Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1242) an die Position angepasst werden. Für diesen Ablauf ist selbstverständlich die vollständig geführte Implantat- insertion von gewissem Vorteil. Inter- national ist es daher verständlich, dass die Sofortversorgung einen deut- lich breiteren Raum einnimmt, als dies in Deutschland bisher der Fall ist. Überraschend ist, dass gerade aus Patientensicht die Sofortversorgung oft als sehr positiv und motivierend empfunden wird. Einige Hersteller bieten daher – auch um dem Be- nutzer die Navigation durch den komplexen Workflow zu erleichtern – fertige Pakete an, die die Implantat- planung, die Erstellung der Schablone, Implantate und Aufbauten sowie zum Teil schon eine provisorische Versorgung beinhalten. PRAKTISCHE ASPEKTE Im teilbezahnten Gebiss lassen sich mit der Verschmelzung der Ober- flächendaten aus den intraoralen Scannern oder den gescannten Mo- dellen sowie der radiologischen Da- ten extrem einfach und chairside sinnvolle Planungen und Visualisie- rungen erstellen. Der Informations- gewinn gegenüber der rein radio- logischen Darstellung ist sicherlich immens. Kritisch ist allerdings zu bedenken, dass dieses Verschmelzen abhängig davon ist, dass die Bild- daten in entsprechender Weise auf- genommen wurden. So sollte der Patient möglichst seine Zähne nicht in Okklusion halten, da sonst eine Identifikation der Zahnoberflächen während der Segmentierung schwe- rer gelingt. Dies ist auch beim Vor- liegen vieler Metallartefakte der Fall. Die Segmentierung, also die Dar- stellung der radiologischen Zahn- oberflächen ist dann häufig nur sehr ungenau. Dies erschwert ein präzises Matchen oder macht dies unmög- lich – so wie es auch im teilbezahn- ten Gebiss mit stark reduzierter Rest- bezahnung der Fall sein kann. Gelingt ein automatisiertes Matchen nicht, kann dies in der Regel „händisch“ durch Feinjustierung versucht wer- den. Dies führt jedoch bei stark reduzierter Restbezahnung (je nach Verteilung der Restzähne) oder bei vielen Metallartefakten auch mit einiger Erfahrung oft nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Diese möglichen Ungenauigkeiten werden in der wissenschaftlichen Diskussion zurzeit wohl leider etwas unterschätzt [Wismejier et al., 2018]. Mit Einführung der neuen Medical Device Regulation (MDR) werden Qualitätsvorgaben in die Zahnmedi- zin eingeführt, deren Konsequenzen im Moment noch nicht eindeutig ab- sehbar sind. Sicherlich ist nachvoll- ziehbar, dass es sich bei der Planungs- software um ein Medizinprodukt handeln soll und muss. Aber die Frage, welche Qualitätssicherungs- maßnahmen beim Druck der Schab- lonen in der Zahnarztpraxis durchge- führt werden, ist aktuell nicht ge- klärt. Trotzdem empfiehlt es sich, hierfür zumindest Standardarbeits- anweisungen in der Praxis anzulegen. Gegebenenfalls wird man in Zukunft vielleicht sogar eigene Genauigkeits- analysen der gedruckten Schablone erwarten. Immer wieder ist die Aufbereitung der Schablonen vor der Operation ein Punkt von Diskussionen. Un- strittig ist sicherlich, dass es sich bei den Implantatbohrern um soge- nannte „kritische“ Medizinprodukte handelt, die sterilisiert zum Einsatz kommen müssen. Ebenso müssen Objekte, die mit diesen Bohrern in Kontakt kommen, vor Gebrauch sterilisiert werden. Die meisten Kunststoffe lassen sich allerdings nicht einfach im Praxisautoklaven Abb. 7: In einem weiteren Fall wurde die Prothese mit einem Intraoralscanner auch basal gescannt. DR. MONIKA BJELOPAVLOVIC, M. SC. Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Peter Pulkowski CME AUF ZM-ONLINE Digitale Implantatplanung: Chancen und Risiken Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. 40 | ZAHNMEDIZIN

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