Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 111, Nr. 13, 1.7.2021, (1256) parodontalen Befunde anbieten, die eine Erleichterung für den Praxisall- tag bedeuten und somit das Arbeiten ohne Assistenz im Rahmen der Be- funderhebung ermöglichen können. Ebenso ermöglichen Technologien, die die Aufnahme der klinischen Messungen mit einer computerunter- stützten Sonde am Patienten und die Übertragung der Daten in die Soft- ware kombinieren, eine direkte Be- fundaufnahme ohne zusätzliche As- sistenz. Die sogenannte FloridaProbe ist eine solche computerunterstützte Parodontalsonde und wurde ursprüng- lich 1987 als Forschungsprojekt der Universität in Florida in Gainesville entwickelt. Diese „Sonde“ ermöglicht die automatisierte Messung parodon- taler Sondierungstiefen, Rezessionen und Attachmentlevel mit einer Mess- genauigkeit von 0,2 mm sowie die Aufzeichnung von Attachmentstaten. Neben der FloridaProbe zählt ebenso die pa-on ® -Sonde zu den computer- unterstützten Systemen, die die gleich- zeitige Erfassung der Parameter Son- dierungstiefe und Rezession ermög- licht und entsprechend den Attach- mentverlust ermittelt. Das Konzept der pa-on ® -Sonde umfasst die Ver- wendung von Einmalspitzen. Reduktion zeitaufwendiger Verwaltungsaufgaben im Praxisalltag Neben diesen sehr fortschrittlichen Sonden existieren Dokumentations- lösungen, die in die jeweiligen Ab- rechnungsprogramme über spezielle Schnittstellen verknüpft sind. Der Vor- teil einer digitalen Befunderhebung ist, dass nicht nur die Daten systema- tisch erfasst, sondern abrechnungs- beziehungsweise kassenantragsrele- vante Informationen ins Abrechnungs- programm übertragen werden kön- nen (zum Beispiel PA-Konzepte, Paro- status.de ). Die Dokumentation der Befunde erfolgt somit nicht doppelt – im Gegenteil: Einige Programme bie- ten zudem die Möglichkeit, im Rah- men der Diagnosefindung nach der aktuellen Klassifikation parodontaler und periimplantärer Erkrankungen und Zustände zu unterstützen [Papapanou et al., 2018] – zum Beispiel Parosta- tus.de . Dieser Aspekt ist besonders vor dem Hintergrund der Neueinführung der aktuellen Klassifikation parodon- taler und periimplantärer Erkrankun- gen und Zustände ins Kassensystem von aktueller Bedeutung (ab 1. Juli 2021). Im Zuge der Aktualisierung der Richtlinie des Gemeinsamen Bundes- ausschusses (G-BA) für die systema- tische Parodontitistherapie im Rah- men der gesetzlichen Krankenversi- cherung wurde die aktuelle Klassifika- tion parodontaler und periimplantä- rer Erkrankungen für die Diagnose- stellung übernommen [Caton et al., 2018; Papapanou et al., 2018; Tonetti et al., 2018; Sanz et al., 2020]. Weitere Anwendungen erlauben ebenfalls eine exzellente grafische Darstellung parodontaler Befunde und können zu einer einheitlichen Dokumentation und einer guten Patientenkommunikation beitragen (zum Beispiel Perio-Tools.com). Diese übersichtlichen Attachmentstaten kön- nen in einer PDF-Datei gespeichert und ausgedruckt werden, eine Über- tragung und Integration der Daten in eine zahnärztliche Verwaltungssoft- ware ist jedoch nicht möglich. Parodontalstaten, die mit verschie- denen digitalen Programmen aufge- nommen wurden, sind exemplarisch in Abbildung 1 dargestellt. Umfassende und übersichtliche Erfassung und Speicherung aller parodontalen Befunde in digitaler Form Neben der Erfassung von Attachment- staten können weitere parodontale Befunde wie beispielsweise Indizes zur Erfassung der Mundhygiene des Patienten (Plaque-Index, gingivaler Blutungsindex) digital erfasst und gespeichert werden und somit die papierlose parodontale Diagnostik komplettieren. Diese erlauben zusätz- lich ein Monitoring der Mundhygiene- gewohnheiten sowie des Therapie- erfolgs in der Stufe 1 der systema- tischen Parodontitistherapie [Sanz et al., 2020]. Durch eine derartige Visua- lisierung parodontaler Befunde und Indizes kann die Motivation von Pa- tientinnen und Patienten erheblich gefördert werden. Visualisierung der Erkrankung für den Patienten – Hilfsmittel für die Patientenkommunikation Die Parodontitis ist für viele Patienten eine unsichtbare und schmerzlose Er- krankung. Häufig treten erst in den fortgeschrittenen Stadien Symptome auf und Patienten sind sehr über- rascht, dass sie ihre Erkrankung über viele Jahre nicht oder kaum bemerkt haben. Daher bieten digitale Techno- logien die Möglichkeit, die Erkran- kung für den Patienten bereits in frü- hen Stadien zu visualisieren, so dass ein Verständnis für die Erkrankung Parodontitis entwickelt werden kann. Dazu können beispielsweise die At- tachmentstaten herangezogen und das Ausmaß der Erkrankung über das farblich markierte Band zwischen Gingivalinie und Sondierungstiefen- linie genutzt werden – alternativ auch die farblich nach verschiedenen Abb. 2: Darstellung der Fläche des entzündeten parodontalen Taschenepithels, projiziert auf die Handfläche eines Erwachsenen im Behandlungsverlauf: Der PISA-Score betrug in der Ausgangssituation 1.419,3 mm 2 und nach Abschluss der Stufe 2 der systematischen Parodontitis- therapie 204,8 mm 2 (Parostatus.de) Quelle: Daniela Hoedke 54 | ZAHNMEDIZIN

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