Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1345) Beurteilung zum klinischen Einsatz von Kronen aus VarseoSmile Crown plus geben zu können, sind neben den be- reits erfolgten In-vitro-Untersuchun- gen weitere klinische Studien not- wendig, um das Langzeitverhalten besser einschätzen zu können. Der Beitrag „3-D-gedruckte Restauratio- nen als neue Therapiemöglichkeit“ (zm 13/2021) beschreibt ausführlich die potenziellen Anwendungsmög- lichkeiten des keramisch gefüllten Hybridmaterials in Verbindung mit einer an der Charité, Berlin, laufen- den Studie zur Langzeitstabilität. 3. BEHANDLUNGSKONZEPTE 3.1. Die bimaxiläre zahnfarbene Schiene (Münchner Schiene ® ) Minimalinvasive Behandlungskon- zepte gewinnen in der prothetisch- rekonstruktiven Zahnmedizin zuneh- mend an Bedeutung. Gleichzeitig ver- folgen diese Konzepte eine erhöhte Vorhersagbarkeit des restaurativen Ergebnisses – insbesondere in kom- plexen Situationen, die beispielsweise eine Veränderung der Vertikaldimen- sion oder einen multidisziplinären Ansatz wie im Fall der Umstellungs- osteotomie erfordern (Abbildung 10). Vor diesem Hintergrund vereint die sogenannte Münchner Schiene diese Ziele und ermöglicht es dem restau- rativen Team und den Patienten, in definierten Schritten ein geplantes Restaurationsziel zu erarbeiten und dabei immer die Möglichkeit zu ha- ben, Änderungen im Behandlungs- plan in einfacher Weise bei mini- maler Invasivität und maximaler Reversibilität vorzunehmen [Edelhoff et al., 2016; Edelhoff et al., 2017]. Die auf Basis des Waxups (Abbildung 11) und des Mockups konstruierten vollanatomischen zahnfarbenen Schienen werden aus Polycarbonat gefräst (Abbildung 12) und können auf die vorhandenen Zähne „gesnappt“ werden (Abbildung 13). Dabei verbin- den sie funktionelle mit ästhetischen Aspekten und kommen der geplanten späteren prothetischen Versorgung in beiden Aspekten wesentlich näher als herkömmliche Aufbissbehelfe dies vermögen. Aufgrund der gegenüber Polymethylmethacrylaten (PMMA) höheren Flexibilität sind Schienen aus Polycarbonat weniger fraktur- und rissanfällig und können somit sehr dünn ausgearbeitet werden. Auch bei der Umsetzung in späteren (langzeit- provisorischen) Zahnersatz (Abbil- dung 14) bieten die Schienen durch den bimaxillären Charakter eine wesentlich höhere Flexibilität. Da- neben findet Polycarbonat aufgrund seiner Materialeigenschaften auch im Bereich der Interimsprothetik mehr und mehr Einsatz. 3.2. Sofortimplantation und Ver- sorgung im digitalen Workflow Die orale Implantologie nahm ihren Anfang vornehmlich in der Versor- gung des zahnlosen Unterkiefers. Da- hingehend wurden chirurgische und prothetische Techniken entwickelt und optimiert, die einen nach Zahn- extraktion ausgeheilten Alveolarkamm als Ausgangssituation haben. Auf- grund der hervorragenden klinischen Langzeitergebnisse [Krebs et al., 2015] und eines darauf abgestimmten Makro- und Mikrodesigns von Im- plantaten war keine Veranlassung ge- geben, dieses Therapiekonzept zu ändern. In Folge wurden nach Zahn- extraktion die entstandenen großen Knochenwunden zunächst der sekun- dären Heilung mit den bekannten Schmerzen und Komplikationen über- lassen. Um dem massiven vertikalen und horizontalen Gewebeverlust bei der Heilung einer Extraktionsalveole entgegenzuwirken, wurden diese mit autologen Knochenspänen oder Kno- chenersatzmaterialen gefüllt. Beides führt zu einem gewissen Erhalt der initialen horizontalen Dimension des Alveolarkamms, nicht aber in der Vertikalen [Fickl et al., 2009]. Abb. 10: : Zustand nach bi-gnather Umstellungsosteotomie Quelle: Jan-Frederik Güth Abb. 11: Waxup Quelle: Josef Schweiger Abb. 12: Gefräste zahnfarbene Schienen im Polycarbonat-blank Quelle: Josef Schweiger ZAHNMEDIZIN | 47

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