Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1252) dabei eine besondere Herausforde- rung dar, da Komposite während der Verarbeitung sehr feuchtigkeits- empfindlich sind. Vom Behandler wird ein hohes Maß an Geschick- lichkeit verlangt. Die Verklebung der gedruckten Kompositerestaurationen führt dazu, dass nur während eines kurzen Moments der Befestigung an den Zähnen auf die Feuchtigkeit ge- achtet werden muss. Die bereits fertig hergestellten, zahnfarbenen Restaura- tionen ersparen ein intraorales Mo- dellieren und sind unabhängig von den Umständen und den Fähigkeiten des Behandlers. 3. Offener Biss Im Rahmen von abgeschlossenen kieferorthopädischen Behandlungen mit unbefriedigendem Ergebnis kön- nen sowohl offene Bisse als auch andere nicht ausgleichbare Bisslagen mithilfe von gedruckten Restauratio- nen ausgeglichen werden. Das non- invasive Verfahren mittels einer Klebung bietet auch hier die bereits dargestellten Vorteile. 4. Trauma und Zähne mit unklarer Prognose Nach Unfällen ist eine schnelle, ansprechende Versorgung der meist betroffenen Frontzähne unabdingbar. Gleichzeitig ist meist noch nicht sicher, wie sich die Prognose der Zähne darstellt. Ebenso verhält es sich mit parodontal geschädigten Zähnen, bei denen eine definitive kostenintensive Versorgung nicht verhältnismäßig wäre. 3-D-gedruckte Restaurationen aus zahnfarbenen Harzen können problemlos trepa- niert werden. Zusätzliche PA-Schie- nungen können angebracht werden. Durch die Möglichkeit, auch drei- gliedrige Brücken herstellen zu kön- nen, kann auf einen Interimszahn- ersatz mit handgebogenen Klam- mern, die die vorhandenen Pfeiler- zähne potenziell noch zusätzlich schwächen könnten, in manchen Situationen gänzlich verzichtet wer- den. Auch auf das Tragen einer Schiene mit ersetzten Zähnen kann so in einigen Fällen verzichtet wer- den. Kürzlich endodontisch behan- delte Zähne, bei denen die Entwick- lung der apikalen Verhältnisse noch abgewartet werden soll, können ebenfalls langzeitprovisorisch mit 3-D-gedruckten Restaurationen ver- sorgt werden. Gemäß einer Stellung- nahme des Endodontie-Beirats der DGZ [Hülsmann und Schäfer, 2005] sollen endodontisch behandelte Zähne schnellstmöglich suffizient koronal versorgt werden. Dement- sprechend wäre auch hier eine kos- tengünstige Lösung in Form von gedruckten Versorgungen das Mittel der Wahl. 5. Ästhetische Gründe Patienten, die ästhetische Verbesse- rungen zu Preisen unterhalb von denen für Keramikveneers wünschen, können von den ästhetischen Vor- teilen der gedruckten Restaurationen aus keramisch gefülltem Hybrid- material durch ein ansprechendes Verhältnis von Opazität und Trans- luzenz profitieren. FAZIT 3-D-gedruckte Restaurationen bieten die Möglichkeit, einen volldigitali- sierten Workflow einfach und schnell umsetzen zu können. Das Preis-Leis- tungs-Verhältnis ist sehr gut auf- grund von niedrigen Materialkosten und einem reduzierten Zeitaufwand für den Behandler. Die notwendigen Investitionen für die Software und den Drucker sind vergleichsweise niedrig und rentabel. Die werkstoff- kundlichen Eigenschaften des kera- misch gefüllten Hybridmaterials sind adäquat für temporäre als auch für definitive Versorgungen. Ein immer breiter werdendes Indikationsspek- trum macht 3-D-gedruckte Restaura- tionen attraktiv für den klinischen Alltag bei der Behandlung von Kin- dern und Erwachsenen. Im Rahmen der klinischen Studie an der Charité sollen diese mindestens drei Jahre lang getragen werden. Die Restaura- tionen müssen danach nicht zwangs- läufig ausgetauscht werden – es be- steht durchaus eine gute Chance, dass der Zahnersatz weit länger überlebt und die ästhetischen Eigenschaften beibehält. \ PROF. DR. JEREMIAS HEY, MME, M.SC . Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre, Institut für Zahn-, Mund- und Kiefer- heilkunde, Campus Benjamin Franklin, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Foto: privat ZTM ROBERT NICIC Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre, Institut für Zahn-, Mund- und Kiefer- heilkunde, Campus Benjamin Franklin, Charité-Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Foto: privat ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. UNIV.-PROF. DR. FLORIAN BEUER, MME Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin, Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitäts- medizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Foto: privat 50 | ZAHNMEDIZIN
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