Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1232) FORTBILDUNG DIGITALE ZAHNMEDIZIN Das Dynamische Digitale Modell (DDM) als fünfte Dimension Sven Reich, Christina Kühne In der Naturwissenschaft ist die Zeit eine physikalische Größe und bildet zusammen mit den drei Raumdimensionen eine vierdimensionale Struktur. Hier ist ein Ereignis immer durch insgesamt vier Parameter, die Position im Raum und in der Zeit definiert. Das digitale Modell der Mundhöhle bietet die Chance, die vierte Dimension Zeit in der Zahn- medizin einfach visualisier- und auswertbar zu etablieren. Die Fusion unseres so digitalisierten zahnmedizinischen Patienten mit seinen allgemeinmedizinischen Daten eröffnet eine zusätzliche, fünfte Dimension, die ein vollkommen neues Verständnis von Prävention, Diagnostik und Therapie ermöglicht. D ie Grundlage für das Dyna- mische Digitale Modell (DDM) ist das Prinzip der schnellen intraoralen 3-D-Erfassung. Mit den derzeitigen auf dem Markt befind- lichen Intraoralscannern ist es mög- lich, sehr schnell intraorale Ober- flächen in 3-D zu erfassen [Sfondrini et al., 2018; Joda et al., 2017]. Mit den im Scankopf eingebauten optischen Mess-Systemen können allerdings jeweils immer nur Ausschnitte im Sinne von Einzelaufnahmen des Kiefer- beziehungsweise Zahnbogens dreidimensional erfasst werden, die der Größe des „Scanfensters“ entspre- chen. Jede Einzelaufnahme stellt ein mehr oder weniger genaues drei- dimensionales Abbild des jeweiligen Abschnitts der Mundhöhle dar. Die aufgenommene Oberfläche wird durch aneinander gesetzte Dreiecke am Computer-Bildschirm beschrie- ben. Ebene Flächen können durch entsprechend große Dreiecke definiert werden. Dagegen müssen geome- trische Umbrüche wie Inzisalkanten oder Präparationsgrenzen durch ent- sprechend kleine Dreiecke, die in definierten Winkeln zueinander an- geordnet sind, dargestellt werden. Jedes Dreieck ist über drei Eckpunkte „aufgespannt“ (codiert). Die Eck- punkte ihrerseits sind jeweils durch eine x-, y- und z-Koordinate in einem definierten 3-D-Koordinatensystem positioniert. In ihren Knotenpunkten aneinanderstoßende Dreiecke haben selbstverständlich denselben Eck- punkt gemeinsam. Diese durch Drei- ecke und mit dem entsprechenden Code beschriebenen Oberflächen- strukturen werden „stl“-Datensätze (Dateiformat: surface tesselation Alle Fotos: Kühne, Reich Abb. 1: Schematische Darstellung eines sich aufbauenden Scandatensatzes CME AUF ZM-ONLINE Das Dynamische Digitale Modell (DDM) Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. 30 | ZAHNMEDIZIN
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=