Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1350) Heute sind CAD/CAM-Programme der zentrale Bestandteil sämtlicher Aligner-Anwendungen. Diese Appli- kationen können – automatisiert un- ter anderem mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) – digitale Modelle seg- mentieren, okklusale Kontakte dar- stellen, Wurzeln aus 3-D-Röntgen- bildern einfügen, Platzverhältnisse am Kontaktpunkt evaluieren, durch programmierte Algorithmen eigen- ständig Behandlungsvorschläge be- rechnen und diese zum Beispiel auch in einen 3-D-Gesichtsscan ein- fügen. Die Möglichkeiten scheinen hier förmlich unlimitiert. In der Regel begleitet ein Techniker solch ein digitales Set-up. Der Behandler/- Abnehmer überprüft das Set-up, modifiziert es bei Bedarf und gibt es final frei. Doch jede CAD/CAM-Anwendung ist nur so gut wie die grundlegende Programmierung und Kompetenz des jeweiligen Anwenders, zudem ist sie immer limitiert durch die patientenbezogenen Daten, die zur Verfügung gestellt werden. Um ver- schiedene Aligner-Systeme, Aligner- Indikationen, die klinische Umsetz- barkeit eines virtuellen Set-ups, Limitationen und Aufwand sinnvoll einschätzen zu können, bedarf es als Abnehmer/Behandler der profunden Kenntnis und Beachtung jahr- zehntelang evaluierter Grundregeln der Zahnbewegung, von Wachs- tums- und Alterungsprozessen, von biologischen sowie ästhetischen Limitationen. So zeigte beispielsweise R. M. Little, dass Unterkiefer-Engstände, die durch Expansion der intercaninen Breite behoben wurden, später rezi- divierten [Little, 1975]. Das beruht hauptsächlich darauf, dass die Dis- tanz zwischen den unteren Eck- zähnen (intercanine Breite) im Lebensverlauf abnimmt [Bishara et al., 1997]. Daten von longitudinalen Studien legen nahe, dass solche Ver- änderungen im Erwachsenenalter am schnellsten im zweiten und im drit- ten Lebensjahrzehnt voranschreiten und bis in die sechste Lebensdekade andauern [Harris, 1997; Dager et al., 2008]. PD DR. BJÖRN LUDWIG Fachpraxis für Kieferorthopädie PD Dr. Björn Ludwig, Dr. Bettina Glasl Am Bahnhof 54, 56841 Traben-Trarbach bludwig@kieferorthopaedie-mosel.de \ 1996–2001: Studium der Zahnmedizin, Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg \ 2001–2005: Assistenzzeit, unter anderem Weiterbildungsassistent in der Kieferorthopädie und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Poliklinik – Kieferorthopädie – ZZMK „Carolinum“ in Frankfurt am Main \ seit 2006: Niederlassung in einer kieferorthopädischen Gemeinschaftspraxis mit Dr. Bettina Glasl \ seit 2007: Lehrauftrag und spätere Habilitation an der Poliklinik für Kieferorthopädie der Universitätsklinik Homburg/Saar \ 2021: Distinguished Teacher Award Winner der European Society of Orthodontics \ Co-Editor Journal of Clinical Orthodontics (JCO), Schriftleitung der Zeitschrift „Kieferorthopädie“ (gemeinsam mit Dr. Jens J. Bock) Foto: privat Quelle: Björn Ludwig Abb. 3: Patientin aus Abbildung 1 zum Abschluss ihrer Aligner-Behandlung: Die Ausformung des anterioren Segments ohne Expansion und mit Intrusion Zahn 33 konnte innerhalb von vier Monaten erreicht werden. Retentionsphase: CAD/CAM-gestützte Planung und Herstellung eines Retainers mittels Desktop-Biegemaschine 52 | ZAHNMEDIZIN
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