Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1235) et al., 2019; Hsu et al., 2020; O‘Toole et al., 2020; Hartkamp et al., 2017; Hartkamp et al., 2017a; Kühne et al., 2021]. Es müssen aber auch einige Dinge beachtet werden: \ Beim Registrierungsprozess kön- nen Schwellenbereiche entweder manuell oder softwareseitig defi- niert werden, so dass Oberflächen für den Überlagerungsprozess nicht mehr berücksichtigt werden, wenn sie von ihren vermeintlich korrespondierenden Oberflächen im Vergleichsmodell zu sehr ab- weichen. Somit werden ein zu „tiefes“ Einrütteln und eine zu geringe Berechnung der Distanz- unterschiede im Bereich der Ver- schleißareale verhindert [Kühne et al., 2021]. Im besten Fall weisen Gesamtkieferaufnahmen bezahnter Kiefer in In-vitro-Versuchen eine mittlere positive und negative Ab- weichung zum Original von circa 30 µm auf [Reich et al., 2020; Ender et al., 2019]. Da prinzipiell mit einem Verzug beider zu über- lagernden Modelle auch in gegen- sätzliche Richtungen gerechnet werden kann, birgt eine Gesamt- kieferüberlagerung stets die Gefahr von Fehlinformationen. Somit wäre es für den Fall von Verschleiß- monitoring in der Zukunft wün- schenswert, wenn der Zahnbogen automatisch segmentiert würde und die einzelnen Zähne nach einer groben Vorüberlagerung dann getrennt analysiert würden. Damit wäre der Fehlereinfluss eines Gesamtkieferverzugs eliminiert. \ Zusätzlich schließt die Segmentie- rung des Zahnbogens und somit der Vergleich desselben Einzel- zahns zum Zeitpunkt Baseline und Follow-up eine weitere Fehler- quelle: die der Zahnwanderung. Obwohl diese aufgrund charakte- ristischer flächiger Farbkodierun- gen häufig visuell detektiert wer- den kann, ist sie für die korrekte Verschleißmessung ein nicht zu unterschätzendes Phänomen. Beispiel 4: Zahnwanderungen identifizieren Auch die Analyse von Zahnwande- rungen stellt die Berücksichtigung der vierten Dimension dar. Allerdings muss für die Detektion von Zahn- wanderungen eine andere Mess- strategie angewandt werden. Gibt es im Zahnbogen Areale, bei denen da- von ausgegangen werden kann, dass sie wenig oder gar keinen Wande- rungstendenzen unterliegen, können diese als Referenzareale definiert wer- den, so dass Baseline- und Follow-up- Modell nur über diese Strukturen überlagert (registriert) werden. Im- plantatsuprakonstruktionen stellen solche Areale dar. Sind keine „wande- rungsresistenten“ Kieferabschnitte vorhanden, muss der Gesamtkiefer überlagert werden. Wanderungen las- sen sich dann anhand charakteris- tischer Farbcodierungen identifizie- ren. Ein beispielsweise nach bukkal gewanderter Zahn weist in Relation zu den Nachbarzähnen eine vesti- buläre „Substanzzunahme“ und eine orale „Substanzabnahme“ auf (Abbil- dung 5). Beispiel 5: Monitoring des Weichgewebes Selbstverständlich ist auch das Moni- toring von Rezessionen oder Dimen- sionsänderungen der Mundschleim- haut möglich. Weist ein Patient kom- promittierte Schleimhautverhältnisse auf, so können die Veränderungen dokumentiert und einfach visualisiert werden. Das Auftreten von gingiva- len Schwellungen kann im Rahmen von jährlichen Routinescans ebenso detektiert werden wie der Erfolg von Hygienemaßnahmen oder das Besei- tigen von iatrogenen Reizen. Das Überlagern von digitalen 3-D- Modellen ist bei einigen Intraoral- scannern bereits implementiert, be- ziehungsweise durch Zusatzmodule „zubuchbar“. Abb. 5: In 3-D visualisierte Zahnwanderung Zahn 25 in Relation zur Implantatsuprakonstruktion regio 26 sowie geringe Veränderung der palatinalen Mundschleimhaut regio 25, wahrscheinlich aufgrund der Zahnwanderung ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. ZAHNMEDIZIN | 33
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