Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1152) BARMER-ZAHNREPORT 2021 Antibiotika könnten MIH begünstigen Der diesjährige Barmer-Zahnreport rückte die Molaren- Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) in den Fokus, wobei ein besonderes Augenmerk auf die begünstigenden Faktoren gerichtet wurde. Antibiotika könnten eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Erkrankung spielen. Foto: AdobeStock_iushakovsky Die Barmer erstellt den Zahnreport regelmäßig auf Datenbasis der vertragszahnärztlichen Versorgung von rund neun Millionen gesetzlich Versicherten – dies entspricht einem Anteil von rund 12,5 Prozent aller Versicherten der GKV. Dieses Jahr im Fokus: die Kreidezähne. M IH ist nach Karies die zweit- häufigste Zahnerkrankung bei Kindern. Mindestens 450.000 Kinder in Deutschland leiden unter Kreidezähnen, die behandelt werden müssen. Das sind rund acht Prozent aller Sechs- bis Zwölfjährigen. Experten gehen davon aus, dass die Ursachen für MIH im Prozess der Zahnmineralisation liegen. Barmer- Chef Prof. Christoph Straub hatte deshalb bei der Vorstellung des Reports eine wichtige Botschaft an die Eltern betroffener Kinder: Regel- mäßige Zahnpflege habe keinen Ein- fluss auf die Entwicklung von MIH, da die Zähne bereits bei ihrem Durchbruch geschädigt sind. „Eltern betroffener Kinder haben nichts falsch gemacht, sie haben nicht beim Thema Zahnhygiene ihrer Kinder versagt.“ DIE ELTERN HABEN NICHTS FALSCH GEMACHT Die ätiologischen Faktoren sind noch weitestgehend unklar, derzeit wird von einem multifaktoriellen Geschehen ausgegangen. Im Barmer-Zahnreport stand deshalb vor allem die Analyse von Daten im Fokus, die Hinweise auf ätiologische Zusammenhänge liefern könnten. Hierzu wurden zu- nächst an MIH erkrankte Kinder anhand eines aus den Routinedaten ersichtlichen Behandlungsmusters identifiziert. Durch diese Methodik bedingt seien allerdings eher schwere Fälle verzeichnet worden, was zu einer gewissen „Unterbewertung“ der Prävalenz geführt haben könnte. Dem Report zufolge gibt es beim Auftreten von Kreidezähnen große regionale Unterschiede. Bundesweit schwanken die Prävalenzen auf Stadt- DIE KZBV ZUM ZAHNREPORT PRÄVENTIVBETREUUNG MIT DURCHBRUCH DES ERSTEN ZAHNS Anlässlich der Veröffentlichung des diesjährigen Barmer-Zahnreports mit dem Schwer- punkt „Kreidezähne bei Kindern“ betont die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) einmal mehr die Bedeutung von Früherkennung und Prävention.„Molaren-Inzisi- ven-Hypomineralisation, kurz MIH – auch bekannt als ‚Kreidezähne‘ – können bereits beim Zahndurchbruch erkannt werden. Eine frühzeitige Erkennung des Krankheitsbildes mit engmaschiger, intensiver Betreuung und Einleitung therapeutischer Maßnahmen ist ausschlaggebend, um einem weiteren Verlust von Zahnschmelz entgegenzuwirken und einen Zahnerhalt langfristig zu sichern“, sagte der KZBV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer. In den vergangenen Jahren habe der zahnärztliche Berufsstand einen erfolgreichen Wandel gestaltet: „Die Zahnheilkunde hat sich weg von der kurativen und hin zu einer präventiven Ausrichtung entwickelt – ‚Vorsorgen statt versorgen‘ lautet das Motto“, sagte Eßer. „Damit haben wir einen wichtigen Grundstein gelegt, um für alle Menschen beste Voraussetzungen für ein lebenslang gesundes Gebiss zu schaffen.“ Das fange bereits bei den Kleinsten an: „Wenn mit dem Durchbruch des ersten Zahns eine präventive Betreuung beginnt, wird mittels Prävention das Fundament für die spätere dauerhafte Mundgesundheit gelegt. Eltern sollten deshalb mit ihren Kindern möglichst regelmäßig Untersuchungen in Zahnarztpraxen wahrnehmen.“ 58 | POLITIK
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