Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1346) Eine konkurrierende, primäre Hei- lung einer Extraktionsalveole nutzt ein prothetisches Verfahren. Vor der Zahnextraktion wird bereits ein Brücken-Pontic – konventionell oder adhäsiv an Pfeilerzähnen verankert – angefertigt. Dieses Pontic taucht api- kal mindestens 2 bis 3 mm in die Ex- traktionswunde ein und sorgt damit für einen optimalen primären Wund- verschluss – vorausgesetzt der Zahn wurde minimalinvasiv ohne Bildung eines Schleimhautlappens extrahiert. Die anschließende primäre Wund- heilung verläuft nahezu schmerzfrei und meist ohne jegliche Schwellung. Des Weiteren bleibt das Austrittspro- fil (Emergenzprofil) des natürlichen Zahnes bestehen, vorausgesetzt die Anatomie des Pontics entspricht der Anatomie des Zahnes im Bereich des umschließenden Weichgewebes. Die Idee liegt nun auf der Hand, die Verankerung eines solchen Brücken- pontics über ein sofort in die Extrak- tionsalveole inseriertes Implantat zu realisieren. Bezeichnet wird dieses Vorgehen als Sofortimplantation mit Sofortversorgung [Canellas et al., 2019]. Eine sofortige prothetische Versorgung impliziert auch eine sofortige Belas- tung des Implantats, obwohl meist nur das apikale Drittel der Implantat- schraube im Knochen der Extraktions- alveole verankert werden kann. Die Lösung und in Folge der Durchbruch für dieses Therapiekonzept waren somit Implantate mit stark ausge- prägten, sprich horizontal langen Gewindeflanken im apikalen Bereich, die eine ausreichende Primärstabilität für eine sofort belastete Einzelkrone in einer Extraktionswunde erzielen. Eine zusätzliche Sicherheit vor Über- lastung generiert eine initial tempo- räre Krone ohne statische und dyna- mische Okklusionskontakte – meist umgesetzt durch eine 1 bis 2 mm betragende Infraokklusion. Das Therapiekonzept benötigt jedoch unmittelbar nach der Implantatinser- tion eine temporäre Krone, die einen zum extrahierten Zahn identischen Querschnitt an der Gingivagrenze auf- weist, um sowohl einen primären Wundverschluss als auch den Erhalt des natürlichen Austrittsprofils sicher- zustellen. An diesem Punkt hilft die digitale Zahnmedizin enorm. Zwei digitale Workflows bieten sich hierzu an, die beide die Basis eines intra- oralen Scans der Ausgangssituation nutzen, also einen kompletten Scan des Unter- und Oberkiefers, in maxi- maler Interkuspidation referenziert. \ Im Fall von freihändig inserierten Implantaten wird deren drei- dimensionale Position in Relation Abb. 13: Eingesetzte bimaxilläre zahnfarbene Schienen verbinden funktionelle und ästhetische Aspekte zur Austestung einer neuen Bisslage und Zahnform. Quelle: Jan-Frederik Güth Abb. 14: Non-prep-Langzeitprovisorien aus Nano-hybrid-Keramik (Lava Ultimate) Quelle: Jan-Frederik Güth Abb. 15a: Minimalinvasive Extraktion von Zahn 22 Abb. 15b: Schablonengeführte Implantatinsertion Quelle: Paul Weigl Quelle: Paul Weigl PD DR. MED. DENT. PAUL WEIGL ZZMK (Carolinum) der Goethe-Universität Frankfurt am Main Theodor-Stern-Kai 7, Haus 29, 60596 Frankfurt Foto: privat a b 48 | ZAHNMEDIZIN
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