Zusam- menhang zwischen der exzessiven Smartphone-Nutzung und einer sig- nifikanten Zunahme von nächtlichem Aufwachen. Das führe „zu Müdigkeit, Gesichts- und Kieferschmerzen, An- spannung im Bereich der Kiefermus- kulatur tagsüber und Zähneknirschen in der Nacht – körperliche Sympto- me, die oft das Ergebnis von Stress und Angst sind und die sogar zu kör- perlichen Schäden an der Zahnhart- substanz und den Kiefergelenken führen können“. In der heutigen Zeit lebten die Men- schen ständig mit dem Gefühl, etwas zu verpassen, und versuchten deshalb, stetig auf dem Laufenden zu bleiben, ergänzt ihre Kollegin Prof. Ilana Eli. Dieses Bedürfnis schaffe eine wach- sende Abhängigkeit von Handys und erzeuge Gefühle von Stress und Angst. Obwohl die Gruppen verschiedenen Stressfaktoren ausgesetzt sind, konnte in dieser Studie der Effekt von Smartphones gezielt isoliert werden. Dennoch räumen die Autoren ein, dass im Hinblick auf die kulturellen und Lebensstil-bedingten Unterschiede zwischen den Gruppen auch Limita- tionen bestehen. Trotzdem werde deutlich, dass diejenigen, die das Mobiltelefon nur zu beruflichen Zwecken verwenden oder gar keinen Internetzugang haben, viel weniger von Schlafstörungen oder TMD be- troffen sind als jene, die das Internet in vollem Umfang nutzen. Die Forscher schlussfolgern, dass die negativen Folgen der ständigen Smartphone-Nutzung erheblich sein können, wobei chronische orofaziale Schmerzen und irreversible Schäden an Zahnhartsubstanzstrukturen nur einige dieser Auswirkungen sind. nl Emodi-Perlman A, Hochhauser T, Winocur P, Friedman-Rubin P, Eli I: The effect of smartphones on daytime sleepiness, temporomandibular disorders, and bruxism among young adults. Quintessence Int. 2021 Apr 21;0(0):0. doi: 10.3290/j.qi.b1244431. Epub ahead of print. PMID: 33880912 Foto: Adobe Stock_Kaspars Grinvalds Smartphones sind fester Bestandteil unseres Alltags. Israelische Forscher fanden jetzt heraus, dass die Nutzung zu temporomandibulären Dysfunktionen und Bruxismus führen kann. 28 | ZAHNMEDIZIN

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