Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1166) INTERVIEW MIT DEM ZAHNARZT UND KRIMIAUTOR DR. DR. KLAUS OEHLER „Eine Füllung ist ein hervorragendes Mordinstrument“ Wie man mithilfe einer Füllung den perfekten Mord begehen kann und warum Gerichtsverhandlungen für ihn eine Inspiration sind, schildert uns Dr. Dr. Klaus Oehler. Der ehemalige Jurastudent, Pathologieassistent und Zahnarzt hat bereits zwei Krimis über einen mordenden Zahnarzt geschrieben, der gemeinsame Sache mit der Mafia macht. Der dritte Teil ist in Arbeit und soll nächstes Jahr erscheinen. Wie würden Sie sich selbst bezeichnen – als Autor, Zahnarzt, Pathologe oder Jurist? Dr. Dr. Klaus Oehler: Ich würde mich selbst als Genießer oder Ge- nussmensch beschreiben, was mit den Berufsrichtungen eher selten vereinbar ist. Wenn man mich nach meinem Beruf fragt: Ich bin Connaisseur. Das Universitätsklinikum Münster zitiert Sie mit den Worten: „In der Pathologie, der Intensiv- und der Zahnmedizin habe ich reichlich Kuriositäten erlebt, die sich als Stoff anboten.“ Könnten Sie mal aus dem Nähkästchen plaudern? Es gibt eine kleine Anekdote aus meinem neuen Buch, die ich als junger Arzt bei einer Gerichts- verhandlung miterlebt habe. Ein Oberarzt der Gerichtsmedizin sagte damals als Sachverständiger zu einem Fall aus: „‚ Wie viele Autopsien haben Sie an Toten vorgenommen?‘, fragte der Rechtsanwalt. Der Oberarzt antwortete in ruhigem Ton: ‚ Alle meine Autop- sien nehme ich an Toten vor.‘ – ‚ Dafür sind wir Lebenden ihnen doch sehr dankbar‘, sagte der Richter. ‚ Aber Herr XY, war zu diesem Zeit- punkt tot?‘, fragte der Anwalt. ‚ Nein, er saß auf dem Tisch und wunderte sich, warum ich ihn einer Autopsie unterziehe.‘ – ‚ Ist es möglich, dass der Mann noch am Leben war, als Sie ihn autopsierten?‘ – ‚ Nein, er hätte sicherlich hörbar bei der gesamten Prozedur geschrien.‘ – ‚ Wie können Sie sich so sicher sein?‘ – ‚ Weil ich sein Gehirn in einem Glas vor mir auf dem Tisch stehen hatte und keine Zeichen des Nachdenkens bei ihm sah.‘ – ‚ Hätte der Patient trotzdem noch am Leben sein können?‘ – ‚ Ja, es ist möglich, dass er noch am Leben war und jetzt irgendwo als Anwalt praktiziert.‘ – ‚ Das ist unerhört‘, sagte der Richter und verhängte dem Ober- arzt eine Ordnungsstrafe.“ Ich habe viele unterhaltsame Situa- tionen erlebt, die nicht an die Öffent- lichkeit gelangen, weil kaum jemand an diesen Gerichtsverfahren teil- nimmt. Die waren eine Inspiration für mich. Warum Zahnarztkrimis? Wann kam Ihnen die Idee dazu? Als ich nicht mehr wusste, was ich machen soll. Nein, so war es natür- lich nicht. 2003 wurde mein erstes Buch mit dem Titel: „Mit Tod gefüllt“ veröffentlicht. Mein zweites Buch „Letal Dental“ erschien 2007. Für beide Romane, die im Schnitt 200 bis 230 Seiten lang sind, habe ich jeweils ein Jahr gebraucht. Ich habe sie nebenberuflich verfasst. Ich hatte bis dato genügend fachbezogene Bücher (etwa „Der Zahnarzt in der Wirtschaftlichkeitsprüfung“, „Zahn- medizinischer Standard in der Rechtsprechung“, „Der zahnärztliche Sachverständige“ oder „Zahnärztliche Dokumentation“) geschrieben. Hier sind die Kollegen viel kritischer als bei Belletristik, wo man nicht so genau aufpassen muss, was man schreibt. Von beiden Bücher gab es jeweils 400 Exemplare. Aktuell sind sie nicht mehr erhältlich. Ich habe noch ein DR. DR. KLAUS OEHLER ... wurde am 21.Juni 1950 geboren und wuchs als Sohn eines Tierarztes in Osnabrück auf. Nach dem Abitur studierte er zunächst Jura. Wegen einer Erkrankung seines Vaters und eines Rechtsstreits unterbrach er sein Jurastudium und studierte Medizin. Danach arbeitete er zunächst als Anästhesist und Notarzt in einem Krankenhaus in Osnabrück, bevor er sich für die Zahnmedizin entschied. In Osnabrück eröffnete er dann auch seine Zahnarztpraxis. Somit ist Oehler studierter Arzt und Zahnarzt mit ärztlicher Weiterbildung in Anästhesie und Pathologie. Im Laufe der Jahre befasste er sich mit der Zahnmedizin nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus rechtlicher Sicht. Er leitet das Institut für zahnärztliche Wirtschaftlichkeits- prüfung und Behandlungsqualität (IZWP) und hat sein Wissen in mehre- ren Fachbüchern niedergeschrieben. Dazu hat er (bisher) zwei Zahnarzt- krimis („Mit Tod gefüllt“ und „Letal Dental“) veröffentlicht. Heute lebt er in Kriftel im Rhein-Main-Gebiet. Foto: Stefanie M.E. Wassermeier 72 | GESELLSCHAFT
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