Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1146) Empfehlung: Zunächst sollte die Mundpflege bei Menschen, die gut kooperieren, vielleicht sogar im Kreis der eigenen Familie, geübt werden. Erst wenn die Bewegungsabläufe ein- studiert sind, macht es Sinn, sich um Menschen zu kümmern, die in ihrer Mobilität und/oder in ihrer Koopera- tionsfähigkeit stärker eingeschränkt sind. Menschen mögen nicht mehr viel hören oder sehen, trotzdem haben sie ein Gespür dafür, ob jemand weiß, was er oder sie tut. MUNDPFLEGE – WIE OFT UND WANN? Die Empfehlung lautet: mindestens zweimal am Tag die Zähne putzen – einmal morgens und einmal abends. Diese Empfehlung sollte idealerweise in ritualisierte Abläufe eingebettet und an die Gewohnheiten angepasst werden. So gibt es Menschen, die die Zähne immer vor dem Frühstück putzen, da sie am Morgen einen schlechten Geschmack im Mund ver- spüren. Andere putzen ihre Zähne mindestens dreimal am Tag. Ablauf, Putztechnik und Dauer Bei notwendiger Unterstützung der Mundpflege hat sich nachfolgende Systematik bewährt: 1. Handschuhe anziehen 2. Alle notwendigen Pflegemittel bereitlegen und für eine gute Ausleuchtung sorgen 3. Handtuch umlegen 4. Lippen pflegen 5. Gegebenenfalls vorhandenen herausnehmbaren Zahnersatz ausgliedern 6. Wenn möglich, mit Wasser gut und kräftig ausspülen lassen beziehungsweise mit Kompressen die Mundhöhle auswischen und vorreinigen 7. Zähne, Zahnfleisch, gegebenen- falls Zunge und die Mundschleim- häute mit der Zahnbürste und Zahnpasta reinigen 8. Zahnzwischenräume mit Inter- dentalbürste reinigen 9. Zwischendurch kurz ausspucken beziehungsweise mit etwas Wasser kurz ausspülen und am Schluss nur noch überschüssige Zahnpastareste ausspucken lassen – alternativ mit Kompressen immer wieder Überschüsse aus- wischen 10. Zahnersatz reinigen und wieder eingliedern oder über Nacht – wenn möglich – außerhalb des Mundes lagern Werden die Zähne nicht selbst ge- putzt und steht man zur Unterstüt- zung bei der Mundpflege im Bad am Waschbecken seitlich wie vorhin be- schrieben, kann es sinnvoll sein, zu- nächst im Unterkiefer auf der gegen- überliegenden Seite zu beginnen, da diese Region am besten einsehbar ist. Dann geht es weiter bis zuletzt zur zugewandten Seite im Oberkiefer. Die Systematik, welche Zahnflächen nacheinander geputzt werden sollen, ist nicht vorgegeben und von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählt neben der Einsehbarkeit des Mundes ausgehend von der Kör- perstellung bei der Unterstützung der Mundpflege auch die Kooperations- fähigkeit des unterstützungsbedürf- tigen Menschen. So kann es sinnvoll sein, zunächst alle Außenflächen zu putzen, weil der Mund erst nicht richtig aufgehen will, oder aber zunächst alle Flächen im Oberkiefer zu putzen, weil bei manchen einge- schränkt kooperativen Menschen der Unterkiefer sehr „unruhig“ ist. Die Zahnbürste sollte immer mit sicherer Handhaltung geführt und der Anpressdruck wie beim Schreiben mit einem Druckminenbleistift gering ge- wählt werden. Bei Handzahnbürsten sind entweder kleine Bewegungen vor Abb. 3a und 3b: Wer selbst ausspülen kann, soll das auch selbst tun. Eine Kompresse, um den Finger oder um die Zahnbürste gewickelt, kann hel- fen, Speisereste, Beläge und überschüssige Zahnpasta sicher aus der Mundhöhle auszuwischen und zu entfernen. Fotos: Elmar Ludwig DR. ELMAR LUDWIG Referent für Alterszahnheilkunde der LZK Baden-Württemberg Zahnärztliche Gemeinschaftspraxis Dr. Markus Dirheimer & Dr. Elmar Ludwig Neue Str. 115, 89073 Ulm elmar_ludwig@t-online.de Foto: Elmar Ludwig 52 | ZAHNMEDIZIN
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