Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1251) Behandlungssitzung in weniger als zwei Stunden. PRÄPARATION Für den Gebrauch als definitiver Zahnersatz wird eine für vollkera- mische Restaurationen vergleichbare Präparation erforderlich. Empfohlen wird eine Hohlkehl- oder Stufen- präparation. Die Mindestwandstärke sollte 1 mm betragen und die Präpa- rationsgrenze eindeutig identifizier- bar sein. Auf spitze Kanten ist zu ver- zichten. Ein Abrunden mit Polier- instrumenten wird empfohlen. Mit welchen klinischen Langzeitergebnis- sen als Alternative zu etablierten Werkstoffen wie Keramiken und Metalllegierungen gerechnet werden kann, bleibt abzuwarten. Eine echte Therapieerweiterung er- gibt sich, wenn das 3-D-Druck- Material für non-invasive Rekon- struktionsmaßnahmen verwendet wird. Durch das additive Verfahren lassen sich Onlays für unregelmäßige Zahnoberflächen passgenau drucken. Während beim Fräsen von Hybrid- keramik bei dünnen, spitz auslaufen- den Restaurationsrändern mit deren Fraktur zu rechnen war, können solche Formen mit der additiven Technologie problemlos gefertigt werden. Schichtstärken von 0,3 mm über eine größere Fläche – beispiels- weise zur Umgestaltung von Schneide- zähnen – sind technisch ebenfalls realisierbar, obgleich diese geringen Schichtstärken noch nicht für die Anwendung zugelassen sind. ANWENDUNGSBEREICHE In unserer klinischen Praxis prüfen wir derzeit den Erfolg der additiven Fertigungstechnologie und des 3-D- Druck-Materials in Problemsituatio- nen, die bisher nur unbefriedigend mit hohem zahntechnischem Aufwand oder umfangreich invasiven Behand- lungsmaßnahmen lösbar waren. 1. Erhöhung der Vertikaldimension / Bisshebungen Im Fall von ausgeprägtem Zahnhart- substanzverlust durch Abrasion, Attri- tion oder Erosion (siehe Fallbericht 3) bieten die im 3-D-Druck gefertigten Versorgungen die Möglichkeit, eine neu angestrebte vertikale Höhe aus- testen zu können. Auf das Tragen einer Schiene kann verzichtet wer- den. Ästhetische Einbußen werden sofort ausgeglichen. Ein Voranschrei- ten des Verlusts der Zahnhartsub- stanz wird verhindert. Außerdem muss bei der ohnehin reduzierten und angegriffenen Zahnhartsubstanz keine weitere Präparation der Zähne erfolgen. Eine mögliche Irritation der Pulpa kann durch den Verzicht auf Präparationsmaßnahmen vermieden werden. Ratsam ist es jedoch, Fül- lungen – insbesondere Amalgam- haltige – vor der Anfertigung zu ent- fernen und die Defekte in die Non- prep-Restaurationen einzubeziehen. Die Restaurationen werden adhäsiv auf den Zähnen befestigt. Die Wahl des Materials erfolgt in Abwägung der erforderlichen Retentionskraft. Die angestrebte Bisshöhe kann ausgiebig getestet und bei Bedarf korrigiert wer- den. Der Abrasionsgrad erlaubt eine Beurteilung der Aktivität des Kau- systems. Nach Justierung und Etablie- rung der neuen Kieferrelation lässt sich die Situation in eine definitive Versorgung im Sinne einer Einzel- zahnversorgung „step by step“ über- führen. Bei Verwendung digitaler Verfahren lässt sich das erprobte Kau- relief 1:1 übernehmen. Funktionelle Störungen durch Veränderung des Okklusionsreliefs lassen sich auf diesem Weg minimieren. 2. Angeborene Schmelzdefekte, Molaren-Inzisiven-Hypominerali- sation (MIH), Fluorosen Kinder, die unter angeborenen oder erworbenen Erkrankungen der Zahn- hartsubstanz leiden, erfahren nicht nur Hypersensibilitäten und Schmer- zen durch ein geschwächtes Schmelz- angebot, sondern müssen auch psy- chische Belastungen erdulden. Das veränderte Aussehen der Zähne kann zu Hänseleien und Ausgrenzungen führen. Die bisher oft verwendeten Kinderstahlkronen bieten ästhetisch kaum eine adäquate Verbesserung für die Kinder. Des Weiteren muss Zahn- hartsubstanz durch das Präparieren geopfert werden. Der Einsatz der sil- bernen Kronen im Frontzahngebiet ist problematisch. Ursprünglich wur- den die konfektionierten Metall- kronen für Kinder mit ausgeprägter Kariesausprägung entwickelt. Man- gels Optionen wurde deren Spektrum auf Kinder mit angeborenen und er- worbenen Zahnhartsubstanzdefekten erweitert. Bei fehlender Ausbildung, fortgeschrittener Abnutzung und Schädigung ist ein Aufbau nicht nur aus ästhetischen, sondern insbeson- dere aus funktionellen Gründen er- forderlich, um die Gesunderhaltung der Kiefergelenke zu gewährleisten. Der Aufbau und die Umformung von Zähnen mit gedruckten Restauratio- nen kann auch hier ohne das Prä- parieren der Zähne erfolgen. Es ist daher ein non-invasives Verfahren. Da die Toleranz gegenüber langen Be- handlungsintervallen bei Kindern re- duziert ist, erscheint das Legen einer Kompositefüllung unter vollständiger Trockenlegung und dem manuellen Schichten des Materials als sehr auf- wendig und belastend für den Patien- ten. Das Milieu der Mundhöhle stellt DR. ELISABETH PRAUSE \ 2012–2017: Studium der Zahnmedizin an der Charité – Universitätsmedizin, Berlin \ 1/2018: Approbation als Zahnärztin \ 2/2018–4/2020: Assistenzzeit in Berliner Zahnarztpraxen \ 5/2019–2/2020: Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre, Charité – Universitätsmedizin, Berlin Tätigkeitsschwerpunkt: Zahnärztlicher Notdienst \ 2019: Promotion \ seit 4/2020: Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alters- zahnmedizin und Funktionslehre, Charité – Universitätsmedizin, Berlin elisabeth.prause@charite.de Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 49
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