Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1139) Auszubildenden zu motivieren und ihnen über diese schwierige Phase hinwegzuhelfen. Üben Sie ohne echten Patienten das Anmischen von Materialien, das Nehmen und Aus- gießen von Abformungen oder die Herstellung von Provisorien. Letzt- lich hilft das stressfreie Üben dieser Tätigkeiten für eine künftig selbst- ständige Arbeitsweise und ganz neben- bei kann der Unterrichtsstoff der aus- gefallenen Berufsschultage durchge- sprochen werden. FORDERN, ABER NICHT ÜBERFORDERN Da Azubis kein Kurzarbeitergeld er- halten und unter den Praxisinhabern oft der (nachvollziehbare) Gedanke besteht, dass die Azubis dann auch arbeiten können, kann die Zeit auch gut für das Schreiben des Berichts- hefts genutzt werden. Wussten Sie, dass lediglich 54,4 Prozent der Azubis erlaubt wird, das Berichtsheft auf der Arbeit zu schreiben, obwohl Arbeit- geber laut Berufsbildungsgesetz den Auszubildenden die Möglichkeit ge- ben müssen, das Berichtsheft in ihrer Ausbildungszeit zu führen? Eine weitere Idee ist, dem Auszubil- denden eine wichtige Rolle innerhalb des Praxisteams zukommen zu lassen, indem man ihm zum Beispiel einen eigenen Aufgabenbereich zuteilt und ihn hierfür zur Weiterbildung an Webinaren teilnehmen lässt. So fühlt sich der Auszubildende gebraucht und wichtig und lässt, auch wenn das Terminbuch eine Zeit lang nicht voll ausgelastet ist, nicht in seiner Leistung durch Demotivation nach. Achten Sie hier darauf, dass die Auf- gabe oder das Projekt für den Azubi im Rahmen seiner Möglichkeiten liegt. Laut Ausbildungsreport 2019 fühlen sich ganze 22,9 Prozent der ZFA-Azubis überfordert! Seien Sie ansprechbar für Ihren Azubi oder stellen Sie sicher, dass es immer einen Ansprechpartner innerhalb des Praxisteams gibt. Gerade während des Lockdowns gab es für einige Auszubildende Hemmnisse, ihre Nöte kundzutun. Die Berufsschulen haben zum Teil den Unterrichtsstoff per E-Mail verschickt, vergewissern Sie sich, dass der Auszubildende auch Zugang zu den entsprechenden Me- dien hat und lassen Sie beispielsweise seinen Unterrichtsstoff in der Praxis ausdrucken. Zeigen Sie Interesse und lassen Sie sich den Stoff präsentieren! Bei digitalen Unterrichtsangeboten der Berufsschulen könnten Sie Ihren Azubi an einem ruhigen Ort in Ihrer Praxis teilnehmen lassen – aber bitte keinesfalls, um ihn zu kontrollieren, sondern um verfügbar zu sein und ein ruhiges Umfeld zu ermöglichen. Nicht jede heimische Umgebung ist zum konzentrierten Lernen geeignet. IMMER ANSPRECHBAR BLEIBEN Auch mit Lob kann man den Auszu- bildenden gut motivieren. Erkennen Sie es an, wenn sich Ihr Azubi ins Zeug legt und viele (sinnvolle) Fragen stellt. Bringen Sie doch Ihrem Azubi das digitale Arbeiten etwas näher, Studien zufolge fühlen sich 53,3 Pro- zent der Auszubildenden eher nicht auf die Nutzung digitaler Technolo- gien vorbereitet. Viele Praxen arbeiten noch reduziert, die Berufsschule ist jedoch wieder ge- startet und prüft inzwischen auch den Lernstoff, der nicht im Präsenz- unterricht vermittelt wurde. Helfen Sie Ihren Auszubildenden, indem Sie sie an diesen Lernstoff erinnern – und ihn anhand von Praxisbeispielen erklären, denn auch gute Zensuren fördern Motivation. In diesem Sinne ... Ihr Christian Henrici zusammen mit Diana Dorißen, Mitglied im Team Praxisflüsterer Henrici@opti-hc.de, www.opti-hc.de CHRISTIAN HENRICI – DER PRAXISFLÜSTERER Mit der Erfahrung aus mehr als 3.200 umfassenden zahnärztlichen deutschlandweiten Mandaten in knapp fünfzehn Jahren beantwortet der Praxisexperte und Haupt- gesellschafter der „OPTI health consulting GmbH“ Fragen von Mandanten und Lesern zum Unternehmen Zahnarztpraxis. Der Einblick in seinen „Praxis“-Alltag soll Lösungs- ansätze aufzeigen, um Problemen in der Praxis so früh wie möglich begegnen zu können. Oder besser – um diese gar nicht erst entstehen zu lassen. PRAXIS | 45

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