Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1171) ten Bereich verbleiben, bestehen bei- spielsweise aus Calciumhydroxid, das ebenfalls enzymatisch über längere Zeit verstoffwechselt wird. Permanente Filler enthalten hauptsächlich Silikone oder Methacrylate und werden nicht abgebaut [Pavicic, 2009]. Aus der Einteilung nach Haltbarkeit ergeben sich verschiedene Vor- und Nachteile. So erscheinen permanente Filler zunächst auf lange Sicht als ele- gante und auch preiswerte Lösung, da diese nach einmaliger Anwendung im Prinzip lebenslang ihre Aufgabe als Augmentat erfüllen. Im Gegenzug ist die Komplikationsrate und -schwere teilweise so hoch, dass heutzutage oft generell von deren Einsatz abgeraten wird. Gerade die Ausbildung von ent- zündlichen Granulomen geht häufig mit einem langwierigen Komplika- tionsprozess einher, der in der chirur- gischen Entfernung des Granuloms inklusive des verbliebenen Fremd- materials gipfelt. Im Unterschied zu permanenten Fil- lern müssen temporäre Substanzen nach der Abbauzeit nachgegeben werden und sind kein definitiver Therapieansatz. Sie gehen jedoch mit einer viel geringeren Nebenwirkungs- rate einher. Bei Komplikationen reicht zudem oft ein minimalinvasives The- rapiekonzept aus. Bei den aktuell am häufigsten eingesetzten temporären Fillern ist die Rate an unerwünschten Nebenwirkungen relativ gering. Auf- grund der Vielzahl der Anwendungen in den vergangenen Jahren nimmt jedoch die Anzahl der Patienten mit relevanten Nebenwirkungen zu. Unterschieden wird zwischen frühen Komplikationen in den ersten zwei Wochen nach der Behandlung (zum Beispiel akute Infektionen, allergische Reaktionen, Schmerzen, Schwellun- gen, Rötungen, Blutungen, Gefäßver- schlüsse) und späten Komplikationen ab der dritten Woche nach der Behandlung (Entzündungen mit Granulombildung, Dysästhesie, Dys- pigmentierung und Verlagerung des Augmentats). Die Therapie hängt von der Art der Komplikation ab und reicht von der lokalen Kühlung bei Schwellung oder Rötung über die Re- perfusionstherapie bei intravaskulärer Injektion mit konsekutivem Gefäß- verschluss bis zur Verabreichung von Antibiotika bei Infektionen [De Boulle, 2004; Philipp-Dormston et al., 2020; Signorini et al., 2016; Philipp- Dormston et al., 2017]. DISKUSSION Aufgrund der verbreiteten Anwendung vermeintlich risikoarmer ästhetischer Fillerbehandlungen kommt es immer häufiger zur Vorstellung von Patienten mit eindrücklichen Komplikationen. Infektionen nach Injektion eines Fillers sind mit einer Häufigkeit von 0,04 bis 0,2 Prozent eher selten, kön- nen dann aber ein ernstes Krankheits- bild darstellen, das einer zeitnahen und adäquaten Therapie bedarf [Ferneini et al., 2017]. Bei Aufnahme stehen zunächst die Anamnese und die klinische Unter- suchung im Vordergrund. Dabei ist es wichtig zu erfragen, welche Substanz zu welchem Zeitpunkt verabreicht wurde. Beispielsweise reichen im Fall eines Abszesses die Inspektion und die klinische Untersuchung meist aus, um die richtige Diagnose zu stellen und eine passende Therapie einzuleiten. Daneben sind weitere Vorerkrankungen und die Haus- medikation zu eruieren, da somit mögliche komplikationsfördernde Faktoren erfasst werden und ins Therapiekonzept einbezogen werden können. Zusätzlich kann eine Blut- Abb. 2: Während der klinischen Erstuntersuchung trat spontan Pus aus der vorbestehenden Inzisionswunde aus. Foto: Richard Werkmeister OBERFELDARZT DR. MED. DR. MED. DENT. ANDREAS PABST Klinik VII; Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Andreas1Pabst@bundeswehr.org Foto: BwZKrhs ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. ZAHNMEDIZIN | 77
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