Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1343) aufgrund der vielen verbleibenden analogen Schritte. Hierin liegen dann auch die wesentlichen Vorteile des direkten Verfahrens mittels Laser- sintertechnologien, nämlich eine Wirtschaftlichkeit gepaart mit einer Prozessoptimierung durch rein digi- tale Fertigungsschritte und damit verbunden einer Erhöhung der Stan- dardisierung. Um eine endgültige Empfehlung für diese Fertigungsweise auszusprechen, sind jedoch noch weitere wissen- schaftliche Studien notwendig. Be- sonderes Augenmerk wird hierbei auf die Verankerungselemente (Klam- mern) gerichtet werden müssen, da diese aufgrund ihrer Halte- und Stütz- funktion hohen mechanischen Belas- tungen ausgesetzt sind. Behr et al. fanden in einer retrospektiven Studie von 174 Klammermodellgussprothe- sen, dass sich die häufigsten Brüche bei diesen Prothesen im Bereich der Klammern ereigneten [Behr et al., 2012]. Nach fünf Jahren waren 80,4 Prozent und nach zehn Jahren 76,9 Prozent der Modellgussklammern noch intakt. In einer In-vitro-Untersuchung wur- de an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München die mechanische Qualität gegossener versus lasergesinterter Klammern für Modellgussprothesen untersucht [Schweiger et al., 2019]. Die Ergeb- nisse der Studie waren sehr viel- versprechend und zeigen das hohe mechanische Potenzial und die exzel- lente Gefügequalität von lasergesin- terten Klammern. Insgesamt wurde festgestellt, dass die lasergesinterten Klammern in allen untersuchten Be- reichen bessere Ergebnisse lieferten als die gegossenen Klammern. Dies deckt sich mit aktuellen Studien anderer Forschungsgruppen [Alageel et al., 2018]. Allerdings konnte auch festgestellt werden, dass im Bereich der CAD-Software derzeit kein Pro- gramm vorhanden ist, das die für ein reproduzierbares Erreichen der gefor- derten Abzugswerte notwendigen Einstellungs- und Konstruktionswerk- zeuge anbietet [Alifui-Segbaya et al., 2017]. Dies ist jedoch ein wesent- licher Baustein der digitalen Prozess- kette zur Fertigung von Modellguss- prothesen im direkten Lasersinter- verfahren. Der Anteil an manuellen (analogen) Arbeitsschritten bei der Herstellung von Modellgussprothe- sen mittels Lasersinterverfahren ist beim derzeitigen Stand der Technik immer noch sehr groß. Gerade im Bereich des „Postprocessings“ nach dem Lasersintern müssen die meisten Schritte manuell durchgeführt wer- den. Um hier die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse und somit die Prozess- sicherheit zu erhöhen, ist es notwen- dig, die Nachfolgeschritte so weit als möglich zu digitalisieren. Die durch- geführte Studie bildet die Basis für mögliche Weiterentwicklungen/Stu- dien im Hinblick auf die CAD-Soft- ware, die Optimierung der digitalen Prozesskette sowie das Fertigungs- verfahren selbst. Die Abbildungen 5 bis 7 zeigen sowohl das CAD-Design, als auch die ausgearbeiteten im Lasersinterverfahren hergestellten Prothesenbasen nach Politur. 2.2. Definitiver zahnfarbener, festsitzender Zahnersatz aus dem 3-D-Drucker Es ist eine attraktive Zukunftsvision, die in der Entwicklung langsam Ge- stalt annimmt: definitiver Zahnersatz aus dem 3-D-Drucker. Dabei werden verschiedene Wege in verschiedenen Materialklassen verfolgt. Allerdings muss die Frage, ob definitiver Zahn- ersatz aus dem 3-D-Drucker kommen kann, aus werkstoffkundlicher Sicht beantwortet werden. Die Anforderun- gen an die 3-D-gedruckte Restaura- tion sind hoch. Das Material muss sowohl den hohen mechanischen Belastungen als auch den unter- Abb. 5: CAD-Konstruktion einer Klammerprothese Quelle: Josef Schweiger Abb. 6 und 7: Lasergesinterte Klammerprothese nach dem Ausarbeiten und Polieren Quelle: Josef Schweiger ZT JOSEF SCHWEIGER, M.SC . Zahntechnischer Laborleiter Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Klinikum der Ludwig-Maximilians- Universität München Goethestr. 70, 80336 München Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 45
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