Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1137) Prothese vor allem individuell her- gestellte, implantatverankerte Stege bzw. Doppelkronen. Druckknopf- elemente sollten in diesen Fällen nur Anwendung finden, sofern sie über die Möglichkeit einer physikalischen Angulationskompensation verfügen. Sofern eine zusätzliche Stabilisierung von Implantaten durch die Reten- tionselemente gewünscht ist, eignen sich aufgrund der primären Ver- blockung hierzu vor allem Steg- versorgungen. Im Fall eines geringen bzw. moderaten vertikalen Gewebs- verlusts, in Kombination mit annä- hernd parallel gesetzten Implantaten, eignen sich auch Standard-Druck- knopfelemente für die Versorgung des zahnlosen Oberkiefers.“ (Experten- konsens) Ein klinisches Beispiel für eine mit Druckknopfelementen verankerte Prothese zeigen die Abbildungen 7 bis 12. \ Konsensbasierte Empfehlung: „Im Sinne einer verbesserten mund- gesundheitsbezogenen Lebensquali- tät, Sprachfunktion (Artikulations- fähigkeit), Sensorik und Geschmacks- wahrnehmung des Patienten, sollte, bei günstiger Implantatverteilung, eine gaumenfreie Gestaltung der implantatverankerten herausnehm- baren Prothese angestrebt werden.“ (Expertenkonsens, Abbildungen 5 und 6) \ Konsensbasierte Empfehlung: „Um die Komplikationsraten bei herausnehmbaren implantatveran- kerten gaumenfreien Prothesen im Oberkiefer zu reduzieren, sollte jede prothetische Neuversorgung mit einem Gerüst zur Prothesenstabili- sation versehen werden (z. B. Metall- gerüst).“ (Expertenkonsens, Abbil- dung 9) 4. EMPFEHLUNGEN ZUR MUNDGESUNDHEITSBEZOGENEN LEBENSQUALITÄT Bei jeder Art der implantatprothe- tischen Rehabilitation ist letztlich die Zufriedenheit des Patienten eines der entscheidenden Erfolgsmerkmale. Die Erhebung patientenzentrierter Daten (Zufriedenheit, Kaufvermögen, mundgesundheitsbezogene Lebens- qualität) findet bei der Durchführung klinischer Studien immer mehr Be- rücksichtigung. Auch wenn hierbei der „Vorher-nachher-Vergleich“ natur- gemäß besonders sinnvoll ist, so können doch auch Befragungen nach Protheseneingliederung wert- volle Hinweise auf die grundsätzliche Zufriedenheit mit der Versorgung geben. In vielen der eingeschlossenen Studien wurden solche Befragungen durchgeführt und es zeigen sich starke Hinweise darauf, dass die Pa- tienten mit ihrer implantatgetrage- nen Restauration sehr zufrieden sind. Zwei weitere, nicht in die Evidenz- tabelle eingeschlossene, aber sehr aussagekräftige Studien, in denen die Patienten vor und nach Ein- gliederung befragt wurden, zeigen eine Verbesserung hinsichtlich der mundgesundheitsbezogenen Lebens- qualität bei einer Versorgung des zahnlosen Oberkiefers mit Implan- taten im Vergleich zur vorherigen Situation ohne Implantate [Erkapers et al., 2017; Zembic et al., 2019]. \ Statement: „Durch eine implantat- verankerte herausnehmbare oder fest- sitzende Versorgung des zahnlosen Oberkiefers kommt es zu einer nachweisbaren Verbesserung der mundgesundheitsbezogenen Lebens- qualität der Patienten im Vergleich zur Ausgangssituation.“ (Experten- konsens) 5. FAZIT Seit dem letzten Update der S3-Leit- linie „Implantatprothetische Versor- gung im zahnlosen Oberkiefer“ sind einige Neuerungen in Form von Statements und Empfehlungen zu unterschiedlichen Themen hinzuge- kommen. Die Schlüsselempfehlun- gen zur Implantatanzahl wurden hin- sichtlich der festsitzenden Versor- gung von vier Implantaten erweitert, blieben aber sonst unverändert. Mit einer Anzahl von mindestens vier bis sechs oder mehr Implantaten bieten sich zahlreiche Therapie- optionen, die dem Patienten sehr gute Alternativen zur konventionel- len Totalprothese ermöglichen. Eine hohe Funktionalität dieser Versor- gungsformen, eine gaumenfreie Ge- staltung der herausnehmbaren Pro- thesen sowie ein sehr guter Langzeit- erfolg der Implantate und Restaura- tionen führen letztendlich auch zu einer verbesserten mundgesundheits- bezogenen Lebensqualität. \ UNIV.-PROF. DR. MED. DENT. STEFAN WOLFART Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien, Zentrum für Implantologie, Uniklinik RWTH Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 43