Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 111, Nr. 12, 16.6.2021, (1102) US-STUDIE ZUM COVID-19-RISIKO BEI ZAHNÄRZTLICHEN EINGRIFFEN Die PZR – nicht gefährlicher als ein Glas Wasser? Eine US-amerikanische Studie geht viral: „Eine PZR erhöht das Risiko für eine COVID-19-Infektion genauso wenig wie das Trinken von einem Glas Wasser aus der Zahnarztpraxis“, bilanziert das Forscherteam. Really? S peichel ist erwiesenermaßen ein Reservoir für SARS-CoV-2-Viren. Die Vermutung liegt nahe, dass bei zahnärztlichen Eingriffen durch die entstehenden Aerosole eine höhere Ansteckungsgefahr herrscht. Eine US- amerikanische Forschergruppe hat nun eine Studie publiziert, die diese Vermutung widerlegen soll und in angelsächsischen Medien für Auf- sehen sorgt. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Ohio führten die Studie an 28 Patien- ten durch, die sich während der Pan- demie invasiven zahnärztlichen Ein- griffen unterzogen haben. Im Speichel von 19 Patienten konnte trotz fehlender klinischer Symptome SARS-CoV-2 in unterschiedlichen Kon- zentrationen nachgewiesen werden. Es wurden Proben von umliegenden Geräten und Oberflächen genommen sowie vom Praxispersonal. Die For- schenden kamen zu dem Ergebnis, dass kein erhöhtes Risiko bei zahn- ärztlichen Behandlungen besteht, da in keiner der Proben SARS-CoV-2- Viren vorhanden waren. Zunächst wurden Speichelproben der Patienten entnommen, zudem wurde die Mundspüllösung untersucht, mit der die Probanden vor Behandlungs- beginn gespült hatten (1 Prozent Wasserstoffperoxid 30ml für eine Minute). Eine halbe Stunde nach Ab- schluss der invasiven zahnärztlichen Behandlung wurden Proben von den Gesichtsvisieren der Behandelnden, dem Lätzchen der Patienten und ver- schiedenen Bereichen in einem Um- kreis von ungefähr zwei Metern um den Behandlungsstuhl genommen. SARS-COV-2 WAR IN KEINER PROBE NACHWEISBAR Die Proben wurden mittels Genom- sequenzierung ausgewertet. Es konn- ten hauptsächlich Mikroorganismen nachgewiesen werden, die aus der Spülflüssigkeit der zahnärztlichen Be- handlungseinheit stammten, wohin- gegen Mikroorganismen aus mensch- lichem Speichel anteilmäßig bei 0,1 bis maximal 1,2 Prozent lagen. 20 Prozent der Mikroben konnten nicht eindeutig zugeordnet werden. Bemerkenswert ist, dass bei nur acht der 28 Probanden in den Raumpro- ben Speichelbakterien nachgewiesen werden konnten. Von ihnen hatten fünf vorab keine Mundspüllösung verwendet. SARS-CoV-2 war in keiner Probe vorhanden. Die Autoren sehen die Ursache dafür primär in dem 20- bis 200-fachen Verdünnungsfaktor durch die Wasserkühlung. Die Ergebnisse sind ermutigend, ob- gleich es sich hier um eine vergleichs- weise kleine Patientenkohorte han- delt. Zudem wurden in Speichel- proben einiger Patienten (von denen alle asymptomatisch waren) teilweise nur sehr geringe Virusmengen nach- gewiesen. Weiterhin sollte berücksichtigt wer- den, dass in der vorliegenden Studie die zahnärztliche Behandlung unter Anwendung von Infektionspräven- tionsmaßnahmen erfolgte, zum Bei- spiel durch die Verwendung von prä- operativen Mundspüllösungen und intraorale hochvolumige Absaugung. Insbesondere das Spülen und Gur- geln vor Beginn der zahnärztlichen Behandlung führt nachweislich zu einer drastischen Reduktion der Viruskonzentration. „Eine Zahnreinigung erhöht das Risiko für eine COVID-19-Infektion genauso wenig wie das Trinken von einem Glas Wasser aus der Zahnarzt- praxis“ schlussfolgert Hauptautorin Purnima Kumar, Professorin für Paro- dontologie an der Ohio State. Dieses Resümee stimmt zwar hoffnungsvoll, sollte aber im Hinblick auf die vor- genannten Punkte eher als Frage for- muliert werden. nl Originalpublikation: Meethil AP, Saraswat S, Chaudhary PP, Dabdoub SM, Kumar PS: Sources of SARS-CoV-2 and Other Microorganisms in Dental Aerosols. J Dent Res. 2021 May 12:220345211015948. doi: 10.1177 /00220345211015948 . Epub ahead of print. PMID: 33977764. Foto: Adobe Stock_digitale-fotografien Gerade das Spülen und Gurgeln vor Beginn der zahnärztlichen Behandlung führt zu einer drastischen Reduktion der Viruskonzentration. Ein US-Forscherteam behauptet nun, dass kein Risiko besteht, sich in der Zahnarztpraxis mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Die Studie macht Furore in angelsächsischen Medien. 08 | ZAHNMEDIZIN

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