Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1334) INTERVIEW MIT DR. GUDRUN ROJAS, TRÄGERIN DER FRIEDRICH-RÖMER-EHRENMEDAILLE 2021 „‚Kita mit Biss‘ ist heute ein etablierter Qualitätsstandard“ Dr. Gudrun Rojas, Leiterin des Zahnärztlichen Dienstes in Brandenburg an der Havel und Mitinitiatorin des Präventions- programms „Kita mit Biss“, wurde von der Aktion Zahnfreundlich mit der Friedrich-Römer-Ehrenmedaille ausgezeichnet. Im Gespräch hat sie uns mehr über die Ehrung, ihr berufliches Leben und ihr ehrenamtliches Engagement verraten. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie erfahren haben, dass die Aktion Zahnfreundlich e. V. Ihnen die Friedrich-Römer-Ehrenmedaille verleihen möchte? Dr. Gudrun Rojas: Mit der ersten Überraschung und der Freude über diese Ehrung waren sofort meine Er- innerungen an Herrn Römer verbun- den. Er hat uns mit der Aktion Zahn- freundlich beim Aufbau und bei der Etablierung der Gruppenprophylaxe im Land Brandenburg begleitet. Ich erinnerte mich an viele motivierende Gespräche mit ihm, an seine Unter- stützung bei Fortbildungsveranstal- tungen, an unseren ersten Tag der Zahngesundheit 1991 und an seine Ermutigungen, über unsere Arbeit zu schreiben. Ich habe Herrn Römer viel zu verdanken. Deshalb hat es mich besonders berührt, mit „seiner“ Ehren- medaille ausgezeichnet zu werden. Corona-bedingt fand die Ehrung virtuell statt – eine besondere Preis- verleihung? Obwohl digitale Veranstaltungen in- zwischen zum Alltag gehören, war es ein besonderes Erlebnis, die Auszeich- nung virtuell entgegenzunehmen. Gefreut habe ich mich, dass ich nicht allein vor einem Bildschirm sitzen musste. Die Kolleginnen und Kolle- gen von Gesundheit Berlin-Branden- burg, insbesondere Frau Bels vom Bü- ro der zahnärztlichen Gruppenpro- phylaxe, haben den Raum liebevoll dekoriert und waren – unter Wah- rung der Abstände – live dabei. Dass über 30 Teilnehmende bundes- weit die Verleihung miterlebten, da- runter viele Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter hat mich sehr gefreut. Auch Prof. Dr. Zimmer gehört zu die- sem Kreis, wir kennen uns seit einer gemeinsam besuchten Weiterbildung im Jahr 1993. Seitdem haben sich unsere Wege in regelmäßigen Abstän- den gekreuzt. Dass er nun als 1. Vor- sitzender der Aktion Zahnfreundlich die Laudatio gehalten hat, war eine besondere Wertschätzung für mich. Als Mitinitiatorin und Botschafterin konnten Sie dazu beitragen, dass das Präventionsprogramm „Kita mit Biss“ über die Brandenburger Landesgrenzen hinaus ein Erfolg wurde. Was zeichnet dieses Programm aus? Ausschlaggebend für die Initiierung war im Jahr 2004 der steigende Anteil der Kinder mit frühkindlicher Karies in Frankfurt an der Oder. Um dem entgegenzuwirken, hat das Team des Zahnärztlichen Dienstes unter Leitung von Dr. Petra Haak im Rahmen der gruppenprophylaktischen Betreuung mit Kita-Erzieherinnen und -Erzie- hern praktikable Handlungsleitlinien für einen (mund)gesunden Kita-Alltag entwickelt. Dazu gehören tägliches Zähneputzen mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta, ein gesundes Kita- Frühstück, der Verzicht auf gesüßte Getränke und auf Nuckelflaschen sowie der zuckerfreie Vormittag mit Obst-und-Gemüse-Zwischenmahlzei- ten sowie das Abschiednehmen vom Nuckel. Mundgesundheitsförderliche Verhält- nisse in der Kita zu schaffen, ist eben- falls ein Ziel für die Erzieherinnen und Erzieher, das durch Mitwirkung der Eltern gelingt. Handlungsleitlinien freiwillig und selbstverpflichtend um- zusetzen und das Präventionspro- gramm in Kita-Konzeptionen aufzu- nehmen, ist heute für 542 „Kitas mit Biss“ im Land Brandenburg ein selbst- verständlicher Qualitätsstandard. Da- rüber hinaus gibt es in Westfalen-Lippe, Berlin und anderen Bundesländern „Kitas mit Biss“. Das Programm wurde mehrfach evaluiert, ist erfolgreich und hat der Gruppenprophylaxe neue Impulse gegeben. Ein Beispiel für die Weiterentwicklung ist der Eltern- Flyer „Kita mit Biss – und Eltern hel- fen mit ...“, der in sieben Sprachen übersetzt wurde und so gezielt für die Elternarbeit genutzt wird. Das Programm ist für die Akteure der Gruppenprophylaxe und die Kita- Teams eine Bereicherung. Im Prozess der Umsetzung entwickeln sich wechselseitig eine andere Akzeptanz Foto: Bettina Bels Virtuelle Feierstunde: Am 22. Juni wurde Dr. Gudrun Rojas die Friedrich-Römer-Ehrenmedaille für ihr berufliches Lebenswerk verliehen. 36 | GESELLSCHAFT
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