Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1167) oder zwei zu Hause, aber mittlerweile werden sie unter der Hand gehandelt. Falls eine Film- und Fernsehgesell- schaft Interesse an meiner Geschichte hat, dann würde ich nochmal nach- drucken lassen. Wie viel Wahrheit steckt in Ihren Krimis? Die Ideen stammen aus meiner beruf- lichen Tätigkeit als Zahnarzt. Aber die Geschichte und die Figuren sind alle erdacht. Es soll unterhaltsam sein – und das scheint zu funktionieren. Ich habe von meinen Leserinnen und Lesern viele Anrufe erhalten. Sie teilten mir mit, dass sie sich selten so amüsiert hätten wie beim Lesen der Krimis. Die Zahnmedizin scheint sich hervorragend für den perfekten Mord zu eignen: „Auch eine Füllung kann ein hervorragendes Mord- instrument sein – wenn man in ihr eine ganz kleine Blausäurekapsel versteckt.“ Es geht darum, dass der Protagonist, ein Zahnarzt, sich sein Leben ein- facher und schöner gestalten will. Hierfür braucht er Geld und einen Sponsor, der auch etwas davon hat. Wenn jemand eines nicht natürlichen Todes gestorben ist, fällt es den meis- ten Polizeibehörden schwer, heraus- zufinden, wie der Tod eingeleitet wurde. Die größten Probleme bei solchen Verbrechen bestehen darin, den Mechanismus des Tötens zu ver- schleiern. Wenn jemand mit einem Messer erstochen wurde, kann ein Pathologe das schnell erkennen. Wenn aber jemand vergiftet wurde, ist das nicht immer so einfach. Bis 2003 wird kaum jemand gedacht haben, dass das Opfer bei einem Zahnarzt gewesen sein könnte, wo es eine Füllung erhalten hat. Und dass in dieser Füllung etwas drin gewesen ist, das der Gesundheit nicht förderlich war. So mordet der Zahn- arzt in meinem ersten Buch. Ist Ihr Protagonist ein Bösewicht? Der Zahnarzt übernimmt in meinen Büchern die Rolle desjenigen, der den Tod einleitet. Meine Krimis sind Folgegeschichten und bauen auf- einander auf. Die Hauptfigur ohne Namen hat einen kostspieligen Lebensstil, den er mit der Zahnarzt- praxis nicht finanzieren kann. In dieser Situation lernt er Igor von der Mafia kennen, der auf der Suche nach einem Killer ist. Die Zusam- menarbeit mit der Mafia funktio- niert gut, weil sie ihn für „ihre“ Morde brauchen. Sie können sich fast sicher sein, dass er nicht ab- springt, da er auf das Geld angewie- sen ist. Im Laufe der beiden Bücher bringt er zwei Menschen um. Vom Prinzip her könnte jeder diesen Mord durchführen, der weiß, wie man eine professionelle Füllung herstellt und abschätzen kann, dass das Gift nicht zu früh austritt. Welche Rolle spielt Prof. Ludger Figgener in Ihrer Vita? Das wird etwas hochgehangen. Er hat zur gleichen Zeit wie ich Jura und später Zahnmedizin studiert. Nur war er beim Jurastudium offenbar im Aus- land, ich in Münster. Wir haben uns erst kennengelernt, als er später in Münster im gleichen Semester wie ich angefangen hat, Zahnmedizin zu studieren. Von da an ist unser Leben fast parallel verlaufen, bis ich ihn, als er Hochschullehrer und habilitiert war, gefragt habe, ob er eines meiner Fachbücher als Doktorvater begleiten würde, womit er einverstanden war. Planen Sie eine Fortsetzung? Mein dritter Krimi wird wahrschein- lich im nächsten Jahr erscheinen. Ich denke, dass ich noch ein halbes Jahr benötige, um ihn fertigzustellen. Die Geschichte muss in sich schlüssig sein. Man darf keine Stufe einbauen, wo dem Leser auffällt, dass das gar nicht zusammenpasst. Ein vierter Teil ist auch nicht ausgeschlossen. Ihr Forscherdrang mündete sogar in Patenten? Ja, es handelt sich um ein Patent von 2003 – der sogenannte lichtleitende Stopfer. Um klassisches Füllungs- material in den Zahn zu bekommen und um es mit Licht auszuhärten, sind normalerweise unterschiedliche Instrumente notwendig. Dieser In- strumentenwechsel ist lästig. Leider hat meine Erfindung nicht viel An- klang gefunden. Die Industrie hat sie abgelehnt. Ob sie es richtig verstanden haben, ist eine andere Frage. Das Gespräch führte Anja Kegel. „Jeder, der weiß, wie man eine professionelle Füllung herstellt, kann einen erfolgreichen Mord begehen.“ GESELLSCHAFT | 73

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