Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1132) \ Konsensbasierte Empfehlung: „Die Fähigkeiten des Patienten even- tuell vorhandene Retentionselemente bedienen zu können, eine adäquate Mundhygiene zu betreiben sowie regelmäßige Nachsorgetermine ein- zuhalten, sollten bei der Planung Berücksichtigung finden. Bei begrün- deten Zweifeln an der Adhärenz des Patienten sollte eine Versorgung mit Implantaten kritisch hinterfragt werden.“ (Expertenkonsens) \ Konsensbasierte Empfehlung: „Bei Patienten mit einer festsitzenden bzw. herausnehmbaren implantat- getragenen Versorgung im zahnlosen Oberkiefer soll ein regelmäßiges Nachsorgeintervall angestrebt wer- den. Je nach Patientenadhärenz, und unter Berücksichtigung weiterer indi- vidueller Patientenfaktoren, sind in der Regel Intervalle zwischen drei und zwölf Monaten als sinnvoll zu erachten.“ (Expertenkonsens) Ist die Entscheidung über die Art der Suprakonstruktion gefallen, erfolgt über die Planung der zukünftigen Zahnpositionen die Festlegung der Implantatpositionen und eventuell notwendigen Augmentationsmaßnah- men, gegebenenfalls unter Zuhilfe- nahme eines DVT. \ Konsensbasierte Empfehlung: „Gerade für den zahnlosen Ober- kiefer ist eine ausführliche funktio- nelle und ästhetische Planung unum- gänglich. Im Sinne eines Backward Planning soll zunächst die prothe- tische Planung erfolgen. Hierzu bietet sich eine, die spätere Zahnaufstellung widerspiegelnde, vorhandene Pro- these oder eine laborgefertigte Zahn- aufstellung an, welche direkt am Patienten anprobiert und getestet wird.“ (Expertenkonsens) \ Konsensbasierte Empfehlung: „Eine gleichmäßige anterior-posterio- re Implantatverteilung im Sinne eines möglichst großen Unterstützungs- polygons im Bereich des Zahnersatzes soll angestrebt werden.“ (Experten- konsens) \ Konsensbasierte Empfehlung: „ In anatomisch komplexen Situatio- nen ist es in der Regel sinnvoll, ein dentales Volumentomogramm anzufertigen und die Behandlungs- planung unter Berücksichtigung der ausgetesteten Zahnaufstellung vorzunehmen. Die Übertragung der virtuellen Planung mit einer navigier- ten Führungsschablone kann in die- sen Fällen sinnvoll sein.“ (Experten- konsens) 3. EMPFEHLUNGEN ZUR IMPLANTATANZAHL Die Empfehlungen zur Implantat- anzahl sind sogenannte Schlüssel- empfehlungen innerhalb der Leit- linie. Die primäre Fragestellung bei Erstellung der Leitlinie lautete ent- sprechend: „Welche Implantatanzahl ist ange- messen für welche Art der Prothese im zahnlosen Oberkiefer?“ Nur eine der Schlüsselempfehlungen hat sich seit dem letzten Update ver- ändert – Gegenstand ist die festsit- zende Versorgung mit vier Implanta- ten, die bislang aufgrund mangelnder Evidenz nicht empfohlen wurde. \ Evidenzbasierte Empfehlung: „Vier Implantate können heraus- nehmbar oder festsitzend versorgt werden. (In den vorliegenden, zur Empfehlungsfindung herangezoge- nen Studien bezieht sich die fest- sitzende Versorgung auf eine anterior axiale und posterior angulierte Im- plantatposition und eine Positionie- rung der endständigen Implantate mindestens im Prämolarenbereich.)“ Evidenzlevel 1+/A (herausnehmbar); 1+/B (festsitzend) \ Statement: „Eines der Konzepte zur festsitzenden Sofortversorgung des zahnlosen Oberkiefers ist die Versorgung mit vier Implantaten in Kombination von anterior axial und posterior anguliert gesetzten Implantaten. Dabei handelt es sich um ein technik-sensitives Verfahren, das bezüglich seiner Umsetzbarkeit eine strenge Patientenselektion, eine präzise Planung und eine spezifisch auf das Verfahren abgestimmte Aufklärung voraussetzt.“ (Experten- konsens) Die übrigen Schlüsselempfehlungen zur weniger als vier, zu fünf, zu sechs und zu mehr als sechs Implantaten wurden überprüft und bestätigt: \ Evidenzbasierte Empfehlung: „Weniger als vier Implantate sollen für den zahnlosen Oberkiefer nicht geplant werden.“ (Evidenzlevel 2+/A) \ Evidenzbasierte Empfehlung: „Fünf Implantate können heraus- nehmbar oder festsitzend versorgt werden.“ (Evidenzlevel 2+/B) \ Evidenzbasierte Empfehlung: „Sechs Implantate können heraus- nehmbar oder festsitzend versorgt werden.“ (Evidenzlevel 1+/A) \ Evidenzbasierte Empfehlung: „Mehr als sechs Implantate können herausnehmbar oder festsitzend ver- sorgt werden.“ (Evidenzlevel 2+/B) 3.1. Spezielle Empfehlungen zu festsitzenden Versorgungen In neun Studien wurde eine Sofort- belastung der Implantate mit einer festsitzenden provisorischen Versor- gung durchgeführt. Dabei zeigten sich ebenso wie bei der konventionellen Belastung hohe Implantatüberlebens- raten. Daher lautet ein Statement zum Belastungszeitpunkt: \ Statement: „Eine Sofortbelastung von vier oder mehr Implantaten mit einer provisorischen festsitzenden Restauration ist bei ausreichender Pri- märstabilität der Implantate und aus- reichendem Unterstützungspolygon nach strenger Indikationsstellung möglich.“ (Expertenkonsens) Auch wenn in nur einer der ein- geschlossenen Studien mehrteilige zementierte Suprakonstruktionen in- seriert wurden und in allen restlichen DR. MED. DENT. TASKIN TUNA Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien, Zentrum für Implantologie, Uniklinik RWTH Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen Foto: privat 38 | ZAHNMEDIZIN

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