Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1142) EXPERTENSTANDARD „FÖRDERUNG DER MUNDGESUNDHEIT IN DER PFLEGE“ Mundhygiene bei Pflegebedürftigen – Empfehlungen für die Praxis Elmar Ludwig Diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die mit der zahnmedizinischen Versorgung von Menschen mit pflegerischem Unterstützungsbedarf befasst sind, kennen das Problem: Pflegekräfte und pflegende Angehö- rige brauchen in vielen Fällen Anleitung und Aufklärung darüber, wie die tägliche Mundpflege individuell und bedarfsgerecht angepasst werden muss. Die folgenden Empfehlungen sollen uns helfen, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Der Beitrag ist so gestaltet, dass Sie ihn für eigene Schulungszwecke bequem aus dem Heft heraustrennen können. W orauf kommt es bei der Mundhygiene bei Pflege- bedürftigen an? Natürlich geht es nicht ohne Zahnbürste und Zahnpasta. EIGENAKTIVITÄT FÖRDERN UND VORLIEBEN IM BLICK Mindestens genauso wichtig ist es aber, die Ressourcen des Menschen mit Pflegebedarf zu berücksichtigen, Eigenaktivität zu fördern, Vorlieben und Abneigungen im Blick zu haben, gegebenenfalls Angehörige mit einzu- beziehen und gleichzeitig die Privat- sphäre beziehungsweise den Intim- bereich Mundhöhle angemessen zu würdigen. Ein weiterer Aspekt ist die Leistungsbereitschaft – der betroffene Mensch sollte nicht erschöpft sein. Die Brille auf der Nase und die Hör- hilfe im Ohr steigern die Kooperations- fähigkeit. Vor allem bei pflegenden Angehörigen kommt dem Praxisteam bei der Vermittlung, der Demonstra- tion und gegebenenfalls der Anleitung eine wichtige psychosoziale Funktion zu. Die Mutter hat vielleicht bisher aus Scham ihre Tochter nicht um Hilfe gefragt oder der Ehemann ist bisher gar nicht auf die Idee gekom- men, die eigene Frau bei der Mund- hygiene zu unterstützen. Soweit mög- lich und sinnvoll, sollten beide Seiten zunächst getrennt voneinander dazu befragt werden. Nach erteilter Zustimmung sind die unterstützenden Maßnahmen unter Berücksichtigung von Aspirations- gefahr und Ergonomie einzuleiten. Dabei gilt es zunächst, ein Gespür und einen Plan dafür zu entwickeln, wann der richtige Zeitpunkt ist, an dem die Mundpflege am besten gelingt, wie viel und welche Unterstützung tatsächlich notwendig ist und wer genau – zum Beispiel in einer Pflege- einrichtung – die Unterstützung am besten leisten kann. Schließlich stellt sich noch die Frage, wie diese Unter- stützung konkret umgesetzt werden soll. BEZIEHUNGSGESTALTUNG BEI MENSCHEN MIT DEMENZ Demenz bedeutet nicht nur Gedächt- nisverlust. Es gibt verschiedene For- men, bei denen auch andere Aspekte wie Veränderungen im Sozialverhalten Quelle: Elmar Ludwig (Erstveröffentlichung OEMUS MEDIA AG, Prophylaxe Journal 4/2020) In der Pflegeeinrichtung: Zahnarzt erklärt Pflegerinnen die korrekte Ausführung von Mundhygienemaßnahmen (Aufnahme vor der Pandemie)
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