Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1335) und ein partnerschaftliches Mit- einander, das den Kindern zugute- kommt. Diese multiprofessionelle Arbeit in der Lebenswelt der Kinder ist ein Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit. Wie ist das Programm durch die Corona-Pandemie gekommen? Dass die gruppenprophylaktische Betreuung in den Kindereinrichtun- gen seit dem Frühjahr 2020 nur ein- geschränkt und zeitweise gar nicht durchgeführt werden konnte, hat Auswirkungen auf die Zusammen- arbeit mit den Kitas und damit auch auf „Kita mit Biss“. Auf unterschied- liche Weise wurde in dieser Zeit der Kontakt zu den Kitas gehalten – und beispielsweise Prophylaxemittel bereitgestellt, damit unser Thema und die Handlungsleitlinien bei den Kindern und den Erzieherinnen und Erziehern präsent bleiben. Der Hin- weis, dass Zähneputzen und Hände- waschen zusammengehören, wurde positiv aufgenommen. Hygiene hat einen noch höheren Stellenwert in der pädagogischen Arbeit bekommen. Dafür haben wir spezielle Informa- tionsmaterialien und ein Konzept entwickelt, wie Gruppenprophylaxe im Zusammenhang mit der Corona- Pandemie umgesetzt werden kann. Aktuell werden punktuell sogar neue „Kitas mit Biss“ gewonnen. Aus Hamburg wissen wir, dass die Zeit genutzt wurde, um alles für den Start des Präventionsprogramms im neuen Schuljahr vorzubereiten. Noch lässt sich nicht sagen, ob alle „Kitas mit Biss“ das Präventionsprogramm weiter umsetzen, Rückschläge wird es vermutlich geben. Inwiefern hat sich die Arbeit mit Kindern, Eltern sowie Erzieherinnen und Erziehern im Laufe der Jahre verändert? Wo liegen heute die größten Probleme in der (Zahn-)Gesundheitserziehung? Elternarbeit ist und bleibt eine Heraus- forderung und hat sich verändert. Die Eltern sind informierter und kri- tischer geworden. Leider sind sie auch empfänglich für Informationen, die für die Gesundheit ihrer Kinder nicht nur gut sind. Diskussionen mit ihnen als Chance zu sehen, Fach- wissen konsequent und zugewandt in die Elternarbeit einzubringen, fällt manchmal schwer. Einheitliche Bot- schaften, wie aktuell die Fluorid- empfehlungen für Kleinkinder der Zahnärzte und Kinderärzte, sind daher enorm wichtig. Die Kinder selbst sind medienaffiner geworden. Unsere Arbeit mit ihnen erfordert auch pädagogisches Wissen, Flexibilität und die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen. Der direkte Kontakt mit den Kindern bleibt wichtig. Emotionales Lernen in der Gruppe prägt das Gesundheits- verhalten und unsere Maskottchen sind dabei wunderbare Begleiter. Und viele Erzieherinnen und Erzieher haben uns und unsere Arbeit bei der Umsetzung ihres gesetzlichen Auftrags zur Gesundheitsbildung und -förderung schätzen gelernt. Die Akteure der Gruppenprophylaxe sind für sie verlässliche Partner. Welches ihrer Projekte hat einen besonderen Platz in ihrem Herzen? Das Projekt „Helden mit Biss“, das der Zahnärztliche Dienst der Stadt Brandenburg an der Havel gemein- sam mit der Fouqué-Bibliothek und dem Büro der zahnärztlichen Grup- penprophylaxe zum 25-jährigen „Tag der Zahngesundheit“ durchgeführt hat, bleibt mir in Erinnerung. Die Fünftklässler der Grundschulen waren aufgerufen, Geschichten zu schreiben. Aus den zahlreichen Einsendungen wählte eine Jury unter Leitung der Direktorin der Fouqué-Bibliothek und eines Kinderbuchautors die fantasiereichsten, spannendsten und lustigsten Erzählungen aus. In einer Lese-Show hat ein „echter“ Schrift- steller die Geschichten dann vor- gelesen und in einer zauberhaften Veranstaltung in der Bibliothek prämiert. Den Abschluss fand das Projekt zum Internationalen Kindertag im darauf- folgenden Jahr mit der Herausgabe eines Bandes mit den 25 schönsten Geschichten, den man nun auch in der Bibliothek ausleihen kann. Dieses außergewöhnliche Projekt zeigt, dass auch eine Zusammenarbeit zwischen den Ressorts Gesundheit, Bildung und Kultur im Bereich Mundgesund- heit möglich ist. Außerdem sind die Geschichten im Gesundheitsbericht „25 Jahre gemeinsam für gesunde Kinderzähne“ veröffentlicht worden. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus – beruflich und ehrenamtlich? Nachdem mfür mich die präventive Arbeit in Kitas und Schulen beendet ist, werde ich meine ehrenamtlichen Aufgaben im Beirat für Zahngesund- heit, als Sprecherin der Arbeitsgruppe Mundgesundheit im Bündnis „Ge- sund Aufwachsen in Brandenburg“, im wissenschaftlichen Beirat der Informationsstelle für Kariesprophy- laxe, als Ehrenmitglied der Aktion Zahnfreundlich sowie in der Kammer- versammlung und den Ausschüssen der Landeszahnärztekammer Bran- denburg weiterführen. Wissen und berufliche Erfahrungen aus 40 Jahren Tätigkeit in der Kinderzahnheilkunde und im Öffentlichen Gesundheits- dienst sind eine Grundlage, um das Gesundheitsministerium im Land Brandenburg auch zukünftig zu fachlichen Themen zu beraten. Das Gespräch führte Anja Kegel. FRIEDRICH-RÖMER- EHRENMEDAILLE Im Jahr 2005 rief der Verein Aktion Zahnfreundlich die Auszeichnung ins Leben. Die erste Ehrenmedaille wurde an Friedrich Römer verliehen. Er hatte 1985 die Aktion Zahnfreundlich gegründet und bis 1999 geleitet. Außerdem ist er der Erfinder des Tages der Zahngesundheit, der jährlich am 25. September bundes- weit begangen wird. Mit der Friedrich-Römer-Ehrenmedaille werden Menschen ausgezeichnet, die sich mit besonderem Engagement der Verbesserung der Zahn- und Mund- gesundheit widmen. Der Vorstand hatte sich vor 16 Jahren entschieden, die Medaille nicht regelmäßig, sondern nur zu besonderen Anlässen zu vergeben. Bisherige Preisträger: \ 2005 Friedrich Römer \ 2009 Prof. Dr. Dietmar Oesterreich \ 2015 Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer \ 2021 Dr. med. Gudrun Rojas GESELLSCHAFT | 37
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