Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1330) ZUFALLSBEFUNDE IN DER PANORAMASCHICHTAUFNAHME Metaplastische Ossifikation nach Bestrahlung Christoph Baran, Christopher-Philipp Nobis, Marco Kesting, Elisabeth Goetze Zufallsbefunde in der Panoramaschichtaufnahme kommen häufig vor und können den Zahnarzt vor ein diagnostisches Dilemma stellen. Der Befund kann in seltenen Fällen auf dringlich behandlungsbedürftige Erkrankungen wie Tumoren deuten, wobei dem Behandler als Diagnosestellendem dann eine wichtige Gatekeeper-Funktion zukommt. Dieser Fall zeigt, dass auch bei der Malignomanamnese eine weitere Diagnostik und die Dignitätssicherung notwendig sind. E in 67-jähriger Patient wurde nach Durchführung einer Panorama- schichtaufnahme im Rahmen der regelmäßigen zahnärztlichen Vor- sorgeuntersuchung mit dem Zufalls- befund einer suspekten Raumforde- rung im Bereich des Halses links beim niedergelassenen MKG-Chirurgen vor- stellig. Zur genauen Beurteilung der Lokalisation und der Ausdehnung der unklaren Raumforderung ver- anlasste der niedergelassene Kollege eine Computertomografie (CT) und überwies den Patienten anschließend zur weiteren Abklärung und Therapie des hochgradig malignomsuspekten Befunds an unsere Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Im Anamnesegespräch berichtete der Patient davon, vor ungefähr 60 Jah- ren im Kindesalter im Bereich des Halses links aufgrund eines „auf- fälligen Lymphknotens“ eine Be- strahlung erhalten zu haben. Genaue Angaben zur Art der Bestrahlung und zur damaligen Diagnose konnten vom Patienten nicht gemacht wer- den. Vorbefunde lagen nicht vor. Als weitere Vorerkrankung wurde vom Patienten ein Schilddrüsen- karzinom, das im Jahr 1998 mittels einer Thyroidektomie und einer anschließenden Radio-Jod-Therapie behandelt wurde, genannt. Weitere anamnestisch bekannte Grunder- krankungen waren eine medikamen- tös behandelte arterielle Hypertonie und eine medikamentös eingestellte iatrogene Hypothyreose. Der Hals auf der linken Seite zeigte in der klinischen Untersuchung keine Auffälligkeiten. Neurologische Aus- fälle oder vegetative Symptome be- standen zum Zeitpunkt der Vor- stellung nicht. Die in der Röntgen- diagnostik sichtbare Raumforderung war klinisch weder sicht- noch tast- bar. Beschwerden oder Schmerzen im Bereich des Halses links wurden vom Patienten verneint. In der alio loco angefertigten Pano- ramaschichtaufnahme zeigte sich der Zufallsbefund einer klar abgrenz- Quelle: Bildarchiv MKG, Prof. Kesting, Uniklinik Erlangen Abb. 1: Panoramaschichtaufnahme von alio loco bei Erstvorstellung des Patienten: Zu sehen ist eine scharf begrenzte, gemischt röntgendichte und röntgentransluzente bohnenförmige Raumforderung im Bereich des Halses links in Projektion auf Höhe des Os hyoideum. CHRISTOPH BARAN Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgische Klinik, Universitätsklinik der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg, Glückstr. 11, 91054 Erlangen Foto: UK Erlangen ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 32 | ZAHNMEDIZIN

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