Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1125) sagte Engel. Er plädierte dafür, die Diskussionen um mehr Vergemein- schaftung und eine mögliche Gesund- heitsunion „aktiv und selbstbewusst“ zu begleiten. Engel sprach sich auch vehement gegen die Ökonomisierung in der Versorgung aus. Es dürfe keine Quotenvorgaben für angestellte Zahn- ärzte in Investoren-MVZ geben. Mit Nachdruck ging Engel auf die Not- wendigkeit ein, den beruflichen Nach- wuchs zu fördern. Teilzeit, flexible Arbeitszeiten und Kinderbetreuung dürften „kein Stoppschild für die Kar- riere“ sein. Zum Thema GOZ zeigte sich Engel ungebrochen kämpferisch: „Neun Gesundheitsminister haben sich nicht bewegt, der Punktwert liegt nach wie vor bei peinlichen 11 Pfen- nig. Wir werden weiterbohren, bis diese Ungerechtigkeit beseitigt ist.“ Im Verhältnis zur Politik mahnte Engel eine strikte Trennung zwischen Rechts- und Fachaufsicht an. Er for- derte spürbare Entlastungen von Bürokratie und sprach sich dafür aus, die Digitalisierung praxistauglich zu gestalten. Ferner bekannte er sich zum dualen System der Krankenversi- cherungen in Deutschland. Der scheidende Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Oesterreich zog eine positive Bilanz der von ihm verantworteten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: „Die vielen Medienanfragen während der Pandemie zeigen, dass man uns ver- traut.“ Gut angelaufen sei die neue Kommunikationsoffensive „Gesund- AbMund“ – das Thema „Hygiene“ stand hier bislang im Mittelpunkt. Für die Post-Corona-Zeit sei geplant, die kommunizierten Themen weiter aufzufächern: Das soziale Engage- ment der Zahnärzteschaft im In- und Ausland, das Thema Ausbildung und Fachkräftesicherung und natürlich die neuen Leistungen zur systema- tischen Parodontitis-Behandlung. Benz kam in seinem Bericht als schei- dender Vizepräsident auf eine besorg- niserregende Entwicklung im Zusam- menhang mit der elektronischen Patientenakte (ePA) zu sprechen. Die gematik hatte ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, mit dem haftungs- rechtliche Fragen der ePA-Nutzung durch „Leistungserbringer“ geklärt werden sollten. Darin ist festgehalten, dass Leistungserbringer verpflichtet seien, wesentliche Gesundheitsdaten zu erkennen und im einzelnen medizinisch zu bewerten. Konkret bedeute das für den Zahnarzt, dass die gesamte, mitunter sehr umfang- reich ausfallende Patientenakte vor einer Behandlung durchgesehen werden muss. „Ich bin absolut sicher, dass das nicht gut enden wird“, erklärte Benz. Hier müsse man mit eigenen Vorschlägen gegensteuern. HOFFNUNG FÜR DIE GOZ- NOVELLIERUNG? Zum Auftakt der Versammlung sprach der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium Dr. Thomas Gebhart (CDU) per Video- schaltung zu den Delegierten. Er lobte das Engagement der Zahnärzte- schaft in der Pandemiezeit – die zahnmedizinische Versorgung sei zu jeder Zeit „in hervorragender Weise“ aufrechterhalten worden. Besonderes sei auch in der Hygiene geleistet wor- den: Zahnarztpraxen hätten sich als „weitgehend infektionsfreie Zone ge- zeigt.“ Eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zeit werde es sein, aus der Pandemie zu lernen, so Gebhardt. Gebhart kündigte an, den Prozess der GOZ-Novellierung aktiv zu unter- stützen. Sobald ein entsprechender Vorschlag für die GOÄ auf dem Tisch liege, werde man auch die GOZ- Novelle in Angriff nehmen. Auch das Thema Patientensicherheit im Lichte der zunehmenden Zahl ge- werblicher Anbieter soll Gebhart zu- folge auf die Tagesordnung kommen. Dabei wolle man „auch über die Reichweite berufsrechtlicher Regelun- gen“ reden. Auf der Bundesversammlung zeich- nete Dr. Peter Engel zwei verdienst- volle Persönlichkeiten für ihr beson- deres Engagement für den Berufs- stand mit der Goldenen Ehrennadel der Deutschen Zahnärzteschaft aus: Prof. Dr. Reinhard Hickel, Ordinarius und Direktor der Poliklinik für Zahn- erhaltung und Parodontologie und Kinderzahnheilkunde am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, und Arno Metzler, ehe- maliger Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Freien Berufe. sr/br/pr Konstantin von Laffert (Jahrgang 1966) ist seit 2015 Präsident der Zahn- ärztekammer Hamburg und Mitglied im Vorstand der BZÄK. Langjährige Erfahrung in eigener Praxis und in diversen regionalen wie bundesweiten standespolitischen Gremien und Ausschüssen. Schwerpunkte: Bürokratie- abbau und Praxisführung. Dr. Romy Ermler (Jahrgang 1975) ist seit 2018 Mitglied im Vorstand der Landeszahnärztekammer Brandenburg, zuständig unter anderem für Fortbildung, Alterszahnheilkunde, Junge Zahnärzte, Kenntnisstandsprüfung. Eigene Praxis, Mitarbeit in verschiedenen standespolitischen Gremien, Studium an der AS-Akademie. POLITIK | 31
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