Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1214) AUSZEICHNUNG FÜR SUMITA MITRA Europäischer Erfinderpreis für Nanotechnologie in der Zahnmedizin Sie gilt als Wegbereiterin der Nanotechnologie in Dentalmaterialien: Die indisch-amerikanische Chemikerin Sumita Mitra hatte in den 1990ern eine Nanomaterial-basierte Zahnfüllung entwickelt. Jetzt wurde sie dafür mit dem Europäischen Erfinderpreis ausgezeichnet. V or über 20 Jahren hatte Mitra eine Idee: Sie wollte eine Zahnfüllung entwickeln, die durch größere Festigkeit, bessere Abrasionsbeständigkeit und höchste Ästhetik besticht. Nanomaterial-basiert. So wurde sie die erste Wissenschaftlerin, die die Nano- technologie zur Herstellung von Füllmaterial einsetzte. Bis heute wurden Dentalprodukte auf der Grundlage ihrer Erfindung für mehr als eine Milliarde Zahnrestaurationen weltweit verwendet. Bis Ende der 1990er-Jahre dauerte die mühsame Suche in der Zahnmedizin nach dem optimalen Material zur Fül- lung und Reparatur kariöser oder beschädigter Zähne. Die üblichen Optionen (Mikrofüllerkomposite und Hybrid- komposite) waren entweder nicht stabil genug für die Bissflächen oder sie wurden mit der Zeit stumpf und unansehnlich. SIE WOLLTE ZAHNSCHMELZ NACHBAUEN Mitra arbeitete damals in der Mundpflegeabteilung eines US-Multi-Technologiekonzerns, als sie auf die Beschrän- kungen der damals bestehenden Dentalkomposit-Mate- rialien aufmerksam wurde. Zur gleichen Zeit kam die Nanotechnologie als Forschungsgebiet auf und Mitra entschloss sich, die Einsatzmöglichkeiten dieser neuen Entwicklungen in der Zahnmedizin zu untersuchen. „Ein natürlicher Zahn besteht aus zwei Substanzen: der oberen Schicht des sehr harten Zahnschmelzes und dem darunter liegenden etwas elastischeren Dentin“, führt Mitra aus. „Wir wollten ein Material erfinden, das beide Funktionen erfüllt. Etwas, das so stark ist wie Zähne und gleichzeitig so glänzt wie der natürliche Zahnschmelz.“ Zunächst integrierten Mitra und ihr Team einheitliche Nanopartikel mit einer Größe von etwa 20 Nanometern in die Harze. Diese hatten zwar bessere mechanische und optische Eigenschaften, waren aber für die Zahnmedizin noch immer nicht geeignet. Dann erfanden sie eine Technik zur Herstellung lose gepackter Cluster von Nanopartikeln unterschiedlicher Größe. Diese Nanocluster kombinierten sie mit präzise konzipierten einzelnen Nanopartikeln mit verschiedenen Durchmessern. Dadurch ergab sich ein widerstandsfähiges, haltbares und glänzendes Material mit ausgezeichneten Verarbeitungseigenschaften. Durch die Zugabe winziger Mengen von Pigmenten und die Änderung der chemischen Zusammensetzung der Nano- partikel gelang es außerdem, eine Reihe von Farbtönen zu schaffen, um eine optimale Anpassung an die Zähne der einzelnen Patienten zu ermöglichen. Mitras bahnbrechendes Füllungsmaterial Filtek TM Supreme Universal wurde 2002 von 3M auf den Markt gebracht. Die Produktreihe basiert nach wie vor auf ihrem paten- tierten Material. Neue Generationen von Filtek wurden 2005, 2012 und 2019 eingeführt. Die Technologie und die Produkte, die aus Mitras Arbeit hervorgegangen sind, werden heute von Zahnärzten rund um den Globus ein- gesetzt. Nach 32-jähriger Tätigkeit trat Mitra 2010 in den Ruhe- stand. Für Forschung und Entwicklung ist sie jedoch noch immer aktiv: Sie betreibt eine eigene Consultingfirma, zudem ist sie ehrenamtlich in ihrer Gemeinde tätig und setzt sich dafür ein, junge Menschen für die Wissenschaft zu begeistern. ck/nl Der Europäische Erfinderpreis ist als Ehrung der kreativen Leistung aller Erfinder dieser Welt zu verstehen und wird vom Europäischen Patentamt organisiert. Foto: Europäisches Patentamt Die indisch-amerikanische Chemikerin Sumita Mitra wurde vom Europäischen Patentamt in der Kategorie „Nicht-EPO- Staaten“ mit dem Europäischen Erfinderpreis 2021 ausge- zeichnet. Mitra gelang es als Erste, Nanotechnologie in Dentalmaterialien zu integrieren und so robustere und ästhetischere Füllungen herzustellen. Damit kreierte sie ein Material, das seit mehr als zwei Jahrzehnten Standard ist. 12 | ZAHNMEDIZIN
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=