Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1243) sterilisieren, da es hier zu deutlichen Volumenveränderungen kommen kann. Im Rahmen einer Stellung- nahme des DAHZ wird die An- wendung so interpretiert, dass die Schablone gereinigt und desinfiziert (Ethanol 96 Prozent, zehn Minuten) zum Einsatz kommt. Die eigentlich mit dem Bohrer in Kontakt kommen- den Metallobjekte, also Führungs- hülsen oder Führungsschlüssel, sind sterilisiert. Die Zukunft sind sicher zertifizierte Kunststoffe, die eine Ste- rilisation im Autoklaven zulassen. GENAUIGKEIT/FEHLERQUELLEN Aktuelle Übersichtsarbeiten, die sich auf die Verwendung modernerer Ver- fahren beziehen, weisen immer noch sowohl für den bezahnten als auch für den teilbezahnten Kiefer eine Abweichung zwischen Planung und späterer Implantatposition von circa 1 mm im Mittel (!) auf. Betrachtet man die Standardabweichung, so empfehlen die meisten Autoren einen Abstand von 2 mm zu kritischen Nachbarstrukturen bei der Planung einzuhalten. Betrachtet man die vermeintliche Präzision dieser Ver- fahren, so überrascht dieser immer noch hohe Wert doch sehr. Das sollte auch denjenigen zu denken geben, die freudig flapless arbeiten, ohne kontrollieren zu können, ob das Implantat wirklich allseits vom Knochen umgeben ist. Vor allem bedeutet dies, dass die computer- geplante Implantologie es nicht ermöglicht, näher an Nachbar- strukturen „heranzuoperieren“ als die berühmten 2 mm. Betrachtet man die Ursachen dieser Fehlerquellen, so ist dies weniger die Röntgenaufnahme selber als die spätere Segmentierung am PC, also die relativ willkürliche Festlegung der Objektoberfläche anhand von Dichtewerten. Beim Doppelscanver- fahren mit einer Röntgenschablone spielt natürlich auch der sichere Sitz der Röntgenschablone eine entschei- dende Rolle. Bei der anschließenden Überlagerung der Oberflächendaten des Scans mit den segmentierten Daten des Röntgenbilds bleibt es ein Geheimnis der Software, wie genau dies tatsächlich gelungen ist. Die spä- tere Herstellung der Schablonen birgt ebenfalls ein gewisses Ungenauig- keitsrisiko. Je nach Zahl der Abstüt- zungspunkte, ob teilbezahnt oder unbezahnt, verändert sich die Ge- nauigkeit. Ebenso natürlich auch mit der Länge der Führungshülsen. Die Insertion der Implantate durch die Schablone, also ebenfalls geführt, kann die Genauigkeit zwar noch einmal ein wenig steigern, aber in Summe bleibt eine doch überraschend hohe Ungenauigkeit. FORENSISCHE ASPEKTE Zunächst stellt sich die Frage, ob es überhaupt gerechtfertigt ist, für ein einzelnes Zahnimplantat eine digitale Volumentomografie unter Beachtung des Strahlenschutzes durchzuführen. Die leider schon etwas ältere DVT- Leitlinie der DGZMK listet eindeutige Punkte auf, die für die Anfertigung einer DVT-Aufnahme sprechen. Diese können auch bei der Kommunika- tion mit den privaten Kostenträgern hilfreich sein – dort wird die Not- wendigkeit einer DVT-Aufnahme nicht selten infrage gestellt. Die Leit- linie zeigt aber auch, dass es eben nicht in jedem Fall erforderlich ist, vor einer implantologischen Maß- nahme eine DVT-Aufnahme durchzu- führen. Im Rahmen von Streitfällen Abb. 8: Das Negativ der Schleimhautoberfläche (rot) kann so gegen den Scan der Prothesenbasis aus Abbildung 5 (grau) gematcht werden. PD DR. STEFAN WENTASCHEK, M. SC. Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Peter Pulkowski ZAHNMEDIZIN | 41
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