Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1247) hohes Niveau erreicht, dass größere Entwicklungssprünge in den vergan- genen Jahren ausgeblieben sind und in naher Zukunft auch nicht erwartet werden. Der größte Nachteil der CAD/CAM- gestützten subtraktiven Fertigung besteht jedoch darin, dass nur ein Bruchteil des in der Regel sehr hoch- wertigen Materials am Ende das Werkstück bildet und nicht zerspant wird. Damit einhergehend besteht – abhängig vom Material – teilweise ein hoher Verschleiß der Fräswerk- zeuge. Die additive CAD/CAM-unterstützte Fertigung hat deshalb insbesondere für die Herstellung von Schienen, Schablonen, individuellen Abform- trägern und Einsetzschlüsseln bei großen prothetischen Rehabilitatio- nen Verbreitung gefunden. Wirt- schaftlich ist dies interessant, aber eine zahnmedizinische Therapie- erweiterung lässt sich bislang hieraus nicht ableiten. Dies könnte sich nun ändern. Seit einigen Jahren werden 3-D- Druck-Materialien für temporäre Ver- sorgungen für die beliebten DLP- und SLA-Drucker (Tabelle 1) angeboten (zum Beispiel VarseoSmile Temp, BEGO, Bremen, Deutschland) – seit Februar 2020 sogar keramisch gefüllte Hybridmaterialien für definitive Res- taurationen (VarseoSmile Crown plus , BEGO, Bremen, Deutschland). Sie er- lauben die Herstellung von definiti- vem Zahnersatz wie Einzelzahnkronen, Inlays, Onlays und Veneers sowie von mehrgliedrigen Brücken als pro- visorische Versorgung. Sowohl natür- liche Zähne als auch Implantate können als Pfeiler genutzt werden. WERKSTOFFKUNDLICHE ASPEKTE Das klinische Verschleißverhalten und die Farbveränderungen von 3-D- gedruckten Restaurationen wurden bisher wissenschaftlich nicht unter- sucht. Untersucht wurde dagegen das Abrasionsverhalten von ungefüllten Kompositen im Vergleich zu Kera- miken – in vivo wie auch in vitro [Güth et al., 2019; De Angelis et al., 2020; Dederichs et al., 2020; Hao et al., 2018]. Allerdings wurden hier keine 3-D-gedruckten Restaurationen und auch kein keramisch gefülltes Hybridmaterial verwendet, so dass eine Vergleichbarkeit zu den Unter- suchungen des Autorenteams nur schwer möglich ist. Bei dem an der Charité verwendeten Hybridmaterial VarseoSmile Crown plus handelt es sich um eine Kompositematrix, die mit Keramikpartikeln gefüllt ist. Der Gesamtanteil an anorganischen Füll- stoffen (Partikelgröße 0,7 µm) beträgt 30 bis 50 Massen-Prozent. Dieses Ma- terial zeichnet sich durch eine niedrige Alterungs- und Verfärbungsneigung aus. Die Anfertigung von ästhetisch hochansprechenden Restaurationen ist möglich. Diverse, ans bekannte VITA ® -classical-System angelehnte Farbtöne (A1 bis D4) stehen zur Ver- fügung. In-vitro-Studien belegen hohe Bruchlasten und zahnähnliche Abrasionseigenschaften. Bereits ge- ringste Wanddicken von nur 1 mm führen bei einer hohen Biegefestig- keit von 116 MPa bis 150 MPa (ab- hängig vom Fertigungs- beziehungs- weise Bearbeitungsprozess) und einem Elastizitätsmodul von 4.090 MPa zu einer hohen Formstabilität und Fes- tigkeit der Restauration. Die Wasser- löslichkeit liegt bei < 1 µg/mm 3 . Die- ser niedrige Wert vermindert Verfär- bungen durch Nahrungsmittel und Getränke. Eine Befestigung mit dual- härtenden Befestigungskompositen wird empfohlen. Bei dieser Zementie- 3-D-DRUCKVERFAHREN Aufbau der Schichten durch Polymerisation Stereolithografie (SLA) Digitale Lichtprojektion (DLP = Digital Light Processing) Polyjet-Verfahren Aufbau der Schichten durch Verschmelzen Selektives Laserschmelzen (SLM = selective laser melting) Filamentdruck (FDM = fused deposition modeling) Tab. 1, Darstellung von 3-D-Druckverfahren in der Dentalbranche TECHNISCHE EIGENSCHAFTEN – erste patentierte 3-D-Druckverfahren (1984) – flüssiger, lichthärtender Kunststoff wird durch einen sich durch dünne Kunststoffschichten fahrenden Laser schichtweise ausgehärtet. – im Jahre 2002 entwickelt –Modelle werden schichtweise durch Photopolymerisation mit ultraviolettem (UV) Licht erzeugt. – digitale Leinwand: Bild einer Schicht wird auf diese pro- jiziert, wodurch alle Punkte gleichzeitig gehärtet werden. – sehr hohe Auflösung – schnelle Druckgeschwindigkeit – seit 1998 – vergleichbar mit Tintenstrahldrucker – flüssiges Photopolymer strömt statt Tinte aus feinsten Druck-Düsen –Material wird sofort lichtpolymerisiert – hohe Auflösung, aber geringer als bei DLP – langsam – seit 1994 patentiert – gehört zu den Pulverbettschmelzverfahren – hochintensiver Laserstrahl wird als Energiequelle verwendet, um das metallische Pulver selektiv aufzuschmelzen – in den 1980er-Jahren entwickelt – für thermoplastische Kunststoffe geeignet – Rohmaterial liegt in Filamentform vor –Material wird erwärmt – Extruder trägt Material schichtweise auf Bauplattform auf – bisher geringe Auflösung – Technologie zur Verarbeitung von PAEK ZAHNMEDIZIN | 45

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