Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1342) 2. ADDITIVE FERTIGUNG UND 3-D-DRUCK-VERFAHREN ZUR FERTIGUNG VON ZAHNERSATZ Additive Fertigungsverfahren sind in den vergangenen Jahren mehr und mehr in den Fokus von Zahnärzten und Zahntechnikern gerückt. Hilfs- komponenten wie beispielsweise additiv gefertigte Modelle oder Chi- rurgieschablonen sind mittlerweile etablierte Hilfsmittel im Labor und im Praxisalltag bei Anwendung des digitalen Workflows. Additiv her- gestellter Zahnersatz hat sich bisher auf das selektive Lasersintern fest- sitzender Restaurationen beziehungs- weise polymerbasierter Provisorien beschränkt. Die Entwicklung des 3-D-Drucks im Bereich restaurativer Versorgungen ist allerdings rasant [Schweiger et al., 2021]. Als aktuelle Innovationen sind hier die additive Herstellung von Modellgussgerüsten im Lasersinterverfahren und die Zulassung der ersten zahnfarbenen Polymermaterialien zur additiven Fertigung von definitivem Zahnersatz zu nennen. 2.1. Lasergesinterter Modellguss Die Befestigung von herausnehmbarem Zahnersatz mithilfe von Klammern ist eine der ältesten Formen von Ver- ankerungselementen [Lehmann und Hellwig, 2002]. Klammerverankerte Prothesen, die auch als Einstückguss- prothesen bezeichnet werden, sind eine sehr einfache Form des Zahn- ersatzes und zeigen eine große Varia- tionsbreite, wodurch sie universell einsetzbar sind [Stark, 2005]. Seit mehr als 100 Jahren sind klammer- verankerte Prothesen eine Möglich- keit, um herausnehmbaren Zahn- ersatz gegen abziehende Kräfte, beispielsweise beim Sprechen oder Kauen, auf dem Kiefer in lagerichtiger Position zu halten und die Kaukräfte möglichst gleichmäßig auf Restzähne und Weichgewebe zu verteilen. Die Einführung von digitalen Ver- fahren zur Herstellung von Zahn- ersatz, wie beispielsweise Computer Aided Design / Computer Aided Ma- nufacturing (CAD/CAM) und additive Fertigungstechniken bieten die Mög- lichkeit, Einstückgussprothesen digi- tal zu planen und anschließend ad- ditiv mittels 3-D-Drucker zu fertigen [Schweiger und Kieschnick, 2017]. Dabei können indirekte und direkte Methoden differenziert werden. Beim indirekten Verfahren werden nach der CAD-Konstruktion die Gerüste in Wachs oder Kunststoff gedruckt und anschließend wird die finale Einstückguss-Prothese in Lost-Wax- Technik mittels Gussverfahren gefer- tigt. Beim direkten Verfahren wird der CAD-Datensatz der Konstruktion mittels Lasersinter-Verfahren unmit- telbar in die Co-Cr-Legierung um- gesetzt [Alifui-Segbaya et al., 2017; Laverty et al., 2016; Lima et al., 2014]. Beide Verfahrenswege zeigen Vor- und Nachteile. So bietet die indirekte Technik den Vorteil, dass diese auch mittels kostengünstiger 3-D-Drucker in kleinen und mittleren Laboren umgesetzt werden kann, während das direkte Verfahren mittels Lasersinter- technologien aufgrund der teuren Maschinen nur in großen Laboren und insbesondere in industriellen Fertigungszentren Anwendung fin- den wird. Der wesentliche Nachteil der indirekten Verfahren liegt darin, dass lediglich die analoge Modella- tion durch die CAD-Konstruktion und den anschließenden 3-D-Druck substituiert wird, während alle ande- ren Schritte wie bisher analog umge- setzt werden. Die Kostenreduktion ist damit als gering zu beurteilen, bei gleichzeitig geringer Standardisierung Abb. 3: Monolithisch gefertigte Frontzahnbrücke (Lava Esthetic, 3M, St. Paul, USA) unmittelbar nach der adhäsiven Eingliederung Quelle: Jan-Frederik Güth Abb. 4: Fluoreszenz unter Schwarzlicht der monolithisch gefertigten Frontzahnbrücke (Lava Esthetic, 3M, St. Paul, USA) unmittelbar nach der adhäsiven Eingliederung Quelle: Jan-Frederik Güth PD DR. MED. DENT. SILVIA BRANDT Leitende Oberärztin Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, ZZMK (Carolinum) der Goethe-Universität Frankfurt am Main Theodor-Stern-Kai 7, Haus 29, 60596 Frankfurt Foto: privat 44 | ZAHNMEDIZIN
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=