Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1226) EINE ZWEIGPRAXIS ALS FILIALE Ein anderes Konzept verfolgten die Zahnärzte Daniel Jäger und Oliver Bitsch. „Die Filialstrategie haben wir bereits vor sechs Jahren entwickelt. Im April 2016 übernahmen wir eine Praxis im baden-württembergischen Laudenbach, die wegen Altersaufgabe geschlossen wurde. Neben unserem Hauptstandort in Mannheim war sie unsere erste Filiale“, berichtet Bitsch. Den Grundstein hatte vor 40 Jahren der im vergangenen Jahr verstorbene Zahnarzt und ehemalige Vizepräsi- dent der LZK Baden-Württemberg, Bernhard Jäger, mit seiner Zahnarzt- praxis gelegt. Im Dezember 2020 folgte die Übernahme einer anderen Praxis in Bensheim in Südhessen, die ebenfalls wegen Altersabgabe verfügbar war. „So konnten wir unser Einzugs- gebiet erweitern und mehr Patienten dazugewinnen“, erzählt er. „Das Projekt konnte erst gelingen, als die Personalfrage geklärt war. Zusätz- liche Schwierigkeiten ergaben sich da- durch, dass sich die neue Filialpraxis in einem anderen Bundesland befindet als der Hauptsitz. Deshalb mussten wir uns mit zwei KZVen und Zahnärzte- kammern arrangieren und abstimmen“, erklärt Bitsch. „Bei der Auswahl des Standorts wichtig, dass sie von der Hauptpraxis gut erreichbar ist.“ Für den Kauf, die Modernisierung und die Einrichtung wurde ein KfW- Förderdarlehen aufgenommen. Der neue Standort konnte im Januar 2021 eröffnet werden. Von Anfang an sei die Praxis in Bensheim gut frequen- tiert gewesen. Vor allem die Patienten des Vorgängers seien neugierig auf „die Neuen“ gewesen, doch auch neue Patienten fanden den Weg in die Pra- xis. Diese Kombination ließ den Pa- tientenstamm zügig wachsen. Aktuell haben sie etwa 550 Patientinnen und Patienten. „Während sich unsere Hauptpraxis durch Spezialisierung in allen Bereichen der Zahnmedizin, vor allem der Implantologie, positioniert, stehen in den Filialen allgemeinzahn- ärztliche Behandlungen im Vorder- grund. Patienten aus den Filialen werden für spezielle oder schwierige Behandlungen intern an die Haupt- praxis überwiesen“, berichtet der Fachzahnarzt für Oralchirurgie. Ihre Filialpraxen sehen sie als Zweig- stellen der Hauptpraxis. Die Haupt- praxis und die Filialpraxen arbeiten nach demselben Behandlungskonzept und mit den gleichen Materialien. Bei Bedarf, etwa krankheitsbeding- tem Personalausfall, sei jederzeit ein Switch von Praxispersonal zwischen den einzelnen Praxen möglich – so- wohl im zahnärztlichen wie im Assis- tenzbereich. In der Hauptpraxis be- findet sich ein eigenes Dentallabor, das auch die Zweigpraxen nutzen. Die IT läuft zentral über die Haupt- praxis. Am neuen Standort sind neben der Übernahme von drei ZFA des Vorgängers vier neue Arbeits- plätze entstanden. Zurzeit wird in Bensheim nicht ausgebildet, da sie dort hauptsächlich mit angestellten Zahnärztinnen arbeiten. „Die Entscheidung eine zweite Filiale zu eröffnen, war rückblickend richtig. Sicherlich ist aller Anfang schwierig und erfordert viel Zeit und Arbeit. Und es ist eine gewaltige Heraus- forderung, alles praktisch nebenbei, bei gleichzeitigem Vollzeiteinsatz am Patienten zu stemmen. Dieser Auf- wand lohnt sich vor allem dadurch, dass man sein Einzugsgebiet und seinen Patientenstamm deutlich er- weitern kann. Wir profitieren auch davon, dass wir Spezialbehandlungen an unsere Hauptpraxis intern über- weisen können“, so sein Resümee. ZWEITER STANDORT, UM UNTER- VERSORGUNG ZU VERHINDERN Für Zahnarzt Michael Aschenbrenner ergab sich die Entscheidung zur Eröff- nung einer Zweigpraxis kurzfristig. „Von einem Kollegen erfuhr ich, dass er seine Praxis aufgegeben wollte und keinen Nachfolger gefunden hat. Da in Raidwangen nahe Nürtingen sonst kein Zahnarzt tätig war, drohte eine Unterversorgung“, erzählt Aschen- brenner, der seine zweite Praxis im April dieses Jahres eröffnet hat. Ge- meinsam mit seinem Kollegen Robert Thoma teilt er sich die Arbeit in bei- den Praxen. „Nach Besichtigung der alten Praxisräumlichkeiten und der Technik war klar, dass die Praxis kom- plett umgebaut werden musste, um sie auf den Stand der Technik zu bringen.“ „Wir standen vor der Aufgabe inner- halb von zwei Monaten die Praxis komplett von unten bis oben zu mo- dernisieren, um ein Abwandern der Patienten zu verhindern. Parallel da- Foto: Praxis MED:SMiLE Zahnärzte, Dr. Jäger, Dr. Bitsch & Partner „Die Übernahme und die Eröffnung der neuen Filialpraxis verzögerten sich durch die Pandemie um etwa sechs bis acht Monate.“ Praxisteam der zweiten Filialpraxis im südhessischen Bensheim (oben links): ZÄ Simone Frank-Wolf, ZFA Kirsten Bayer, ZFA Stefanie Toppler, ZFA Sandra Magin, ZFA Simone Knott und Dr. Oliver Bitsch (v.l.n.r.). 24 | PRAXIS

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=