Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1241) kann allein schon die Visualisierung der anatomischen und der prothe- tischen Situationen bei der Auswahl der korrekten Implantatdimension helfen. Auch für den Patienten sind solche Visualisierungen oft deutlich verständlicher als das Darstellen an einem DVT. So lässt sich ein Mehr- wert gegenüber der reinen radiolo- gischen DVT-Aufnahme erreichen; in einfachen Situationen kann diese Visualisierung, analog dem alten Blick auf die Straßenkarte, völlig aus- reichend sein. Häufig besteht der Wunsch, die Pla- nung möglichst präzise umzusetzen. Dies gelingt durch die sogenannte schablonengeführte Implantologie (Guided Surgery). Dabei ist zu unterscheiden zwischen der reinen Primärbohrung als geführte Erst- bohrung und der tatsächlich voll- ständigen, durch unterschiedliche Hülsen geführten Bohrsequenz – ge- gebenenfalls wird auch die Implan- tatinsertion durch die Schablone ge- führt („Fully Guided Surgery“). Auch wenn die Literatur zeigt, dass die Freihandinsertion durchaus noch ihren Platz hat, so dürfte klar sein, dass eine geführte Pilotbohrung schon eine deutlich höhere Präzision und Sicherheit erreicht [Baldi et al., 2020]. Ob tatsächlich immer eine vollständig geführte Implantologie oder sogar eine geführte Implantat- insertion nötig ist, muss der Leser selber entscheiden. Leider wird häufig im Rahmen der geführten Implantologie das Weichgewebs- management außer Acht gelassen. Nur in Fällen mit ausreichendem Angebot keratinisierter Mukosa ist ein sogenanntes flapless-Vorgehen sinnvoll [Cai et al., 2020]. Bei be- grenztem Angebot keratinisierter Mukosa am Durchtrittsort sollte eine umschriebene Lappenbildung durch- aus erfolgen. Das eigentliche Potenzial der digita- len Implantatplanung besteht in der Möglichkeit der Sofortversorgung. Aufgrund der bidirektionalen Pla- nung ist die Implantatposition intra- operativ häufig nah an der Planung und dies ermöglicht dann die Um- setzung einer Sofortversorgung – zum Beispiel auf der Basis vorbereiteter Provisorien, die intraoperativ noch UNIV.-PROF. DR. MED. DR. MED. DENT. BILAL AL-NAWAS Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Al-Nawas@uni-mainz.de \ Studium der Medizin und Zahnmedizin \ seit 2009: Gastprofessor an der Kyung Hee University Department of Oral and Maxillofacial Surgery, Seoul, Südkorea. \ 2009–2017: W2-Professur für MKG-Chirurgie in Mainz (Direktor: Prof. Dr. Dr. W. Wagner) \ seit 2012: Sprecher des Schwerpunkts BiomaTiCS – Biomaterials, Tissues and Cells in Science; Board Member, Education Delegate und Sprecher des Research Komitee des ITI; Past Präsident der International Federation of Dental Anesthesiology Societies (IFDAS); Schriftführer der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) \ 2016: Ruf auf die W3-Professur MKG-Chirurgie in Halle (Saale) \ 2017: Ruf auf die W3-Professur MKG-Chirurgie in Mainz Foto: Peter Pulkowski Abb. 6: Um eine Schablone virtuell zu designen, muss jedoch auch die Oberfläche des zahnlosen Kiefers (hellgrün) mit dem Röntgendatensatz in Deckung gebracht werden. Dies kann bei ausreichendem Dichteunterschied möglich sein. Die während der Aufnahme getragene Prothese kann dies wiederum erschweren. Im vorliegenden Fall konnte die Grenzlinie zwischen Prothesenkunststoff und Schleimhautoberfläche jedoch erkannt werden. ZAHNMEDIZIN | 39

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