Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1352) Kariesanfälligkeit der bearbeiteten Zahnareale nicht [Zachrisson et al., 2011]. Leider zeigen Studien, dass die in vivo tatsächlich entfernte Schmelzmenge oft geringer ist als der im virtuellen Set-up berechnete Bedarf [De Felice et al., 2020]. Das ist einer der häufigsten Gründe, weshalb eine Umsetzung des virtuellen Set- ups klinisch nicht gelingt. Für die Intrusion des Zahnes 33 im Fall- beispiel bedarf es zwingend mehrerer Attachments (siehe Folgeabschnitte). Um die typischen, natürlichen Ver- änderungen während des Alterns zu kontrollieren (häufig unkorrekt als Rezidiv bezeichnet), ist eine lebens- lange Retention notwendig. Hierzu eignen sich nächtlich getragene, herausnehmbare Apparaturen oder 6-Punkt-Kleberetainer (Abbildung 3). Diese lassen sich sehr passgenau mit- hilfe von CAD/CAM-Techniken her- stellen [Nasef et al., 2014; Grauer und Proffit, 2011]. Warum nun Aligner und von wem? Der Hauptgrund, weshalb Patienten durchsichtige Aligner als Behand- lungsmittel wählen, ist ästhetisch motiviert – also der Wunsch, eine unauffällige Zahnspange zu tragen. Patienten, die sich einer Aligner-The- rapie unterziehen, geben eine höhere therapiebezogene Lebensqualität im Vergleich zu Patienten mit lingualen Bracket-Apparaturen an, die wiederum aber noch vor den vestibulär getragen Brackets rangieren [Al Seraidi et al., 2021]. Interessant ist dabei: Obwohl die Unauffälligkeit der kieferortho- pädischen Apparatur als sehr wichtig angegeben wird, würden Patienten dennoch eine ästhetische Beeinträch- tigung in Kauf nehmen, falls dies zu einem besseren Behandlungsergebnis führen würde [Thai et al., 2020]. Hier ist also eine indikationsbezogene, ehrliche und kompetente Aufklärung des Patienten wichtig. Im Vergleich der Behandler (Allgemein-Zahnarzt und Kieferorthopäde) gibt es signifi- kante Unterschiede in der Fallauswahl und im Behandlungsmanagement. Prinzipiell scheinen Zahnärzte etwas weniger Zurückhaltung bei der Fall- auswahl zu zeigen und seltener (emp- fohlene) Zusatzmittel einzusetzen [Best et al., 2016; d’Apuzzo et al., 2019]. Und wer wählt nun DTC-Angebote (direct to consumer)? Prinzipiell wird der Spezialist eher wegen der erwar- teten höheren Qualität, DTC eher wegen der scheinbar einfacheren Zugänglichkeit und dem augen- scheinlich günstigen Preis aufge- sucht. Interessant ist, dass Eltern für das eigene Kind eher den Spezialisten wählen, wohingegen sie für sich selbst gegebenenfalls DTC nehmen würden [Olson et al., 2020]. 73 Pro- zent der Patienten, die sich für DTC entschieden haben, wählten dies wegen der Kosten [Okuda et al., 2021]. Darüber hinaus scheinen die Wahl des Behandlers und dessen pro- fessionelle Glaubwürdigkeit immer mehr durch Social-Media-Beiträge beeinflusst zu werden [Meira et al., 2021]. Quelle: Björn Ludwig Abb. 5: Freilegungs- und Minischrauben-Insertionsschablone a: DVT-Rekonstruktion b: Freilegungsschablone für Zahn 13 und bereits inserierte Minischrauben im gleichen Termin mithilfe einer Insertionsschablone c: Hybrid-Hyrax-Gaumennahterweiterung zum einzeiligen Einsetzen sofort nach Minischrauben-Platzierung d: Vorher-nachher-Vergleich der intraoralen Frontalfotos DR. BETTINA GLASL Fachpraxis für Kieferorthopädie, PD Dr. Björn Ludwig, Dr. Bettina Glasl Am Bahnhof 54, 56841 Traben-Trarbach Foto: privat ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. a b c d 54 | ZAHNMEDIZIN

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