Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1244) zwischen Patient und Behandler wird dann allerdings häufig die Frage auf- geworfen – insbesondere bei einer Abweichung von der eigentlich ge- planten Implantatposition –, ob eine DVT-Darstellung und eine geführte Implantologie dieses Ereignis nicht hätten vermeiden können. Daher muss unbedingt auf die immer noch bestehenden Ungenauigkeiten auch im Rahmen der geführten Implan- tologie hingewiesen werden [Baldi et al., 2020; Siqueira et al., 2020]. Trotz computergestützter Implantat- planung und Guided Surgery lässt sich eine Fehlpositionierung eben nicht vollständig vermeiden. Es sollte unser aller Bestreben bleiben, solche Methoden nicht nur aufgrund ihrer Verfügbarkeit zum Standard zu er- heben, sondern nach dem echten Patientennutzen zu fragen. Den entscheidenden Schritt in der computergestützten Implantologie stellt also die vereinfachte Verbin- dung von Bilddaten aus dem DVT mit der klinischen Situation bezie- hungsweise der prothetischen Planung dar. Mithilfe dieser Daten lässt sich – häufig auch über Cloudsysteme – schon vor der Operation mit dem Zahntechniker die spätere Versor- gung abstimmen. So bleiben unlieb- same Überraschungen eine Selten- heit. Die interdisziplinäre Kommuni- kation im Team sollte allerdings nicht dazu führen, die vom Zahn- techniker freundlicherweise oft schon geplante Implantatposition einfach ohne Kontrolle zu über- nehmen. Dies ist auch weiterhin zahnärztliche Tätigkeit. Auch in der sogenannten „Überweisersituation“ wird die entsprechende Visualisie- rung zur Kommunikation sicherlich mehr Verwendung finden. Ein Effekt, der heute schon sichtbar wird und sich klinisch gut einsetzen lässt, ist die Verwendung in der Entscheidungsfindung mit dem Pa- tienten. Mithilfe visualisierter 3-D- Darstellungen lässt sich den Patien- ten nun viel leichter erklären, welche Therapiealternativen bestehen und warum man die eine oder andere für geeigneter hält. Als Beispiel sei hier die vertikale Augmentation mit der Therapiealternative kurze Implantate genannt. Somit dient die computer- gestützte Implantatplanung nicht nur dazu, den Behandler in eine bes- sere und informiertere Position zu versetzen, sondern auch die Kom- munikation mit Zahntechniker und Patient zu erleichtern. AUSBLICK Ein großes Feld der Entwicklung ist das der digital geplanten Augmenta- tionen. Liegen der Röntgendatensatz und die Planung der späteren Versor- gung vor, so muss die Augmentation heute nicht mehr nach Gefühl ge- plant, sondern kann gezielt „vor- bereitet“ werden. Als Beispiel seien 3-D-gedruckte individuelle Titangitter genannt, aber auch 3-D-gefräste Blöcke. Gerade die Weiterentwick- lung des 3-D-Drucks hin zum Bio- printing wird zunehmend auch die individuelle Anfertigung von Knochen- ersatzmaterial ermöglichen. Die computergestützte Implantologie wurde bisher immer als „Navigation“ bezeichnet. Dies entspricht sicherlich nicht der Realität. Dennoch hat auch die echte, dynamische Navigation wieder ihren Einzug in die Implanto- Abb. 9: Ein teilautomatisiertes Matchen des Modellscans (beige) wird so möglich. PD DR. MED. DR. MED. DENT. KEYVAN SAGHEB Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat PD DR. MED. DR. MED. DENT. EIK SCHIEGNITZ Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Peter Pulkowski 42 | ZAHNMEDIZIN
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