Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1341) fehlende Chipping-Risiko von Ver- blendungen liegen auf der Hand. Allerdings liegen bis dato nur wenige klinische Studien zum individuellen Langzeitverhalten einzelner Mate- rialien und monolithischer Restaura- tionsalternativen vor. In den vergangenen Jahren zeigt sich über alle Materialklassen (Polymere, Keramiken, Hybridwerkstoffe) hinweg ein starker Trend zu zahnfarbenen monolithisch gefertigten Restauratio- nen. Die Kombination von computer- gestützten Verfahren und modernen Keramikwerkstoffen oder Hochleis- tungspolymeren verspricht die Um- setzung von biomimetischen, mini- malinvasiven und zuverlässig gestal- teten Restaurationen, bei geringem manuellem Aufwand. Daneben werden durch den Einsatz neuer Verfahren und Materialien (zum Beispiel Hochleistungspolymere, Speedsintern von Oxidkeramiken, Chairside-Technik) die Indikationen für die Chairside-Fertigung erweitert [Elisa Kauling et al., 2019]. Gleich- zeitig geht der Verzicht auf eine Verblendung durch die geringere Schichtstärke mit einer geringeren Invasivität der notwendigen Präpara- tion und mit einer Ausweitung der Indikationen, beispielsweise für voll- keramische Brücken, einher. So kann der gesamte Querschnitt einer Res- tauration als Konnektor verwendet werden, um die Stabilität der Restau- ration zu erhöhen (Abbildung 1). Bei aller Euphorie darf dennoch nicht übersehen werden, dass abhängig von der Materialauswahl grundlegende Unterschiede im Hinblick auf die mechanischen und optischen Eigen- schaften vorliegen, die beim Einsatz monolithischer Restaurationen be- achtet werden müssen. So sind durch die monolithische Gestaltung gleich- zeitig die ästhetischen Individuali- sierungsmöglichkeiten deutlich limi- tiert. Um das ästhetische Erscheinungs- bild zu verbessern, erfolgten in den vergangenen Jahren viele Verände- rungen an den CAD/CAM-Materia- lien selbst: Die Einstellung der Trans- luzenz – als wichtigste ästhetische Eigenschaft – ist Grundvoraussetzung dafür, dass die monolithischen Restau- rationen optisch mit der Umgebung interagieren können. Besonders gut ist diese Entwicklung anhand der Zirkon- oxide unterschiedlicher Generationen zu beobachten [Güth et al., 2019]. Weiter sind in vielen Rohlingen ver- schiedener Materialien heute bereits chromatische Verläufe integriert, die den natürlichen Farbverlauf sowie teilweise das Fluoreszenzverhalten (Abbildung 4) des Zahnes imitieren sollen. Gleichzeitig werden im Be- reich der Zirkonoxide mittlerweile unterschiedliche Generationen mit differierenden biomechanischen und optischen Eigenschaften miteinander in einem Material kombiniert, um den Anforderungen an Festigkeit und Stabilität sowie an eine ansprechende Ästhetik gerecht zu werden. Somit ist es mittlerweile vereinzelt unter bestimmten Voraussetzungen (zum Beispiel bei der Restauration der gesamten Front) möglich, auch im ästhetischen Bereich monolithisch zu arbeiten (Abbildungen 2 bis 4). Der Einsatz monolithischer Restaura- tionen weist weiterhin ein enormes Entwicklungs- und Innovations- potenzial auf und der Trend wird sich nach Einschätzung der Autoren fort- setzen. Allerdings muss sich das res- taurative Team aus Zahnmedizinern und Zahntechnikern intensiv mit den gewählten Materialien auseinander- setzen, um Fehler bei der Material- auswahl, der Vorbehandlung und dem klinischen Handling zu vermeiden. Auch liegen bisher keine klinischen Langzeitdaten zum Einsatz mono- lithischer Zirkonoxide vor [DGZMK- Leitlinie, 2015]. Abb. 2: Monolithisch gefertigte Frontzahnbrücke (Lava Esthetic, 3M, St. Paul, USA) Quelle: Jan-Frederik Güth PROF. DR. MED. DENT. JAN-FREDERIK GÜTH Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, ZZMK (Carolinum) der Goethe- Universität Frankfurt am Main, Theodor-Stern-Kai 7, Haus 29 60596 Frankfurt gueth@med.uni-frankfurt.de \ 2007: Approbation \ 2008: Promotion zum Dr. med. dent. an der Ludwig-Maximilians Universität München \ 2013: Forschungsaufenthalt an der University of Southern California, Los Angeles, CA \ 2014: Habilitation, Ernennung zum Oberarzt \ 2015: Ernennung zum stellvertretenden Klinikdirektor (Leitender Oberarzt) der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik (Prof. Dr. Daniel Edelhoff) am Klinikum Innenstadt der LMU München \ 2019: Ernennung zum Außerplanmäßigen Professor, LMU München \ 2020: Ruf auf den Lehrstuhl für Zahnärztliche Prothetik der Goethe-Universität Frankfurt am Main \ seit 2021: Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Goethe-Universität Frankfurt am Main Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 43
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